Prid. Non. Nov. Anno 2762 a.u.c.

Tag vor den Nonen.
„A.D. III Non. Nov. Anno 2762 a.u.c.

Dritter Tag vor den Nonen. Am Morgen geht die Leier auf. Es ist kalt und es regnet (Columella).
Den Sentimentalen gestern spät nicht nur riskiert, sondern kurz vorm Abschicken gerade noch so den Sprung ins Peinliche verhindert. Beruhigt stellte ich heute fest, daß ich wirklich nichts abgeschickt habe.“ Willkommener (doch – es ist das korrekte Wort) konnte an der Stelle gestern das skype-Gespräch nicht kommen, das da dauerte zwei Stunden und vierzig Minuten, und dann war mir TB egal. Da war’s dann sowieso schon mündlich raus, greifbar im Äther. Um sich dann vielleich irgendwann über meinem Kopfe wieder zusammenzugrummeln. Soweit es den unterbrochenen Text betrifft und die gelegentlichen Rückfälle in ein nicht Vorhandenes, weil nicht Gegenwärtiges, und somit Humbug (paßt auch irgendwie ganz gut). Aber darum ging’s ja nur am Anfang. So die gelegentlichen Wunden am Hacken vom vielen Drei-Schritt-Vor und Zwei-Schritt-Zurück (wahrscheinlich tausendundein Schritt versus tausend Schritte). Und das Schuhwerk ist neu. Die ‚Verwirrung des Gemüts’ hilft zwar ein wenig in diesem Vor und Zurück, aber Leitfäden schreiben immer bloß Ariadnen. Vielleicht sollte ich mich endlich entschließen zu sagen, es regne. Es regnet mir um die Ohren. Aber erst jetzt. Der Tag nur grau, in den am Vormittag ein wenig Farbe kam, als unten in der Grünanlage eine Schulklasse das Kriegerdenkmal besichtigte. Die Lehrerin zeigte mit dem Finger auf die Namen, die auf den vier Seiten des Zement-Obelisken aufgeführt sind. In der Dorfschule damals die eingerahmte ‚Fotogalerie’ der Gefallenen, unter den paar Vermißten das Foto eines meiner Großväter. Nachnamen-Identitäten. Familien-Identitäten. Was wahrscheinlich schon im Städtchen nur noch zum Teil gelten mag. Ich muß natürlich an die andere Gruppe der Versprengten (also nicht Einheimischen) denken, die dort im Verborgenen (ja doch) eine Art Zuflucht gefunden. MM ist so einer. ‚Cucciolo’ fiel mir heute für ihn ein, ein kleiner junger neugieriger Hund. Nicht abfällig gemeint. Gegenwelt im Kleinen. Im Supermarkt den kleinen Unfall von neulich quasi geregelt mit der einen Verkäuferin. Hält sich in Grenzen, die sie selbst noch versuchen will, herunterzuschrauben. Wir einigten uns auf Fiftifty für den Kratzer, den sie abbekommen, weil sie neben mir zu stehen kam, als ich mich gerade umdrehte und beim Rücksetzen einen weiteren Bogen machte in der Gewißheit, den Platz dafür zu haben, der dann plötzlich nicht mehr da war. Arbeit häuft sich, eine Steuerveranlagung kam hinzu. Und selbst wenn es Sonntag noch klappen sollte mit S., ich müßte diesmal derjenige sein, der abwinkte. Dizzy-Spleen. „NeiGe Leise, du Schmerzensreiche…, soll ich dich wecken?“ „Wieso ‚NeiGe Leise’, das heißt doch bloß ‚Neige’?“ „Weil man nicht sagen kann, darf, soll, muß: le neige. Geht nicht.“ „Ach so, den frisch ausgedruckten Stapel Papier da meinst du.“ Am Horizonte da regte sich nitz vor lauter grau.

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