Arbeitsjournal. Dienstag, der 8. September 2009. Mit Tim Boson.

7.46 Uhr:
Die Jungs begreifen einfach nicht, daß zu spielen nicht „spielen“ heißt, sondern mit der Existenz zu „spielen“. Nun also >>>> Tim Boson, angenommen, daß er es ist; wenn, dann hat er immerhin die Maske fallen lassen, das zeugt nun von Mut und setzt sich dann endlich der Gegenwehr aus. Wobei es für sich spricht, daß er für >>>> ein Netzorgan schreibt, dessen ständiger Kolumnist Wolfram Schütte ist, >>>> ein ausgewiesener, von Mißgunst und falschverstandener Moral durchgefärbter Herbst-Gegner ist. Wir ahnen also die Herkunft all der Flatulenzen. Tut aber erst mal nix zur Sache; >>>> Bosons eigenes Weblog macht einen spannenden, also guten Eindruck, auch wenn seine Gedichte nicht ohne formfremde Peinlichkeit sind; das „Anliegen“ gefällt mir.
Bevor ich gestern nacht >>>> in die Bar fuhr, gab es noch einen Briefwechsel zwischen NN und mir, worin sie auf meine erste Vermutung, Seidenshawl sei ein Mann, erwiderte: „So schreibt kein Mann.“ Darauf fragte ich, was sei denn dann ihr Problem? Und finde jetzt die Antwort:Offenbar >>>> d o c h ein Mann: Wenn man das mit Ihrem “so schreibt kein Mann” zusammentut, sieht man vielleicht das e i g e n t l i c h e Problem… In meiner bösen Bemerkung vorher, ich sei nicht schwul, scheint etwas gesteckt zu haben, daß ihn aus der Reserve seiner Anonyma endlich herauszwang…Sehn wir mal, wie das weiterläuft. Damit der Kommentarbaum nachvollziehbar bleibt, hab ich vorhin die üblichen Schwatzkandidaten um Bischoflinski und Konsorten rausgelöscht; ich hätte auch noch einen weiteren Kommentar weggenommen, wäre nicht >>>> parallalies schöne Replik.

Im übrigen, es ist nicht leicht, das Spiel weiterzuspielen, wenn man sozusagen kurz vor der Obdachlosigkeit steht. Eine Nachricht kam von einem Verlag, auf den ich d o c h Hoffnungen gesetzt hatte, auch wenn das hier oft anders klingt; es waren große Blumen darin, es wurde sogar der Sockel eines Denkmals für die Nachwelt errichtet, aber man habe nicht die Mittel, es später auch zu pflegen, ja könne ans Denkmal-selber gar nicht ran. Ich muß mich objektiv darauf einstellen, keinen Verlag mehr zu bekommen, n i e mehr, und das ist dann doch schon bitter. Es macht mir genau die Angst, auf die ich in der Freitagnacht mit dieser Magenattacke reagierte. Vor allem geht es um Ökonomie, wenigstens die Grundlagen, Wohnung, Strom usw. müssen gesichert werden, momentan sind sie akut gefährdet; und mein Sohn muß gesichert werden. Also werd ich morgen zu Hartz IV latschen, auch wenn das Procedere dann insgesamt hochkompliziert und neben der permanenten narzißtischen Kränkung von einem irren Aufwand an Bürokratie begleitet sein wird; es kommen ja bisweilen Honorare: wie sollen die verrechnet werden? Ich ahne einen buchhalterischen Aufwand, den mein Lustwille nicht aufzubringen, jedenfalls ihm nicht nachzufolgen vermag, auch wenn das entstehende Rechnungschaos nicht ohne Witz ist. Ich spielte das Szenario gestern nacht mal mit dem Profi durch. Vielleicht versuche ich, meinen Kapitulationsgang im Sinn eines bosonschen „Spieles“ zu gehen; beim Finanzamt hat’s ja funktioniert, bei Vattenfall jetzt auch, jedenfalls fraktal: ich soll fraktale Raten zahlen. Dennoch bleibt die Niederlage. Es hat aber keinen Sinn, sie sich nicht einzugestehen. Auf der anderen Seite war der Weg ins Netz eh vorbereitet, ich schrieb das schon ein paar Mal, wie Sie wissen, aber es hat auch so einen Beiklang von Selbstbeschönung; tatsächlich fällt mir der Abschied vom Buch ausgesprochen schwer, er hat einiges von Trennung. Außerdem muß dann überlegt werden, wie ich eine reine Netzexistenz als Literat grundfinanziere, auch das ist nicht ohne.

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