Dienstag, 3. November 2009

Schon Dienstag und schon November, denke ich. Das Wetter ist einfach zum Verzweifeln. Ich laufe nicht, aber ich kläre mich trotzdem.
Maria lässt mich nicht los, sie erscheint in meinen Träumen, tritt in meinen Körper ein und lässt mich fühlen, wie es ihr geht. Es geht ihr nicht gut, sie darbt. Sie hat empfangen und geboren ohne Lust, und nun ist ihr Körper erwacht. Ihre Brüste schmerzen und sie sehnt sich nach Lippen, die die Gier von ihnen saugen. Sie schläft unruhig, stets wie ein Fötus, auf der Seite, die Hände zwischen die Schenkel gelegt, die Handkante an ihrer zartesten Stelle. Ich weiß, was sie bräuchte, aber Maria ist noch nicht so weit. Petrus wird sie finden, ihr Leiden erlösen, er ist ein weiser Mann.
Mit meinem Ich unterdessen hadere ich und hadert Anwar, wir finden nicht mehr zusammen, zu viel trennt uns, der Tagesablauf alleine schon unsere produktivsten Zeiten. Langsam begreife ich auch, dass einige der wichtigsten Dinge, die zwischen uns waren, völlig abhanden kamen. Imagination und Inszenierung und daß meine Veranlagung nicht in der Tiefe ausgeprägt ist, die ihn ohne Unterlass spielen lässt. Wir waren füreinander da, aßen zusammen, redeten viel und lange, aber wir teilten unsere Träume nicht mehr, diese Ebene sackte uns langsam weg. Für mich ist es nicht so lebenswichtig, nicht so schaffensstark wie für ihn, mich verfolgen gerade andere Träume, die durchaus gefeuert werden von dem, was ich mit Z. tun werde, die aber eine andere Richtung haben als die Anwars.
Ich löse gerade ganz sanft meine Freiheit aus einer Situation, in der viele Menschen wichtig sind, in denen ich wichtig bin, wie ich merken muss, auch etwas, das mir lange nicht bewusst war. Ich bin immer noch dabei, die Fäden aufzunehmen, zu meinem Leben wieder Kontakt herzustellen, nachdem ich fast gänzlich daraus ausgetreten war. Das Ausmaß, in dem mich diese Flucht verändert hat, ist jedem ganz deutlich, der mich vorher schon kannte. Was wird tragen, frage ich mich, was werde ich rüberretten können. Mir fehlt eine Strategie. Anwar hat das alles schon so oft durch. Er kennt die Wege, weiß, wie es läuft, wie Rekrutierung läuft. Ich aber habe diese Mechanismen noch nicht, muss außerdem sehr vorsichtig sein, Körper und Seelen sind zu schützen. Ich merke meine Fesseln, aber es sind nicht die, die ich gerne spüre, die mich befreien, die meine Seele öffnen, es sind die, die mich in die Seile trieben.