Mittwoch 8. Dezember 2009

Jetzt begleitet er mich schon den ganzen Tag, der leichte, dumpfe, hintergründige Kopfschmerz, von dem mir Z. sagte es sei gar nicht gut, dass ich ihn nicht mehr hätte und noch viel schlechter, dass ich dagegen nie etwas anderes getan hätte als Schmerzmittel zu nehmen. Ja, klar Schulmedizin…
Physiotherapeuten? Smarte noch dazu? Wo in Berlin ist das? Jägerstrasse? Oh, ja und ich würde a u c h rot werden, was mir D. als besonders charmant auslegte am Montag. Ich stieg in seine Badewanne, weil ich selber keine habe und stieg da auch wieder raus, auch ein wenig schief, aber ihn störte das nicht, solange ich ihm seine Hand zwischen meinen Beinen gestattete.
Und noch was: man m u s s HH verlassen wenn man etwas werden will im Leben, das nun wieder, ist nicht meine Meinung. Es ist irre wie Gedanken sich gleichen können, diese Umwege merke ich gerade, mache auch ich immer. Viel zu lang und viel zu weit, nur um schließlich bei mir selbst anzukommen.
Immer wieder treffe ich auf mein Leben an Stellen und Orten, an denen ich es nicht vermutet hätte.
Das der Osten eine Sehsucht birgt, die einem begegnen kann, hielt ich bis dato für meine ganz persönliche Erfahrung, seit ich mit 8 Jahren meinen Großvater nach Böhmen und mit 11 Jahren meine Großmutter nach Pommern begleitete. Ich hatte sofort das Heimatgefühl, das ich schon damals unterdrückte, weil ich es mir verbot. Wir waren es selber Schuld, wir hatten den Krieg angezettelt – das meine Gedanken mit elf.
Nun Herta Müller, berichtet in ihrer Stockhomer Nobel-Vorlesung von der täglichen Frage ihrer Mutter ob sie, das Kind, ein Taschentuch dabei hätte. Aufgeschlossen wird mir diese Frage von Burkhard Müller http://de.wikipedia.org/wiki/Burkhard_M%C3%BCller
in der Süddeutschen Zeitung: http://www.sueddeutsche.de
so: In der Frage: „Hast Du ein Taschentuch“ verdichtet sich die Zärtlichkeit der Mutter, welche direkt zu äußeren im herben bäuerlichen Milieu des deutsch-rumänischen Banats nicht schicklich gewesen wäre. „Die Liebe hat sich als Frage verkleidet.“
Sofort fühlte ich mich ertappt. Offen zur Schau getragene Liebesbekundungen hat es in meiner Familie nie gegeben. Jedes Schulbrot das meine Mutter mir schmierte wurde von mir wie eine solche behandelt. Hatte ich eine Wut, dann warf ich es in den Müll, wollte ich sie kränken, nahm ich es wieder mit nach Hause, war ich glücklich aß ich es, dachte ich nicht darüber nach, fühlte mich frei, tauschte ich es ein.
Kindheit, ich trage noch immer an dir, du bist mir Zuflucht und Rätsel.