Arbeitsjournal. Montag, der 23. November 2009.

6.32 Uhr:
Um sechs Uhr hoch; es war spät geworden gestern nach der Oper, über die ich jetzt gleich schreiben will. Wär ganz gut, wäre der Entwurf fertig, wenn mein Bub um Viertel vor acht seine Schultasche holt. Dann könnte ich danach schnell den Widerspruch zum Finanzamt radeln und, zurückgekommen, >>>> den Eigner fertigschreiben und ausdrucken (>>>> die Dummbeuteleien unter dem letzten Entwurfsauszug laß ich heute mal stehen… na, vielleicht doch nicht:; Bischowslinskis Geseier ist ja nun richtig was Treffendes für’n >>>> Anti-Herbst; vielleicht verschieb ich’s d o c h, aber erst später, weil es mich jetzt zu sehr aufhielte). Jedenfalls hatte der Profi nach der Oper, zu der alles mögliche an Prominanz erschien, sogar die Wowereit-Katastrophe, und zwar mit Blaulicht, zum Fischessen eingeladen und eine wunderschöne türkische, ziemlich durchsetzungswillige Kurdin dazugebeten, mit der wir nach dem Essen noch >>>> in die Bar zogen; dort diskutierten wir dann Europa. So wurde es spät. Zurück mit dem Auto zu meinem Fahrrad, das wowereits-, heißt: duldungsstarr noch vor der Komischen Oper stand, das Fahrzeug gewechselt und heimgeradelt. Gegen zwei war ich hier und hätte gern noch شجر angerufen, ließ das aber eines Mannes wegen bleiben, von dem wiederum s i e zum Essen eingeladen war; und wir wollen ja geheim bleiben und müssen das einstweilen auch, so daß wir auch aus dieser Spannung trinken: voneinander und aus ihr. Keine Profanität heißt: kein Alltag. Vieles hiervon, ich bin mir sicher, wird in >>>> Melusine Walser eingehen.

18.03 Uhr:
>>>> So sieht das aus, wenn ich einen Opernverriß schreiben muß – den ganzen scheiß Tag lang hab ich mich rumgedruckst dran: Na gut, mit der Löwin als „Ausgleich” in Skype. Aber sonst, alles liegengeblieben. Ich werd wohl doch nicht auf die Lesung heute abend gehen. Einfach keine Zeit. Wenigstens den Eigner fertigkriegen…

19.37 Uhr:
Wenigstens noch geduscht. Die Löwin sagt zu meiner Kritik, man werde mir den Neuenfels vorhalten, man werde mir sagen, ich hätte einer Berühmtheit einfach so ans Bein pissen wollen, man werde nicht lesen, was ich wirklich schrieb, sondern was man lesen w o l l e. Je nun, dann ist es so. Ich lasse mich von Betriebsschranzen nicht hindern: wenn alle den neuen Kleidern von Kaisern zujubeln, werde ich weiterhin sagen: seht mal, der ist doch ganz nackt… und das ist kein schöner Anblick so, wie er gebaut ist. Dann werden all die anderen wieder jubeln: Du bist ein Idiot! Der ist doch in Seide gekleidet, in Brokat und in Nike’s… und die Schuhe, die Schuhe sind von Alden!

Ich geh jetzt d o c h auf die Lesung. Ist ja gleich um die Ecke. Bin aufgewühlt, verärgert, angeekelt – wie soll ich da arbeiten?

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