Arbeitsjournal. Freitag, der 23. Januar 2009.

4.50 Uhr:
[Arbeitswohnung. Delius, Romeo & Julia auf dem Lande (Cass.-„Projekt“ Nr. 110).]
Nach langem einmal wieder 4.30 Uhr geschafft. Als der Profi mich in >>>> „Gypsy’s Restaurant“ gestern nacht – ich hatte erzählt, wie spät… äh: früh es in der Vornacht geworden war, aber ich sei um 5 Uhr wieder an die Arbeit gegangen – als er mich also gefragt hatte „Wie machst du das?“, antwortete ich: „indem ich einfach aufstehe“. Tatsächlich g i b t es kein anderes Geheimnis daran, es ist „rein“ der Wille.
Dennoch zerlief mir das Gestern unter den Fingern, wobei „Fingern“ nur zentelwahr ist und die „Angelegenheit“ außerdem alles andere als zu beklagen. Momentlang, am Nachmittag, schien es sogar so zu sein, als gäbe es begründeten Anlaß zum Jubel: UF mailte, er habe >>>> DER ENGEL ORDNUNGEN soeben mit dem Umschlag erhalten; aber der lasse sich auf Teufel komm raus nicht vom Einband lösen. So stellte sich ziemlich schnell heraus, daß er lediglich die, wie er es absolut passend nennt, „freudlos aussehende“ Ausgabe mit dem fahlgrauen Ausdruck, eben immer noch ohne den Umschlag, zugeschickt bekommen hatte. Einen nächsten Anruf bei >>>> dielmann ersparte ich mir; die Sache hat was von einem running gag, wenn es auch einer mit schiefer Pointe ist. Zu politisch unkorrekteren Zeiten hätte ich mir zu sagen erlaubt, sowas mache Knochenerweichung; heute, als moralisch bekehrter Mann, spar’ ich mir das, erinnere aber an eine hübsche Karikatur von F.W.Bernstein, die „Unterwegs im Weichkäse“ hieß. Ich w e i ß, daß „erinnern“ im Deutschen reflexiv ist: nein, verdammt!, ich verwende keinen fürs Deutsche falschen Anglizismus; welche grammatisch korrekte Möglichkeit also bleibt? Na bitte, SeinSe nich’ immer so voreilig.
Weiter mit MEERE, damit bin ich gestern, aus den angedeuteten Gründen meiner physiologischen Ausgleichspolitik, kaum zehn Seiten vorangekommen; aber es sind drei Jahre nachzuholen, sagt mein Schwanz, und auf d e n, das dürfen Sie mir glauben, sollte man hören. Wir Christen hören eh zu wenig auf den Körper, dem wir doch alles, wirklich alles verdanken. Das geb ich Ihnen heute, als Katholik, mit auf den Gedankenweg.
Guten Morgen.

6.55 Uhr:
Hinter meinem >>>> Konservatismus, der sich bei den Gedichten etwa im Reim ausdrückt, steht das zunehmend deutliche, ja scharfe Bewußtsein, daß wir bestimmt sind – nein, nicht von „Willen“, nicht von Göttern, die doch für Bestimmtheit nur konstruierte Bilder sind, sondern von eingeprägten Strukturen, seien sie genetischer Art, seien sie sozial kinditioniert. >>>> „Du mußt nur die Laufrichtung ändern“, sagte die Katze und fraß sie.

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