Fragen. 18.02.2009. Paul Reichenbach ohne Antwort.

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Was treibt uns, was lässt uns nicht schlafen?
Wo sollen wir suchen, was ist denn das Ziel?
Wann greift unser Anker, wo ist unser Hafen?

Sind Kugeln wir nur im großen Spiel?
Nur Einsatz in ohnmächtiger Hand,
Und rinnen durch Finger als feiner Sand?

Was treibt uns, was lässt uns nicht schlafen?
Wann greift unser Anker, wo ist unser Hafen?

Wieder einmal eine heiße Debatte in den Dschungeln über Determination, über die Frage: Sind wir den Genen ausgeliefert? Können wir ihrer Matrix entfliehen? Kurzum: Ist freier Wille illusorisch? Ich bin weder Philosoph noch Theologe, Biologe bin ich auch nicht. Was mich an dieser Fragestellung interessiert, ist eher politisch-sozialer Natur. Hat doch für den Neoliberalismus, der gerade seine größte Pleite erlebt, eine “biologistische” Anthropologie, angesichts aktueller Ereignisse enorme apologetische Bedeutung. Sie arbeitet ihm zu, ob sie das will oder nicht. Nun ist das noch lange kein Grund individuell für sich richtig Erkanntes nicht öffentlich zu benennen. Aber mitdenken tue ich es schon. Spricht die Anerkenntnis biologistischer Determination z.B. von Schuld und Verantwortung frei und überlässt sie ein individuelles JA zu dieser oder jenen Sache, zu dieser oder jenen Person nicht einen genetischen Zufall? Ist, dies zum Schluss, das gute, schlechte alte Gewissen ein Produkt genetischer Codes? Alles Fragen, die mit in diesen Kontext gehören, meine ich. Ich muss mich sachkundig machen, auch um den Ekel zu entgehen, der mich immer dann ergriff, wenn mich die Ausschließlichkeit einer Position zu lange von allen Gegenmöglichkeiten entfernt hielt, schreibt Dreyer über Dreyer. (Materialien: Die Spaltung, S. 35)

Bildquelle: >>>>>H I E R

2 thoughts on “Fragen. 18.02.2009. Paul Reichenbach ohne Antwort.

  1. Die Frage nach der Funktion Da zwei meiner Hauptfiguren (in einem Roman, der vor dem Hintergrund der Wendejahre in Ost und West spielt) ein ähnlich grundlegendes Problem mit ihrer ‘Determination’ haben, füge ich einmal ein Zitat bei, in dem meine Überzeugung – die noch auf Habermas zurück gehen dürfte – deutlich wird: dass zwischen freiem Willen und Determination die Funktion dessen, was erreicht werden soll, vermittelnd ausgleicht:

    “Der Wunsch, sich mitzuteilen, droht ihn zu zerreißen. Frederik hätte nicht schlecht Lust, Bettina die ganze Wahrheit zu erzählen. Aber welche seiner Lebensgeschichten trüge mehr innere Wahrheit oder auch nur mehr innere Wahrscheinlichkeit in sich? Die vom Funktionärssohn, der das Werk des Vaters fortführt, indem er Offizier der Staatssicherheit wird? Oder die vom Funktionärssohn, der alles, woran der Vater glaubt, in Frage stellt? Der sich außerhalb der sozialistischen Werteordnung begibt, ein feindlich-negatives Element? Beide Varianten sind funktionale Teile seines Lebens geworden, abhängig von dem, was er erreichen will. Aber beide verweisen auf ein und dieselbe Herkunft in diesem Land, in dem er sich fremd und geborgen fühlt.”

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