Arbeitsjournal. Donnerstag, der 2. April 2009.

8.23 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Meine Struktur hat sich mal wieder zersetzt. Für meine Arbeit: verschlafen. Für den Jungen: f a s t verschlafen (aber noch rechtzeitig auf den seit fünf Uhr ignorierten Wecker geguckt). Ich trinke zu viel, ich rauche zu viel, es wird immer zu spät in der Nacht. DVD-Serial-Sucht, jetzt Rom. Auffällig, wie verfügbar Frauen darin sind, verfügbar je nach Gesellschaftsklasse, schon klar, aber verfügbar je in ihr halt d o c h. Verfügbar auch für den männlichen Zuschauer; die Zielgruppe der Serie ist deutlich: es gibt nicht eine Folge, in der nicht Brüste entblößt sind:: da wird nicht gefragt, da wird sofort die Brust freigelegt, wenn ein Mann es so will. Eine Legion zieht übers Land, eine Schäferin steht da; der Primus pilus stoppt den Zug, steigt ab, nimmt sich die junge Frau vor, die sich völlig ergeben penetrieren läßt, an einem Baum, von hinten. Als er abgespritzt hat („ab“ ist hier falsch, sondern gänzlich ohne Interesse am weiteren Schicksal der Frau und einer etwaigen Empfängnis wird in sie hineingespritzt), schüttelt der Heerführer seinen Schwanz, als hätte er gepinkelt, läßt die junge Frau stehen, hebt die Arme zu seiner Legion zur Siegesgeste, alle steigen auf, der Zug zieht weiter, die Frau, die nicht einmal weinte, kümmert sich wieder um die Schafe, die zu ihr hintreiben. Es ist enorm viel Wahrheit in dieser pragmatischen Szene; man bekommt Zweifel, ob die „Dinge“ nicht heutzutage letztlich immer noch so liegen, bzw. am Baum stehn. Wobei es n i c h t um Inszenierung solcher Machtverhältnisse geht, also n i c h t um „Perversion“, sondern um die pure, die bloße Normalität.
Zu den vielen Vögelszenen in dem Serial kommt dann, wie ich eben las, nachts noch >>>> das. Ich frage mich, weshalb die von Sabine so genannten Jungs (>>>> tolle Bemerkung von ihr, übrigens) bei dem Text überhaupt auf einen sexuellen Zusammenhang gekommen sind.

Ich will an den PEN-Text. Ich schriebe mal wieder gern ein Gedicht, aber hab nur lauter angefangenes Zeug, bei dem ich steckenblieb, und komme nicht damit weiter. Wahrscheinlich fange ich aber, um nun mal zu strukturieren, endlich mit dem Steuerzeug an. Und darf nicht vergessen, daß mein Widerspruch gegen die Steuerschätzung am 7. April beim Finanzamt eingegangen sein muß. Ein gutes Pferd springt knapp. So etwa meinte der Profi. Bei ihm im Büro werden solche Akten auf Frist gelegt. Ich brauche einen Sekretär oder eine Sekretärin. Natürlich könnte man das mit Eros verbinden, damit es nicht auf völlig entfremdete Arbeit hinausläuft: die „Sekretärin“ inszenieren, also das Machtverhältnis, von dem ich hierdrüber schrieb, inszenieren. Inszenierungen verkünstlichen, ästhetisieren, wodurch sie befreien. – ARGO ist zu sichten. Und von den Umschlägen für DER ENGEL ORDNUNGEN immer noch nichts Neues gehört.

11.44 Uhr:
Αναδυομένη hat mir eben eine neue Erzählung geschenkt, also die Idee zu einer neuen Erzählung. Seit langem hat es mich nicht mehr so gereizt, eine solche zu schreiben. Jetzt geht mir das gar nicht mehr aus dem Kopf. Sie wäre etwas für >>>> d i e s e n Verlag. Aber es ist noch etwas Feld„forschung“ nötig.Aus dem tatsächlichen Erleben”: entschuldige meine Naivität, aber woher sonst? Klar wird abstrahiert und dazugesponnen, aber die Realiät ist Funkengeber. Sonst wär doch alles nur Athene…„Alles nur Athene!“: Welch eine Findung!

15.54 Uhr:
Das hört mit dem Testosteron heut gar nicht auf. Dabei ahnte ich schon, >>>> daß Vergil wieder würde, nicht aber, daß ihm heut allewelt zuspielt. Konzentrationsmangel, ich konnte ja nie recht „sublimieren“. Nicht mal am Cello war ich. Dafür hab ich enorm tief geschlafen über den Mittag.

(Selbstspaltungen. Auf „Einheitlichkeit“, auch und gerade der Person, ganz bewußt verzichten. Und das dann inszenieren.)

5 thoughts on “Arbeitsjournal. Donnerstag, der 2. April 2009.

    1. @Cosma. Zu demokratisch? Nein, mit Demokratie hat das wenig oder gar nichts zu tun. Sondern ich wollte füllen bis zum Platzen am Abend, und außerdem, mit D’Annunzio gesagt: Onanie ist Kapitulation.
      (Abgesegen davon ist ein Orgasmus ohne Frau banal, m i t Frau ist er heilig; er bekommt dann die Macht von Visionen.)

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