ich häute mich schonwieder…

…. immer im frühjahr ist da so. “was für ein tier ist denn an dir verloren gegangen”, fragte mich gestern j., als sie mich sah. von unten nach oben an den beinen beginnend fängt das an. vor vier wochen konnte ich meine haut an den schienbeinen in fetzen abziehen, jetzt sieht’s am schlimmsten im gesicht aus, dafür an anderen stellen nun frisch rosige haut, die aber noch ein wenig spannt. auch mein chef sah mich gestern an: “was ist denn mit ihnen los… das ist das zweite mal, daß ich sie so sehe.” “ja… sieht schlimm aus. am liebsten würd ich das ja in der dunkelheit mit mir abmachen, was aber nicht geht… der tag und die nacht haben bekanntlich 24 stunden, von denen ich 8 stunden arbeiten muß.” “warum gehen sie nicht zum arzt?” “ich war in den vielen jahren öfter bei einem arzt, bekam nie eine erklärung dafür, nur ein schulterzucken, und salbe verschreiben. es tut nicht weh, sieht nur zu beginn nicht sehr schön aus, hinterher dafür um so besser. das ist so, seit ich denken kann… kurz nach meiner geburt passierte es das erste mal. die ärzte hatten damals auch keine erklärung dafür, sagten lediglich: dieses kind wird niemals nylon tragen können.” “wieso nylon?” “das weiß ich nicht, konnte ja damals noch nicht sprechen, also fragen, und meine mutter fragte nicht.”

ich muß jetzt erstmal ein bad nehmen. die haut, die sich abstößt, einweichen, weil sie sich dann besser lösen kann. die sonne muß ich die nächste zeit meiden. dabei lieb ich das licht so.

nachtrag:
meine großmutter erzählte mir etwas, als ich mit 35 jahren nach einer narbe an meinem hinterkopf fragte, weil ich nichts erinnern konnte, was diese narbe entstehen ließ. “als du geboren wurdest, sah deine haut am ganzen körper ganz schlimm aus. dein kleiner körper war vollkommen wie mit einer art pustel übersäht… eine neben der anderen. sie wurden dicker und dicker, flüssigkeit lief aus ihnen heraus. am schlimmsten war das zwischen deinen fingerchen und deinen kleinen zehen. deine kleinen hände und füße sahen wie eine einzig verklebte masse aus. die krankenschwestern ekelten sich vor dir, zogen handschuhe an, wenn sie dich wickeln mußten. diese ganzen pusteln zogen sich dann an deinem hinterkopf zusammen, bildeten dort einen abszess, den man öffnen mußte, weil er immer dicker wurde. nachdem man den abszess geöffnet hatte, trockneten diese kleinen leeren hauthüllen an deinem körper aus, fielen ab. danach war ein jahr ruhe, im jahr drauf war das wieder so…. aber nicht mehr so schlimm, daß sich ein abszess bildete. die ärzte begründeten das bei deiner geburt mit der tatsache, daß deine mutter während der schwangerschaft orangen nicht gegessen, sondern gefressen hatte, schoben das also auf die fruchtsäure. diese erklärung aber kann nicht die richtige gewesen sein, weil es ja immer noch so ist.” großmutter hatte damals recht, denn es ist immer noch so. ich merke es zuerst daran, daß sich in meiner wirbelsäule etwas tut, die energiekreisläufe um die einzelnen wirbel herum ihre richtung ändern. es entsteht ein druck im hinterkopf, der sehr schmerzhaft werden kann. danach beginnt mein körper damit, die haut stellenweise abzustoßen. dieser ständige druck im hinterkopf beruhigt sich immer erst dann, wenn mindestens die hälfte der alten haut abgestoßen ist.

“du tier du…” grinste meine freundin gestern. “ich finde das überhaupt nicht witzig…”, antwortete ich grimmig. überhaupt will ich an diesen tagen gar niemanden sehen, will meine ruhe haben, weil mich alles viel kraft kostet, ich mich ungeschützt fühle. ich brauch dann auch immer viel schlaf. letzte nacht schlief ich 12 stunden am stück. vielleicht ist die tatsache dieser regelmäßigen häutung der grund dafür, daß die leute zu mir sagen: “wie, 50 jahre alt?… nie im leben nich.” auch mein chef gestern: “ich versteh eh nicht, daß sie so aussehen, wie sie aussehen, ihre glatte haut erscheint mir schier unglaublich, wenn ich weiß, wie alt sie sind. woran liegt das?” “gene?” “wenn’s die gene sind, stell ich mir aber die frage, was für gene das sind.”