asphalt…

….. dunkelgrau gesprungen unter dem druck der darunter wachsenden wurzeln der grenzenden bäume. rechts ein weißer flachbau, links und rechts vom eingang buchsbaumkugeln, zwei große leere schaufenster, räumungsverkauf, provisionsfrei zu vermieten. beim überqueren der straße sehe ich bordsteinkanten aus granit, in den fugen wächst löwenzahn, er blüht. eine tankstelle, rot, weiß, grün die reklameschilder, mittwochspreis der autowäsche 6,– euro, der liter super 1,23. sechs autos stehen dort, ein blaues, ein grünes, zwei schwarze, ein silberfarbenes, ein dunkelblaues, ein mann mit zigarette im mundwinkel steht an der waschanlage und wartet. die ampel schaltet auf grün, ich gehe… roter asphalt für die radfahrer, auf dem grauen grund. gelb und blau gestrichene hochhäuser, kleine balkone mit salatschüsseln, die größer als die höhe der brüstung erscheinen, weil obenauf montiert. eisbegonien, alpenveilchen, blaue, grauweiße, braune balkonkästen, wolkengardinen, rollos, jalousien, wäscheständer, kleiderhaken, auf dem braunen rasen ein kleines rotes auto. unkraut in allen ecken, hoch umwachsen die ungeschnittenen hecken, die parkflächen. “die stadt im hochhaus”, denke ich, “ohne bürgermeister und stadtverwaltung.” ein lebensmittelmarkt, noch eine tankstelle, dazwischen kleine nachkriegshäuser mit ihrem hier typisch dunkelroten klinker. die gärtchen sorgsam gepflegt, in gerade falten gelegte gardinen, die fenster blitzsauber, ein mann, kehrt den hof, hebt das blech, schmeißt alles in eine schubkarre, harke und schaufel stehen daneben, hat eine blaue latzhose an, er schwitzt, wischt sich die stirn mit einem stofftaschentuch, schwarze schuhe trägt er. ein bäcker, ein waschsalon mit roten waschmaschinen, eine änderungsschneiderei. bei kilometer 06, abschnitt 4 ein barbier. das schild an der mauer sagte es mir. ein tischchen vor dem schaufenster, darauf ein halbvoller aschenbecher. und immer noch asphalt, moosgrün besetzte fugen, braune glasscherben auf dem radweg. schritt für schritt setze ich die füße voreinander. eine kilometerlang gerade straße, ein geschäft neben dem anderen, büros, praxen, autohäuser, computerläden, friseure, apotheken, blumengeschäfte, schilderherstellung, werbung, große spiegelnde glasfronten mit nichts dahinter, blaue mauern, wieder leere fenster, die autos rauschen dicht an dicht an mir vorbei, ihr rauschen wird mit der zeit dumpf monoton, immer wieder unterbrochen von dem knatternden lärm der zweitakter, dem dunklen grollen der schweren motorräder, und dem brummen der lkw-motoren. die ampel schaltet auf rot, quietschend schwere bremsen, ein autofahrer, der abbiegen will, sieht mich ganz erstaunt an, der nächste hält hinter ihm. ein kleines café, blaue kissen auf weißen kunststoffstühlen. “kinderbuttermilch”, lese ich. was um alles in der welt ist kinderbuttermilch. wieder hochhausburgen, blau und weiß gestrichen, antennenwälder auf den dächern, aus dem grünen rasen ragen die lüftungsschächte der tiefgaragen. ein fahrrad, oder das, was davon noch übrig ist, wahrscheinlich schon vor langer zeit an einen pfahl geschlossen, liegt verbogen vor diesem. eine felge fehlt, kein sattel, der lenker ist auch nicht mehr dran. rost auch auf dem gerüst des nächstens mauersims, grüne farbreste liegen auf den klinkern, ein langes gestänge, auf dem boden kippen, korken von bierflaschen, eine kleine birke wächst in der fuge zwischen dem in den boden gehenden mauerwerk. jetzt wechselt der asphalt in graues pflaster, eben der boden, die nächste ampel ist grün. tock, tock, tock.. es ist dieses geräusch für die menschen, die nicht sehen können, damit sie wissen, daß sie gehen dürfen, weil die ampel jetzt grün ist. das rauschen der autos ist inzwischen in meine ohren und in meinen körper eingedrungen, ich fühle mich wie in einem tunnel aus glas, in den die von außen eindringenden geräusche durch lautsprecher übertragen werden, sogar die belüftung ist gut, sonnenhell ist es. wieder eine grüne ampel, wieder quietschende bremsen: “können sie nicht gucken?, mit sonnenbrillle wäre ihnen das nicht passiert.” “was brauch ich eine sonnenbrille, ich will licht, meine ampel ist grün, sie können nicht gucken, und sie tragen eine sonnenbrille.” inzwischen staut sich der verkehr in beide richtungen, bremsen, anfahren, bremsen, anfahren. geöffnete fenster… uffta, uffta, uffta dröhnt aus lautsprechern, im nächsten wagen streiten sich zwei: “du spinnst ja wohl, was solln der scheiß.” die nächste große kreuzung ist in alle vier richtungen gestaut, maximal zwei autos schaffen es jeweils links abzubiegen. kfz-kennschilder aus all möglichen städten, wahrscheinlich ist die a7 dicht, osterurlaubsferienverkehrsstau. immer noch die schritte voreinander, muß ich drei mal stehen bleiben, um bei grün über die ampel zu kommen. auf dem parkplatz, den ich abkürzend quer überschreite, steht eine politesse zwischen den parkenden wagen, schreibt ihre tickets. der weg vom parkplatz führt in einen kleinen park. mehrere bänke in der sonne, narzissen ragen gruppenweise aus dem noch braun belaubten boden, kleine gelbe anemonen, zartes grünes blatt, alter hoher baumbestand. auf zwei bänken schlafen obdachlose, plastiktüten, sorgsam unter den bänken verstaut, auf einem mauersims in der sonne eine halbleere vodkaflasche, daneben leere flachmänner. ich biege links ab, gehe die kleine straße entlang, schaufensterchen an schaufensterchen, links eine kneipe, ein großes dunkles mit kreide beschriebenes schild: “falscher hase, kartoffeln, kaisergemüse, 6.99 euro.” rechts eine kirche, viele menschen, deren sprache ich nicht verstehe, kommen mir entgegen. kleine osterkörbe tragen sie in ihren händen, einige stehen in gruppen vor der kirche… ein mann belädt seinen kofferraum mit getränkekisten, der nächste kommt aus der kirche, trägt sein cello auf dem rücken, es duftet nach kaffee, stehtische sind aufgestellt, auf jedem bilden die kuchen einen turm. grüne fensterahmen, eine kastanie vor der tür. eispapier auf dem boden, die stiele in einiger entfernung. der papierkorb ist fast leer. ich öffne die tür, gehe in das geschäft, es riecht nach metall und gummi, ein junger mann in baggypants, turnschuhen, rotem t-shirt, mit stylisch gestählt blondiertem haar über der linken gepiercten augenbraue kommt mir entgegen: “darf ich ihnen behilflich sein?” “ich möchte mein fahrrad abholen.”