Heute 20

Das alte kalte schöne Wetter und ein Mond, der abermals wie eine Klinke (ich wollte Klinge schreiben (welche Tür ist das jetzt?)) aus dem dunklen Himmel hervorzuckt. Vor einem Mond war’s das Wort Messer, das mir einfiel. Das eine Belli-Sonett: Erziehung. Hab Selbstvertrau’n, mein Sohn, du bist ein Mann, / Du brauchst dir nicht von andern helfen lassen, / Doch sollte einer dir ein Ding verpassen, / Gibs ihm zurück, gleich doppelt, denk daran! // Hör‘ nie auf andere, das hat keinen Zweck, / Will so ein schlauer Blödmann dich belehren, / Sag höflich: Du kannst dich zum Teufel scheren, / Kümmere dich um deinen eigenen Dreck. // Wird mal gespielt, spiel mit, und geht’s an Saufen, / Sauf mit, laß keinen Tropfen in der Flasche, / Solln sich die Andern eine neue kaufen! // Bleib nur ein guter Christ und sei es ganz. / Drum trage immer in der Hosentasche / Das scharfe Messer und den Rosenkranz. Übersetzung von Otto Ernst Rock. Im selben Band (München 1978) noch eine andere Version von Toni Kienlechner (immer noch zu tun, die einst von dem übersetzte ‚Gräßliche Bescherung in der Via Merulana‘ doch mal auf ital. zu lesen, überhaupt Gadda, bloß immer so nebenbei gelesen – das ist nun wirklich zu tun): Hör zu, mein Sohn, und folg des Vaters Rat! / Paß auf, daß keiner dich bescheißt! / Hat einer dich geohrfeigt? Eh du schreist / hau ihm gleich zwei und hau ihn platt! // Und wenn ein anderer Schweinehund / gar glaubt, er hab dich was zu lehren, / sag ihm, er soll den eigenen Dreck aufkehren, / gefälligst hat er seinen Mund! // Würfelt oder spielt ihr um den Becher, / dann sauf ihn selber aus, mein Sohn! / Der andere braucht nichts (der ist schwächer). // Doch christlich sein ist gut (und lohnt sich besser); / drum trag zwei Dinge stets im Hosensack: / den Rosenkranz und das geschliffne Messer. Also fuhr ich. Die Tabaccaia umzulegen. Im Supermarkt eine Gruppe Hinterwäldler. Struppig anzuschauen, in schweren Arbeitsklamotten. So fuhren wir nach China voll Entzücken. / Mit sturmverwehtem Haar, die Blicke weit und frei. (Baudelaire, Die Blumen des Bösen, dt. von Therese Robinson). In Peking sterben wollen und dies nicht können gehört zu den Dingen, die auf mir lasten wie der Gedanke an eine bevorstehende Katastrophe. (Pessoa, Das Buch der Unruhe, dt. von Inés Koebel). L’Automne à Pékin (Boris Vian). Dann den Schreibtischtod gestorben vor lauter Überbevölkerung.

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