Jede Sucht will ihre Katastrophe ODER Das irdische Leben. Gerd-Peter Eigner. Aus dem Entwurf (3).

Die Erde läßt uns nicht los, nicht die Heimat und nicht die Frau. Der Verführung, sich dies billig mit Abstraktionen wegzulügen oder durch gesellschaftliche Position zu verschmieren, widerstehen Eigners Außenseiter alle: alle wissen sie, letztlich gibt’s kein Entkommen. Dessen erwehrte sich Dichtung seit je durch Überhöhung. Weshalb Kunst eben nicht „ein willkommenes Hilfsmittel ist, das als begleitendes Ingredienz einer zuvor festgelegten gesamtgesellschaftlichen Planungsentwicklung revolutionäre Politik kämpferisch verkörpern müsse”, wie Eigner das, in Richtung KPD und DDR, ausgesprochen scharf formuliert hatte. Sondern wir bleiben in den tragischen Verhängnissen; sie, eigentlich, machen unser Leben aus – zumindest so lange nicht tatsächliche Gleichheit der Lebensverhältnisse, also Befreiung, erreicht ist. Schon deshalb wird „Kunst (…) nicht gemacht für jene, die Muße haben und ein Vergnügen am Kunstwerk”, obwohl sie es sind, die sie ökonomisch ermöglichen; „Kunst wird gemacht für jene, die k e i n e Muße haben und k e i n Vergnügen am Kunstwerk.”1 Ein wenig schwingt hier die Naivetät Herbert Achternbuschs mit: Du hast keine Chance, aber nutze sie. Das aber schützt vor einem Pessimismus, der sich, schon aus Selbstschutz, ergibt; statt dessen schürt Eigner wieder und wieder das Feuer, aus dem Zusammenhang, der nicht nur einer der Verblendung ist, irgendwie auszubrechen. Es ist eben auch einer der Naturläufte. „Denn bekanntlich folgt die Erfüllung der Verheißung nicht auf dem Fuß; zumindest nicht gleich und nicht dort, wo es vorzudringen gilt in unseren bisherigen Erfahrungen und Kenntnissen vorenthaltene Bereiche. Dafür bewegen wir uns doch immer noch allzu sehr in der uns vertrauten und üblichen Gangart. Dem Zickzack. Dem Zickzack der Wörter, Begriffe, Ideen, Gedanken und Schlüsse, die ja nicht selten Trugschlüsse sind, so daß die Pfade, die wir betreten, je mehr sie ausgetretene sind, zu Irrwegen werden. Wir kennen die Richtigkeiten; die Wahrheit noch nicht.”2 Wir müssen sie erfinden, umerfinden, was gelebt worden ist; es geht ja auch darum, aus Tragiken Lust zu schlagen – weshalb sollte man sonst lesen, in Theater und Kino gehen, ja Musik hören, die nicht nur Untermalung ist? Der Schauer des irdischen Lebens durchfährt uns, wenn das Brot endlich gebacken ist, doch es ist zu spät. Wir liefen los, um den Anschluß noch zu erlangen, überwanden sämtliche Widrigkeiten und, ja!, schafften es noch… doch wir sind nicht bei Schiller, sondern immer um Sekunden zu spät. Die einzigen Momente, in denen wir’s nicht sind, sondern worin wir uns wirklich erfüllen – vorübergehend freilich, das ist wahr – scheinen die erotischen Vereinigungen zu sein.


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5 thoughts on “Jede Sucht will ihre Katastrophe ODER Das irdische Leben. Gerd-Peter Eigner. Aus dem Entwurf (3).

  1. sorry aber hören sie doch einfach auf zu philosophieren herr alban – sie sind irgendwie zu quengelig oder zu unruhig beim festmauern ( apodiktionieren = es nicht schön ? )
    heimat ?
    frau ?
    oder wenigstens versteifen sie sich auf wirkliche heimat-komponisten und nicht auf sirius oder anderes.
    echt sie können ja wirklich noch an allem irgendwelche oberflächlichkeiten feststellen – soweit ihr horizont reicht – aber was ist mit ihrer dichtung ?
    vertrauen sie der genauso wenig wie ihrer sexualität – hm – – – anscheinend ?
    für was müssen sie mit oder nachplappern ?
    dass einer wie eigner mal am besten geleckt hat ?
    wie geht das ?
    ( ich lecke keine muschis ich muss es eigentlich nicht wissen )
    naja – weiss echt nicht wieso ich mir diese page noch reinziehe.
    sorry.

    1. anbetrachtung eines arbeiters auf befriedigungskurs wo rohr gegen rohr steht ist alles in ordnung.
      schwieriger wirds beim erkunden der öffnungen.
      ( poren )
      da wird es dichtend.

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