Orpheus singt davon. 15.09. 2009. Paul Reichenbach hilflos.

Was uns fehlt, dachte ich heute Morgen als ich den Nachruf in der FAZ auf den Mann las, der Kinder vor gewalttätigen Jugendlichen schützen wollte, also was uns fehlt, ist ein Schlüssel zu jenen Black- boxes, die Hartes in Sanftes verwandeln. Aber vielleicht ist mein Gedanke schon falsch, vielleicht gibt es diese Black-boxes gar nicht mehr. Haben sich doch alle Geheimnisse der Hölle, da musste nicht erst Sartre kommen, schon längst offenbart. Die höllischen Phantome, bei Grimmelshausen, in Fontanes Birnbaum oder in Celans Gedicht lebten und leben in denselben Orten wie wir. Der Tod leert stürzend die Räume, deren Restvolumen, um sich zu retten, sich nur noch hilflos in labyrinthischen Sprachräumen ausdehnt. Der Tod verwandelt uns in Worte, die Worte verwandeln uns in Tote, schreibt Michel Serres irgendwo. Wer mit Worten, mit Sprache zu tun hat, weiß, dass er mit dem Tod paktiert. Alle Buchstaben tragen Trauer. Die dünne Schicht Sand, die uns bedeckt, wird nicht dicker, wenn über ihr ein Totenstein steht, in den unsre Namen einmal eingraviert sein werden. Doch manchmal, selten genug, ist das Leben Musik, vergessen das Grauen, die Hartes zu Sanftem verklingen lässt. Orpheus singt davon.

Bildquelle >>>>H I E R

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .