Arbeitsjournal. Mittwoch, der 29. August 2009. Reiseplanung.

7.38 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Bis spät in die Nacht, bis nach ein Uhr, durchs Netz, Abteilung Neapel & Umgebung, gesurft, um die Reise vorzubereiten. Für mich ist das eine vergleichsweise neue Situation, normalerweise ließ ich mich auf solchen Reisen treiben; es war egal, wenn ich irgendwo strandete, >>>> ich schrieb das bereits gestern nacht; doch mit einem Jungen, der dabei ist, muß ich auf eine gewisse Sicherheit achten, insbesondere um Neapel herum. Also zumindest die Übernachtungen „abstecken“, wo man mit dem Zelt unterkommen, vor allem auch, wie man hinkommen kann und was es kostet. Anders als sonst, da geradezu immer in irgend einer Form ein Auftrag an meine Reisen gebunden war, sei es ein Hörstück, sei’s ein Zeitungsartikel, die die Reise wenigstens mitfinanzierten, ist das dieses Mal nicht so; ich kämpfe ja sogar noch immer um das Hörstück, das ich aus der >>>> Strombolireise von vor zwei Jahren inszenieren möchte, selbst das hat sich bislang nicht realisieren lassen, so schön es auch würde. Also ist das Geld arg knapp, und Italien ist immer noch teurer geworden; selbst einen Zeltplatz bekommt man – jedenfalls in der Gegend – kaum unter 20 Euro. Auf Capri, wohin mein Bub so gern wieder möchte, ist an Unterkunft gar nicht zu denken, die Villa S. Michele sagte veranstaltungshalber ab, der mir gewogene Direktor sei selber nicht da in der Zeit; Hotelzimmer fallen dort kostenhalber restlos aus – ich vergaß auch ständig, daß es sich um die Hauptsaison handelt, früher mied ich sie, jetzt bin ich an die Schulferien gebunden.
So habe ich die Aufenthaltsplanungen gestern nacht einige Male umgeworfen. Wahrscheinlich werden wir uns für die Campingplätze auf Solfatara und Procida beschränken und den teuren Schlupf nach Capri hinüber, zu >>>> „Ist die Sphinx jetzt auch m e i n e Freundin, Papa?“, als „Gabel“ausflug unternehmen: von Procida aus nach Ischia rüber, von dort nach Capri mit dem Aliscafo, von Capri aus auf zwei Nächte nach Neapel, dort im Hotel, das ich vorbuchen muß, weil ich mit dem Buben nicht stundenlang all das Gepäck durch die Straßen schleppen mag, um eine Unterkunft zu finden, die erschwinglich ist. Von Neapel dann noch einen Tagesausflug nach Pompei, wohin mein Junge ganz sicher will, während wir uns den Vesuv wahrscheinlich „sparen“ können; wieder nach Neapel zurück für eine Nacht, dann die Rückreise nach Berlin. Sehr organisch ist das so aber nicht, organischer wäre, rundzureisen: Solfatara – Procia – Ischia – Capri – Sorrento – Pompei – Napoli; geht aus Kostengründen nicht, Sorrento ist ähnlich teuer wie Capri, und die Zeltplätze sind auf der Peninsula nahezu nur mit dem Auto erreichbar. Hm. (Und für ein „Not“hotel hab ich immerhin die Visacard mit, die mir >>>> begeisterungswerterweise immer noch nicht entzogen wurde). Man kann natürlich hintrampen, nur sind wir eben voller Gepäck und zu zweit; andererseits dürften Kinder Autofahrer eher motivieren, einen mitzunehmen, so daß man nicht stundenlang rumsteht. Wenn ich jetzt so nachdenke… okay, ich werf mal die Netzmaschine wieder an. An >>>> Die Brüste der Béart geh ich jetzt nicht, bevor nicht die Planung steht. (Ich muß auch alle Preise doppelt rechnen; Kinderermäßigung gibt es für Neunjährige nur noch außerhalb der Saison.)
Immerhin ist schon besorgt, was besorgt werden mußte, also an Material.

(Spiele übrigens mit dem Gedanken, den Laptop nun d o c h mitzunehmen. Hm hm hm.)

10.34 Uhr:
So, meine Planung ergibt, daß meinen Jungen und mir, wenn ich alle Unterkunfts- und Fähr- und Zugkosten zusammenrechne, pro Tag 32,96 zur Verfügung haben; dabei habe ich bereits den Eintritt nach Pompei und Eintrittskarten für rund 50 Euro (Museen, andere Sehenswürdigkeiten) mitgerechnet. Es wird also tatsächlich knapp. Wir werden sehr vorsichtig mit dem Essengehen sein müssen; vielleicht laß ich ihn dann allein warm essen, während ich für mich auf Brot, Wurst, Käse und Obst zurückgreife und mich auch mit dem Wein sehr einschränke. „Italienisch“ ist das so nicht, aber geht nicht anders. Auch Internetcafés werd ich aus Kostengründen besser meiden. Trinkwasser ist auf allen von mir ausgesuchten Campingplätzen immerhin da. Außerdem, wie geschrieben, kann ich bei einigen Campingplätzen die Visacard einsetzen; dann hab ich den finanziellen Rattenschwanz allerdings wieder in Deutschland irgendwie einzurollen.
Na gut. Jedenfalls seh ich jetzt klar.

11.19 Uhr:
>>>> Das war mir jetzt wichtig, vor allem die beiden Postskripti. Ich erinnere mich, wie oft ich in der Psychoanalyse darüber sprach (weil mein Analytiker nachhakte), daß Sexualität und Drohung und Erlösung für mich auffällig nah beieinanderliegen; dazu gehört u.a. auch meine Leidenschaft für Vulkane: Zerstörung und Fruchtbarkeit.
(Mein Kopf r a s t grad. Aber ich sollte mal was essen, schon um dem Pragmatismus entgegenzukommen.)

20.21 Uhr:
Meine quasi-Familie ist zurück, solch ein Glücklichsein der Kinder, mein Junge schon von weitem: “Papa! Papa!” Und winkt und stürmt mir in die Arme. Dann die Zwillingskindlein auch. Ich bringe alle zum Taxi, fahr mit dem Rad vor, bin erwartungsgemäß schneller. Bin sehr freundlich zu लक, aber vorsichtig; so lange ich auf Distanz achte, tut die Situation mir nicht weh. Außerdem, sowieso, >>>> Die Brüste der Béart (die Diskussion wird immer aufschlußreiche, für alle Beteiligten, hoffe ich). Mit einer Kommentatorin treffe ich mich gleich in der Bar; eventuell wird der Profi später dazustoßen, den ich nicht erreichte, weil er wohl auf dem Wannsee schippert. Ich eß noch ein Brot, dann fahr ich los.
Morgen früh geht’s mit den Erledigungen gleich weiter: Reisesachen zusammenpacken, Ausweis für meinen Jungen beantragen gehen und gleich mitnehmen, ihn und danach dann den Ausweis und ihn, noch einmal den Hautarzt checken lassen, zum Zahnarzt, den von der Post oder Krankenkasse verbummelten Kostenplan abholen, nach Pankow zur AOK-Kundenstelle, alles eintüten; mit Schoeller wegen der ilb-Lesung telefonieren… was ist dann noch offen? Ah ja, und ich käme gerne dazu, den Faulkner-Roman noch auszulesen, bevor ich reise. Außerdem, auch morgen, mit der quasi-Familie den Reiseplan durchgehen.
Jetzt aber ab.

2 thoughts on “Arbeitsjournal. Mittwoch, der 29. August 2009. Reiseplanung.

  1. Vielleicht immer noch ein guter Tipp: die Pompei Scavi sind zu dieser Jahreszeit nicht nur überlaufen, sondern ob ihrer Lage auch besonders heiß und stickig. Ein paar Stationen der Circumvesuviana voraus sind die Scavi von Ercolano. Das Ausgrabungsgelände ist zwar kleiner, aber die Gebäude viel besser erhalten und von Touristen (zumindest am frühen Morgen) noch kaum entdeckt. Das Eintrittsticket ist m.W. ohnehin ein Kombiticket.
    Von Neapel nach Ercolano respektive Pompei ist mit dem Zug für den an Entfernungen gewöhnten Berliner auch nur ein Katzensprung.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .