eine amsel ecke friedrichstraße unter den linden. laut und deutlich. ich eilte in die jägerstraße. ich gehe immer von den falschen prämissen aus. ich denke, es ist deutschland, es wird wie in der damenunterwäschabteilung sein, und gleich liege ich unter den händen einer versierten physiotherapeutin ähnlichen formats.
nein, auch die jägerstraße ist ein bisschen sao paulo. ein netter smarter junger therapeut. ok. ich weiß ja, was mich erwartet und dann kommt es doch etwas anders und ich werde auch noch knallrot. wenn man einfach nicht davon ausgeht, sich so weit entblößen zu müssen, ist das ja wohl auch völlig normal, musste ich in sp schließlich auch nicht. ich krieg hektikflecken und er fragt, ob das normal sei, unter den gegebenen umständen ist es das, denke ich, murmel aber, das sei temporär. normal temporär. der ganze laden ist voll von jungen smarten therapeuten, erhöht das die heilungschancen signifikant? aber im wartezimmer sitzen nur ältere herren, die nicht gerade gay wirken. wo haben sie die charmanten therapeutinnen versteckt?
die elle sei noch sehr heiss, sagt er, ich solle kühlen. die rechtsdrehung des kopfes ist nicht vollständig. mir fällt ein, dass sie mir in hh mal den hals wieder eingerenkt haben, als ich mal sehr schief aus der badewanne stieg, als ich noch badewanne hatte. vielleicht rührt es noch daher.
morgen geht es nach hh. vorher noch zur botschaft wohlmöglich, aber da ich noch gar keinen rückflug habe, ist das warscheinlich noch gar nicht möglich. dieser visumsbefreiungskram ist so kompliziert und nervig.
mit k einen spontanen x-berg abend gehabt bei pizza und espresso. eine sehr angenehme und kluge frau. berlin erweist sich doch trotz der sehnsucht nach hh als der absolut richtige ort für mich und meine belange. mit hh ist es ein wenig, als ob ich denke, es sei mir irgendwie noch was schuldig. ich habe einfach kapituliert. ich dachte, es ist gut, wenn wir weggehen, war es ja auch, sonst wäre ich wohl heute auch nicht in berlin. manchmal muss man unsinnig weite umwege machen. dennoch, hh hätte schon auch eine zweite chance verdient, denke ich.
frau otter singt schumanns frauenliebe sehr bestimmt und vor allem gut getimet, aber nicht innig rollenanverwandelt, was mir ganz gut gefällt. die termine sind verzurrt, so viel zeit ist gar nicht mehr, bis ich den schumann fertig haben muss, und den darf und will ich nun wirklich nicht verhauen.

also, noch kann ich nicht wirklich über das ergebnis berichten, aber, ja, man trifft wahrscheinlich nicht auf wirklich unangenehme menschen in der physiotherapie, und, ja, die tatsache, dass einem mal geholfen wird, ohne das man viel reden müsste, ist auch nicht unangenehm, im gegenteil. im grunde dürfte eine psychotherapie quasi nicht ohne physiotherapie ablaufen, denn es muss einem ja irgendwie in fleisch und blut übergehen, denke ich oft.
also, der hunting garden in der jägerstraße: http://sixone-physio.com
und, danke!, wenn ich hier lese, komme ich mir ja oft wie der letzte klemmi vor, schön, wenn dann mal wer sagt, würde mir auch so gehen.
und, ja, vielleicht ist das ja auch sympathisch, wenn man nicht für alles immer eine souveräne lösung parat hat, egal, ob man auf die bühne klettert oder einem therapeuten mit bloßem oberkörper gegenübersitzt, wenn man gar nicht darauf gefasst ist. vielleicht verdeckt das souveräne ja auch etwas, was intensität überhaupt erst möglich machte. vielleicht muss man durch alle diese peinlichkeiten ganz unsouverän gehen und sich gar nicht immer wünschen, man merkte es einem nicht an. die eigene beschämung ist ja nun einmal auch eine form der konfrontation, sie wird nur leider nicht so gewertet, sie landet immer wieder bei einem selbst.