Arbeitsjournal. Mittwoch, der 15, April 2009. Bamberg und Heidelberg.

6.20 Uhr:
[Bamberg. Balkon unterm Michaelsberg.]
Es war dann ein Reise- und quasi Urlaubstag gestern; Du bist ganz aus dem Häuschen, daß Du wieder hiersein kannst. Ihr Jungens tolltet auch schon herum, C. und ich saßen auf dem Balkon und redeten und redeten. Gegen Abend noch ein Rundgang mit Dir und Deinem gleichaltrigen Freund: zu den „alten“ Wegen. Die Erkenntnis überkam Dich überm Regnitzwehr: „Papa, ich bin in Bamberg!“ riefst Du aus und, ja, das muß ich jetzt schreiben: hüpftest. Wir sind dann, nach dem Eis, noch die Judengasse Richtung Concordiaschloß langgeschlendert; ich wollte aber nicht gleich zur Villa, die „Neuen“ ziehen eh erst heut da ein, sondern links in den Eingang des so bekannten Hauses getreten, man sieht den kleinen wuchernd begrünten Romantikhof, nimmt aber die Treppen, die auch riechen wie Treppen, nämlich nach schwerem Dielenholz; wir klingelten, klopften, A. öffnete, ihr Kind auf dem Arm, das sie vor anderthalb Jahren, ein halbes Jahr nach meinem Bamberger Abschied, geboren hat. Hinunter in den Hof, sie hatte Talisker, „ich habe einen Talisker für dich“. Was typisch für sie ist: zu wissen, jemand kommt, den sie mag, und sich noch nah Jahren zu erinnern, was er mag, und es dann auch dazuhaben. Im Hof weitergeplaudert, Ihr Jungens kokeltet. Schließlich hierher zurück.
Aber ich sitze nachher schon wieder für dreieinhalb Stunden im Zug, weil ich nach Heidelberg, zum ersten realen des >>>> virtuellen Seminares muß, „richtig“ über Land diesmal, also mit zwei oder drei Regionalbahnen, nix ICE; so einen könnt ich zwar a u c h nehmen, müßte dann aber über Frankfurtmain fahren, von dort über Mannheim zuück, das ist weiter, kostet das Doppelte und bringt überhaupt keinen Zeitgewinn. Um 15.03 Uhr oder um 17.03 Uhr werd ich ankommen, wohl eher 17.03 Uhr, das reicht ja. Ich hab >>>>> Flavian Kurths „Glücksgeschwür“ dabei, das mir Barbara Stang mitgab, „ich möchte unbedingt wissen, was Sie davon halten“. Hardstuff, falls jemand eingenommen liest; da ich in sexuellen, auch pornografischen Belangen keine Berührungsnot kenne, bin ich momentan sehr gespannt, wie es weitergeht; 30 Seiten las ich gestern im Zug, ungelangweilt, sehr interessiert, aber mehr waren Deinetwegen nicht drin, der Du nach zwei Stunden von der Bahnfahrt imgrunde schon die Nase voll hattest und dann in dieses spezifische Nörgeln verfielst: „Wann kommen wir denn an? Wie spät ist es? Fahren wir noch lange?“ Heute also bleibst Du hier bei den Freunden, ich komme morgen zurück. Ob ich freilich hier arbeiten werde, wirklich arbeiten..? ich denke, eher nicht. Sondern treffen und reden und nachdenken und vielleicht in der Concordia im Garten oder oben auf der Kiesterrasse sitze und in den Typoskripten der Elegien blättern. Drei Jahre ist es her, bereits, daß ich >>>> das Concordia-Stipendium angetreten hatte.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .