Arbeitsjournal. Dienstag, der 16. Februar 2010. Mit malayischen Prostituierten.

6.21 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Bis knapp nach halb eins mit M. und dem Profi >>>> in der Bar gewesen, M. hat viel aus Südafrika erzählt. Der Profi brachte uns mit dem Wagen zum Gleisdreieck, da stiegen M. und ich in die U-Bahn, die letzte oder eine der letzten, die noch fuhr; sie stand quasi schon da, als wir die ungeschönten Treppen hochstiegen; das Gleisdreieck ist ein Ort schmutziger Geheimnisse, deren Resignation allein den Gedanken, es zu renovieren, grauwerden läßt. Mein Rad stand noch am Terrarium, da holte ich es unten ab; gemeinsam spazierten wir, das Rad, M. und ich, dann noch ein wenig Weges durch den Schnee. شجرة حبة war noch wachgeblieben, Frau Sommer, von Jacobs Kaffee, saß ihr zur Seite und las aus >>>> Paulus Böhmer vor; sie hat eine über die Jahre vor J. Walter Thompson geheimgehaltene Leidenschaft für die Große Lyrik, für Bob Dylan und für Gräser („Leaves of Grass”); überhaupt ist Frau Sommer, eine alte Dame unterdessen, seit Beginn des Rentenalters höchst jugendlich geworden, neuerdings stehen ihr Miniröcke, die konnte sie früher nicht tragen. Es geht die Rede, sie habe sich für PLAYBOY auf einem Puttensofa, dessen Putten als Blüten erscheinen, nackicht abbilden lassen; auch ihre Brüste erscheinen als Blüten, bzw. als Nachtfalter, um den Sachverhalt in der Metaphernwelt meiner derzeitigen Lektüre auszudrücken. Es nimmt nicht Wunder, daß ich also verschlief (شجرة حبة: „Du merkst es nicht, aber ich unterhöhle deine inneren Asketen”, die Wahrheit ist, sie erweicht sie) und eben erst, um sechs Uhr, aufgestanden bin. Es ist zu tun: 1) weiterlesen (erstmal bis acht) 2) Briefe zu schreiben („Lieber Herr Gläubigeramt, …”) 3) telefonieren („Wir wollten einen Termin wegen der Bamberger Elegien ausmachen.”) 4) Joseph Martin Krauss hören („Gen Italien!”) und über ihn lesen 5) meinem Sohn das Essen bereiten („doch nur aufwärmen, Papa”) 6) einen USB-Stick besorgen und fürs >>>> Konzerthaus alles Material zu >>>> Křeneks Orpheus darauf überspielen 7) Cello üben 8) vielleicht an das dritte >>>> Orpheus-Gedicht gehen – vor allem aber 9) sowie DS’s lektorierte Seiten >>>> meiner Erzählungen angekommen sind (mit Halali der Postbotin): Korrekturen übertragen und an den Verlag weiterschicken. Man kann sagen: ein voller Tag. (Zu löschen war heute mal nichts; >>>> das ist denn z u schön.)

Anzumerken bleibt, daß mich die malayischen Prostituierten nicht mehr anzusprechen wagten, den Profi indessen schon, und zu M., als er auf Toilette ging, sagte eine der beiden: “Quo vadis?”

16.35 Uhr:
Fast alles schon geschafft, das ich schaffen wollte; die zweite Typoskripthälfte ging soeben korrigiert an den Verlag hinaus. Ehrenvolle Post kam: der Sekretär der >>>> fondazione Scelsi mag mich gegen Ende März bei der >>>> MaerzMusik treffen; sogar seine private Mobilnummer schickte er mit. Dann gingen Mails wegen Pressekarten für die MaerzMusik hin und her; ob ich wohl, fragen die Festspiele, das Programm der MaerzMusik in Der Dschungel annoncieren wolle. Nun hatte ich das ohnedies vor, jedenfalls auf ausgewählte Programmpunkte hinzuweisen; insofern fiel mir meine Zusage leicht. Dann kamen >>>> Robert HP Platz’ zwei neue CDs an; er hatte mich gefragt, ob ich was drüber schreiben wolle. Darum kümmere ich mich aber erst n a c h dem Krauss. Der nun dran ist. Cello geübt hab ich bereits heute vormittag, und vielleicht üb ich n o c h mal, nachher, ein halbes Stündchen, damit die Finger wieder ölig werden.
Wegen des Erzählbandes laufen jetzt s e h r viele Argumente auf z w e i Bände hinaus; auch DS drang noch mal drauf. Okay, „Aeneas in Kathago”.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .