Arbeitsjournal. Sonnabend, der 9. Mai 2009.

8.24 Uhr:
[Arbeitswohnung. Henze, Orpheus Behind the Wire (Cass.-„Projekt“ Nr. 140 ff).]
Latte macchiato. Abermals zu spät auf, abermals auch erst um zwei ins Bett. Diesmal >>>> Alias, was mich wegen der Momente von Mystery gepackt hat, verbunden mit der „Geheimdienstigkeit“, die meiner Vorstellung einer Verschwörungsverfaßtheit von Welt sehr zuspielt, damit meiner Vorstellung, daß Welt ein Roman sei. Das wieder wäre >>>> eine Antwort auf diadorim; doch will ich das noch eigens ausformulieren, länger, als ein übergeordnetes >>>> poetologisches Credo meinethalben. Und drücke mich drumrum. Noch. Das muß erst wachsen.
Vieles muß erst (wieder) wachsen. Ich bin momentan selber fragmentiert, und zwar im Willen. Das meint vor allem den poetischen Willen. Hat was von ausgebrannt, ist es aber nicht, sondern ich muß mich sammeln; ein bißchen was an diadorims Vorbehalt gegenüber der Blog-Dekonzentration ist michbezüglich dran. Aber wieder auch nicht. Die Grenzen sind so weich. So, wie ich mich momentan treiben lasse, in dieser drückenden Willenlosigkeit, habe ich sonst nur bei schweren Trennungen reagiert.

[Henze, Tristan.]

Die Trennung liegt aber ja h i n t e r mir, das ist nun schon kleine Geschichte. Seltsam.
Vieles an dieser Kraftlosigkeit hängt mit >>>> dielmann zusammen, die ständigen Verzögerungen, diese dauernden Jas, neuen Hoffnungen, dann wieder Neins, dann enttäuschten Hoffnungen, dann wieder Jas und Nun-ist-es-d o c h-fertigs und dann abermals Neins haben mich ausgemürbt; „klassische“ Verlags-Alternativen sind aber nicht zu sehen; ein sehr kleiner Verlag bot an, ich bin aber höchst unsicher, ob er das Riesending ANDERSWELT auch nur finanziell stemmen kann, von Vertriebs- und Öffentlichkeitsfragen mal ganz abgesehen. Und überhaupt geht mein Weg ja so deutlich immer weiter und tiefer ins Netz: vielleicht ist d a s die Trennung, an der ich knabbere: ein Abschied von der Buchwelt, an der ich bei aller Distanz und Kritik und aller Wut über ihre Korruptheit letztlich ja d o c h überaus hänge.

Parallel dazu hab ich i n der Netzwelt, in Der Dschungel, um Konsistenz zukämpfen; irgendwie zicken momentan a l l e. Telefonate, Emails, auch einige Beiträge selbst spiegeln das wider. Dazu geht das Geld grad mal wieder aus. Es ist ein angespanntes Warten aufs Honorar vom WDR, das über der noch nichtgezahlten Monatsmiete und mehrere nichtgezahlte KSK- und andere Lebensgrundlagen-Beiträge wie eine Hängebrücke schwingt, deren Bohlen alt und morsch von der Zeit sind; und ob das Seil hält, ist auch so ne Frage. Normalerweise gleiche ich solche Existenzsorgen mit Sexualität aus; da ist im Augenblick aber ebenfalls nur Schwebe; dreivier neue Kontakte gibt es, aber ich mag nichts beeilen, weil das wie belästigen wäre und schon überhaupt nicht in die Dominanz paßte. Αναδυομένη hat sich zurückziehen müssen, ich erzähle von den Gründen hier nichts, diskretionshalber: um zu schützen. Andeutungen machte ich ja genug. Dafür ist la Sorcière erschienen, sie gab mir im Prater ihren Nacken; bläst man nur leicht darauf, erzittert die gesamte Frau. Doch war auch die eine Hand der Annunziata Antonellos und wies noch auf Distanz, indes die andere den Schleier hielt. Distanz heißt hier ebenfalls: (Ab-)Wartezeit.

Bislang kein Wort von der VG Wort. >>>> Titania zieht morgen um und wieder von Berlin weg; wir sahen uns eh kaum, männer- und frauenhalber; so der Profi nicht vorschlägt, >>>> zum See zu fahren, werd ich beim Aus- und Einräumen helfen. Im Tragen war ich i m m e r gut.

(Gestern kamen wieder drei >>>> AEOLIAs hier an; frisch aufgebunden. Ich kann also wieder autographierte und mit einer persönlichen Handzeichnung versehene Sonderexemplare verkaufen. Preis: eine Monatsmiete (175,– Euro); wer Interesse hat, melde sich bei Daniello (fiktionaere at gmx dot de). Noch zwei, und ich schließe die erste Serie von 10 Exemplaren ab. „Normale“ Exemplare (50 Euro) gibt es nach wie vor >>>> dort, sowie am Mittwoch auf meiner Heidelberger Lesung. )

2 thoughts on “Arbeitsjournal. Sonnabend, der 9. Mai 2009.

  1. mit einzubeziehen wären natürlich der “New York”-Roman, der ja mehr als nur über eine Lappenschleuse mit der Anderswelt verknüpft ist, und das horen-Heft zum Werk. Das gäbe eine erfreuliche Vernetzung des Ganzen, wie sie im Druck natürlich nicht zu haben ist.

    Aber: Herbst, das wird eine Schweinearbeit!

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