ich genieße immer noch….

….. das gefühl der rache, es verschafft mir unglaubliche genugtuung, meinen ehemaligen chef geschasst zu haben. immer wieder denke ich darüber nach. habe ich nur ein ungleichgewicht wieder hergestellt?, oder ist es mehr. ich, die immer so friedlich war, aber nie ohne eigene kraft, ein eigener innerer frieden ohne eigene kraft ist wie tot sein, genieße dieses gefühl der rache. im augenblick hab ich keine kraft, aber auch keinen frieden, bin froh darüber. ich merke deutlich, daß ich da aus einem ganz bestimmten reservoir schöpfe, auch das festzustellen, ist für mich neu. weckt, obwohl es mir ziemlich scheiße geht, ganz andere lebensgeister und auch die lust an etwas. ich merke das ganz genau, weil es mich ziemlich hoch holt. nach zwei tagen in der klinik weiß ich nun, daß ich um einen bauchschnitt nicht herumkommen werde. das eine myom ist links in das seitliche mutterband gewachsen, durch welches auch der harnleiter verläuft. um es herausschneiden zu können, ist das bei einer laparoskopie zur verfügung stehende sicht- und operationsfeld aber zu klein, das risiko den harnleiter zu verletzen ist zu groß. aus diesem grund ist die linke niere… (oder das nierenbecken?) gestaut, und ich habe das problem, daß sich an der kaiserschnittnarbe wieder verwachsungen gebildet haben, die teilweise den darm umschlingen, auch diese werden entfernt werden. ich werde trotzdem maximal 4 – 5 tage in der klinik bleiben, aber hinterher eine längere genesungszeit brauchen. hab mir alles genau erklären lassen. “so viele fragen?” “ja, ich will alles ganz genau wissen.” als ich mit allem durch war, holte ich mir einen mitnehmbaren milchkaffee, weil im becher mit deckel…. “to go” heißt das, setzte mich im park des krankenhauses auf eine bank in der sonne, ließ mir eine rosinenschnecke schmecken, und rauchte eine. um mich herum… ein summgebrumm… die ersten puschelpopos (das sind hummeln) dicht dunkel bepelzt, schwirren aus. etwas was ich dann erlebte, erfreute mich wieder sehr. ein zitronenfalter erschien auf der bildfläche. ich weiß nicht, warum das immer so ist, er kam zu mir geflattert, blieb erst auf der bank, ganz dicht neben meinem bein eine ganze weile sitzen, danach flatterte er auf die lehne direkt neben meinen arm. ich bewegte mich ganz langsam, trotzdem blieb er die ganze zeit, die auch ich auf der bank saß, sitzen. ich zog langsam meine jacke an, stand auf, ging zum kassenautomaten des parkplatzes, löste die karte ein, und dann zu meinem auto. er begleitete mich den ganzen weg, flatterte mal vorweg, dann wieder zur seite, war hinter mir, dann wieder vor mir… er verschwand erst, als ich das auto anließ. ja, über so etwas kann ich mich freuen. die anzahl der marienkäfer in meinem garten kann ich im augenblick nicht zählen, auf der terrasse muß ich aufpassen, daß ich keinen zertrete. während des aufpassens, daß ich keinen zertrete, ging mir die “eigene logik meines eingeschlossenen dritten”, durch den kopf. für andere sicht- und fühlbar meinen körper zu geben, seine substanz zur benutzung anzubieten, daß derjenige, der ihn benutzt, sich darin sucht, sich und seine lust darin auslebt, sich begegnet, damit identifiziert, mit diesem verschmilzt und darin aufgeht. ich selbst allerdings biete nur mein fleisch an, nicht meinen körper. die begegnung des eigenen selbst nicht mit dem anderen, sondern mit sich selbst in der eigenen lust… fleischwerdung. in keinen anderen momenten spüre ich so sehr mein eigenes gewaltpotenzial, wie in denen, in denen ich mich demütigen lasse, diene. der sehende, das gesehene, der beobachter…. drei untrennbar mit einander verbundene. was definitiv nicht aus dem prozess rausholt, sondern dazu in die lage versetzt, drin bleiben zu können.

lust, rache, kaiserschnittnarbe, darm, niere, milchkaffee, rosinenschnecke, zitronenfalter, kassenautomat, parkplatz, marienkäfer, terrasse, körper, wieder die lust, begegnung, eigenes gewaltpotential, demütigung, dienen… fleischwerdung. tolle stichworte eines tb-eintrages. irgendwie bin ich doch nicht normal, aber ich laß das jetzt so stehen. vielleicht kann ja ein anderer eine andere geschichte daraus schreiben, eine, die wirklich einen sinn ergibt. ich sagte es schon, hab keine kraft im augenblick, aber auch keinen frieden in mir. warum ich froh darüber bin?, weil es ein kampf ist und bleibt. und ich glaube, daß die entscheidung für diesen job nicht die richtige war. warum?… weil mich diese erwartungshaltung dieser geforderten anpassungsfähigkeit erstickt.