Bruno – Passagen. Artemiaden.06.04.2009. Paul Reichenbach schläft schlecht.

Ich habe zu Hause ein blaues Klavier
Und kenne doch keine Note.
Es steht im Dunkel der Kellertür,
Seitdem die Welt verrohte.

Es spielten Sternenhände vier
Die Mondfrau sang im Boote
Nun tanzen die Ratten im Geklirr.

Zerbrochen ist die Klaviatür
Ich beweine die blaue Tote.
Ach liebe Engel öffnet mir
Ich aß vom bitteren Brote
Mir lebend schon die Himmelstür
Auch wider dem Verbote.
(Else Lasker – Schüler)

In den letzten zwei Nächten habe ich kaum geschlafen. Eine Unruhe, die ich nicht näher bezeichnen kann, hat sich meiner bemächtigt: Es war als würden mir tausende Ameisen durch die Haut wandern, um dann, am Ende ihres Zuges, Kopf und Geschlecht zu bevölkern. Sie täuschen, aber lassen sich nicht täuschen, schänden, was nicht lieben kann. Den dezentrierten Raum ohne Mitte, verlorenen Bezügen, inkonsistenten Zeiten, in denen sich Identitäten auflösen, sind sie geordneter Chor, geben sie Stimme. Ist doch der Raum seinem Wesen nach stumm. Ihre Facettenaugen blicken detailbesessen, unfähig den letzten Punkt zu schauen, ins Leere. In Grenzbereiche des Zufalls. Ihre Blicke, ohne jemals den “letzten Punkt” zu treffen, fliehen asymptotisch eine libido sentiendi, die ihr Ziel vergaß.

Gegen 4.00 siegte die libido sciendi, ich stand auf, duschte kalt. Setzte mich an den PC und begann montgelas eine lange Mail über Eva Köstners „Heldinnen“ zu schreiben. Näherungen an eine Welt
auf die das Wort gerecht,
weil millionenfach vergewaltigt,
nicht recht passen will.
Jenseits animalischer Geschlechterverhältnisse werden es Artemiaden (als Menge und Begriff zu lesen) von Frauen sein, lese ich in ihren Bildern und Imaginationen, die eine neue Welt Blau grundieren.

Bildquelle: >>>>Eva Köstner, Movement, Computerzeichnung

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