Sonntagsjournal. 5. Juli 2009.

14.02 Uhr:
[Arbeitswohnung. Cigarillo, aus einem der Fenster des Gartenhauses klingen die Etuden, die die Siebenjährige an ihrer Geige übt. Dazu Stimmen vom Hof. Bedeckt bis allmählich wieder sonnig.]
Gestern nachmittag bis in den Abend mit der quasi-Familie plus Anhang unterwegs bei >>>> der Monstershow gewesen. Tropische Güsse draußen, S. und ich ließen uns vollpladdern, ihre schönen braunen geschwungenen Schultern, auf denen der Guß bronzen glänzte, beide Arme je zu den Seiten weit ausgestreckt. Die Kinder tollten sowieso durch die Schütten. Drinnen düstere ange-techno-te Musik, zu laut für die Zwillingskindlein sowieso, für die Kinder auch, für uns imgrunde ebenso. Fantastische, per Mechanik und Luftdruck bewegliche Ungeheuer-Maschinen, die an Zeichnungen von Leuten erinnerten, die auf den Horrortrip gegangen und in der Psychiatrie gelandet sind. Auf eine seltsam konstruktive Art extrem destruktive Gemütsverfassung, wenn man die vielen schwarzgekleideten Leute sieht: nicht pessimistisch, irgendwie nicht, nein, aber un-optimistisch voll subkultivierter Nacht.
Danach, eigentlich wollte ich mit Dir, den Zwillingskindlein, Deiner Freundin, Deinem Freund und लक noch etwas essen gehen, rief der Profi an: Premiere von Shakespeares Sturm, ob ich kommen wolle? Ich kam. Das war dann ein Reinfall. Völlig totgeschriene, aufhysterisierte Inszenierung mit einer bei Shakespeare noch völliger deplazierten Hommage an Michael Jackson, die von Prospero gegeben wird: hinterher ist er heiser. Also mochte ich die Premierenfeier nicht mitfeiern und haute um kurz vor 24 Uhr ab; den Profi ließ ich dort. Immerhin kam ich so heute früh um sechs auf die Tartanbahn und lief sogar einen Kilometer mehr als sonst, war dann aber so müde, daß ich meine Faulkner-Lektüre unterbrach und noch mal anderthalb Stunden schlief, bis etwa zehn. Seither nur Faulkner gelesen und Cello geübt. Das wird so heute auch bleiben; >>>> Prunier setz ich erst morgen fort.

Wahrscheinlich schläft mein Bub heut wieder hier; falls nicht, geh ich abends in den Spiegelsaal zu einer israelischen Sängerin, die nicht Klezmer singt (das würd ich mir ersparen), sondern traditionelle hebräisch-aramäische Musik.

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