auf 180 war er, mein bruder….

…. als er hier ankam. ein intensiv langes gespräch bis weit in die nacht, heute früh saß er ganz entspannt hier an meinem tisch und frühstückte. “ich muß was ändern.” “ja.” es wird kein einfacher weg für ihn und auch nicht für die familie werden, aber er will ihn gehen, auch seine frau ist einverstanden. nach dem frühstück fuhr ich mit beiden über die dörfer nach ahrensburg, wir schauten uns das schloß an, machten einen streifzug durch die innenstadt, die geöffneten geschäfte, es war verkaufsoffener sonntag, ließen ihn immer wieder innehalten. in einer kleinen straße gibt es dort ein geschäft, in dem handgefertigte seifen verkauft werden. er nahm einen dieser braunen blöcke aus dem regal, roch daran: “riech mal, wie unsere alte waschküche, sogar den muff rieche ich.” es war kernseife, mit anderen zusätzen. ich lachte: “nimmst du irgendwo, egal in welchem land, in welcher stadt du dich auf unserer erde befindest, ein seifenstück mit dieser zusammensetzung aus dem regal, und riechst daran, wirst du immer in unserer alten waschküche stehen.” da lachte er, hielt mir ein anderes seifenstück unter die nase: “und was läßt dich dieser geruch erinnern?” “pfefferminzfondant.” “ja…. diese rosa-weißen tafeln.” wir machten eine schnuppertur durch den ganzen laden, jeder mußte raten, welchen geruch der andere ihm unter die nase hielt, am ende gingen wir jeder mit einer kleinen tüte gleichen inhalts aus dem geschäft. am nachmittag fanden wir dann noch ein antiquariat, seine frau schaute uns an: “geht ihr da rein, ich geh ins schuhgeschäft, in einer halben stunde treffen wir uns hier.” mit der halben stunde kamen wir nicht aus, mein bruder fand ein buch, setzte sich, begann zu lesen, vergaß alles um sich herum. die inhaberin brachte uns kaffee… beide hatten wir einen stapel bücher wohlverpackt unter dem arm, als wir dieses geschäft verließen, seine frau hatte sich drei paar schuhe gekauft. in einem kleinen restaurant aßen wir dann noch fisch, fuhren danach wieder zu mir. kurz darauf rief meine schwester an: “die bombenräumung ist beendet, ihr könnt losfahren”, was sie auch taten. ich lernte viel über terrazzoböden, auch, wie man sie wieder ausbessert, und erfuhr noch, was eine “raumübergreifene flurbedachung” (das ist ein baum), oder eine “anorganische flureinfriedung” (das ist ein zaun aus kunststoff) ist. ich hatte es zuerst falsch verstanden: “was sagtest du gerade?, anorganische flurbefriedigung?” flapsend gingen wir durch die straßen, lachten viel. irgendwann nahm er mich in seine arme, hob mich hoch… wirbelte mich im kreis herum: “du bist immer noch ein fliegengewicht, und du tust mir so gut”, hielt mich ganz fest in seinen armen. die leute schauten uns an, wir mußten wieder lachen. ich glaube, der gestrige abend und der heutige tag taten ihm sehr gut.