bei der zugabe schiebt man ihm aus dem publikum zwei cds vor den wirklich sehr niedrig gestellten klavierhocker, die er mit geschlossenen augen zu studieren sucht.
beethoven habe ich mir von der mimik immer so wie mehldau am klavier vorgestellt. denkerstirn, augen geschlossen, die mundwinkel steil nach unten gestellt, kopf aus dem schultergraben gerissen. man denkt zwangsläufig darüber nach, dass der flügel dazu anhält, sich ekstatisch zu ihm zu verhalten, da man sich ihm nicht anschmiegen kann, wie beispielsweise einem cello, veranstalten nicht wenige pianisten schräge abstoßungs- oder unterwerfungschoreographien. dann stiebitzt sich noch jemand die setlist, aber mehldau stürmt hinaus und fordert freundlich zurück, was heute noch mal anliegt. an drei abenden dieses wochenende spielt er im sesc santana, für umgerechnet 4,50 euro pro karte und nicht nur damit ausverkauften plätzen, im norden sao paulos, hinterm marsfeld. das sesc scheint relativ neu zu sein. auf die fassade hat man rieseninsekten durch eine matritze gepaust. mit mehldau hatte ich meinen konzerteinstand in sao paulo. diesmal bin ich etwas enttäuscht, der meister hat masche angenommen. andererseits wird immer klarer, dass die zersetzung des pop hier völlig anderen gesetzlichkeiten folgt als bei the bad plus. ähnlich wie douglas gordon psycho auf 24 h dehnt, hat mehldau eine methode gefunden, die nick drakes day is done, brian wilsons god only knows, radioheads exit music gleichsam flutet, der pegel steigt und steigt, der mehldausche klangteppich flust alles seriell ein, dröselt, filzt, dröselt wieder. das publikum wagt keinen huster, es reißt alle begeistert von den sitzen, god only knows, “it s not the business of the gods to bake clay pots”, dichtete marianne moore einmal, und doch vermisst man schon beinahe unseren mann aus havanna, irden und rhythmisch.

sp, sesc santana, 12.09.09

6 thoughts on “

  1. “zersetzung des pops” lässt mich auch auf frank schliessen und seine 200 motels
    oper damals.

    http://www.dailymotion.com/video/xjorb_frank-zappa-dental-hygiene-dilemma_extreme

    schätze allerdings, dass das nicht unbedingt von allen ernsten komponisten damals ernst genommen wurde, zumal ja einige “rockige” nummern in dem opus stecken und die klassisch-musikalichen parts zuweilen etwas “eckig” daherkommen, was auf manche wohl etwas unbeabsichtigt “plump” wirken kann.
    den auszug hier finde ich allerdings musikalisch schon echt irgendwie abgerundet – fast schon astrein.

    netten tag, diadorim !

    1. ich poste das piece noch dazu, habs mir ° ( grad ) aufgelegt
      ( für leute, die es noch nicht kennen )

      http://www.youtube.com/watch?v=y7xw-0xArcY&feature=related

      merkwürdig find ich das piece – irgendwo mal aufgeschnappt – also den ordentlichen groove und die sauberen – aber verhaltenen – “chorpassagen”.

      http://www.youtube.com/watch?v=FDSAAlrqAHM

      naja – muss sich ja keiner anhören und sie könnens ja auch löschen, weils irgendwie ja nix mit zersetzung zu tun hat …

    2. @bischofslinki zu Zappa. Frank Zapppa ist sehr wohl in der E-Musik angekommen; seinerzeit, in den späten 90ern, meines Wissens aber auch schon vorher, nahm sich etwa das Ensemble Modern Zappas an – bis hin zu einem festivalähnlichen Großprojekt in der Alten Oper Frankfurtmain, das dann als CD- und Videoproduktion dokumentiert worden und innerhalb der “E-Musik-Welt” von ausgesprochener Aufmerksamkeit begleitet worden ist. Ich selbst war damals als Hörer dabei.

    3. er hatte das ja auch vor – schon in seiner jugend wünschte er sich einmal als geburtstagsgeschenk ein telefongespräch mit varese, was dann wohl auch zustande kam.
      boulez dirigierte ein werk von ihm – the perfect stranger so weit ich mich erinnere – meinte aber, es würde die orchestermusiker etwas unterfordern, was aber anbetracht der tatsche, dass zappa das lso ( london sinfonic orchestra ) seinerzeit schon aus eigener tasche ( durch seine einnahmen aus dem kommerziellen bereich ) bezahlen konnte, irgendwie kein wunder ist.
      ( also das musste ja auch irgendwie auf die orchestralen sachen abfärben, das kommerzielle und kostete ja auch – zusammen mit den tourneen – zeit ).
      aber der anspruch von zappa bestand halt sowohl darin, sich gegen ein prüdes
      und bigottes establishment aufzumachen, was ihm – was seine kommerziellen
      sachen anbtraf, häufig den sexismus-vorwurf eintrug, als auch dass er sich gegen eine von ihm herausgelesene allgemeine stupidität der amerikanischen kulter richtete, was mich irgendwie nicht erstaunt auf’s ganze gesehen bis in die politik der V.S. ( vereinigten staaten ) rein.

    4. oh je diadorim – hoffentlich hatte das nix mit meinem 200 motels post zu tun.
      drück die daumen, dass es nichts schlimmes ist

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