Arbeitsjournal. Dienstag, der 6. April 2010, in dem sich eine wi(e)dererstandene Peri wehrt.

6.50 Uhr:
[Arbeitswohnung. Holliger, Scardanelli nach Hölderlin (1985).]
Auch den Klang mancher Komponisten Neuer Musik erkennt man immer sofort, wenn sie denn außergewöhnlich waren und/oder noch sind. Tonbandcassette falsch eingelegt: Aber das ist doch Dallapicolla, und das war es: Volo di notte. Latte macchiato. Nachdem ich mit meinem Jungen in „Alice im Wunderland”, deutsche Synchronisation, gewesen war, erstklassige Besetzung vor allem in Alice und dem Hutmacher, aber hier versagte, anders als bei >>>> Avatar, die Technik: viel zu spürbar war, wie man es auf 3D angelegt hatte, ohne Camerons unbedingten Werner-Herzog-Willen, angelegt auf „Kasse” & Kind, so daß meistens Pappe blieb, neben ein paar guten Animationen, die aber längst Standard sind, – nachdem ich den Jungen dann wieder Ans Terrarrium gebracht hatte, es war fast 23 Uhr, und heimradelte, erreichte mich eine verärgerte SMS, und ein Urheberrechtsproblem war zu lösen, ausgerechnet mit der >>>> Peri, meiner, ich geb es ja zu: zerflossenen Berliner Geliebten von vor einem Jahr; aber das Bild, das ich bei Facebooks eingestellt hatte, war völlig unkenntlich; dennoch, offenbar folgt sie mir nach wie vor, sah sie es und reagierte wütend: „Es hat einen Grund, daß ich dich verließ, ich will mit dir in keinem Zusammenhang mehr stehen!” Dabei stand er da so gut, weil Clemens Ruthner, der im guten Sinn postmoderne Nachkomme van Helsings, gerügt hatte, es müsse wohl dem Album, das „Verschiedenes, streng sittlich” heiße, ein unverschieden Sittenloses an die Seite. So hatte ich geschaut: wen erkannt man wo n i c h t? Und gewählt.
Meine Erfahrungen mit dem Persönlichkeitsrecht sind bekannt. Ich diskutierte erst gar nicht, rief zurück und sagte ohne weitere Begrüßung: „Sorry, ich nehm es raus. Auch wenn du nicht zu erkennen bist.” Wahr ist, daß ich hätte fragen müssen, aber ich hatte gar keine Telefonnummer mehr gehabt, es war aus dem Mobilchen gelöscht worden, als die Peri gegangen war. Erst die SMS brachte die Telefonnummer wieder. Jetzt, schon aus Trotz, lösch ich sie n i c h t mehr.
Aber das Bild löschte ich, nein, das gesamte Album. Schade um das Bild, es hätte einen Preis verdient, derart erotisch ist es, ohne eigentlich etwas zu zeigen außer einem herrlichen Rücken und wehendem Haar zu Füßen übereinandergeschlagener Beine. Zudem war es Geschichte wie das Signet, mit dem das Album bekennzeichnet war. Ich erinner mich stillster Tage in Clichy, wenige warn es, auch das stimmt, aber jeder hatte vierundzwanzig Stunden gehabt: wenn wir nur die Liebesnächte rechnen:: sieben. Vergangen. Als verschmorten Blätter voll Silberbromids.

Ich will an den Berlintext, >>>> über den sich mal wieder die Trolle erregen. Ich muß Geldwege gehen, Miete usw.; sie sind der Feiertage wegen aprils noch unbegangen. Der fünfte Zwischenbescheid zur >>>> Kleinen Blogtheorie ist zu schreiben. Abends schau ich zum >>>> Salon Noir, eventuell, danach geht’s in die Bar. Um acht wecke ich شجرة حبة, die ich nachts der Peri wegen noch über Skype anrief: „Ich hätte darauf niemanden erkannt”, sagte sie, „wie kann eine Frau derart uneitel sein?” „Sie war halt keine Löwin.” „Aber wenn sie es will, mußt du es löschen.” Zwei Minuten später: „I s t gelöscht.”

10.53 Uhr:
شجرة حبة: „Weshalb baust Du nicht ein Séparé secret? Über Die Dschungel verlinkt, über Facebook verlinkt, über Twitter verlinkt. Zugänglich aber nur mit einem Paßwort. Das man sich verdienen muß.”
Tja. Der Tag verläuft anders, als ich dachte. L’AUTREMONDE. SÉPARÉ SECRET.

16.57 Uhr:
Die ganze Zeit an >>>> dem da gesessen, auch vorher schon anderswo nach Lösungen gesucht, aber keine gefunden. Die Idee ist, nach dem Vorfall von gestern nacht, ein Site oder ein Weblog aufzubauen, das einzelne Beiträge unter Paßwortschutz stellt. Ich habe aber absolut keine Ahnung vom Programmieren, und ich habe kein Geld, und die Sache selbst ist zu delikat, um irgendjemanden das tun zu lassen; es muß ein Vertrauter sein, sowohl mit der Szene als auch mit den Spielregeln der Diskretion.
Jedenfalls vergingen S t u n d e n darüber, bis ich es endlich aufgab, halbdepressiv, knirschend. Wieder stand das Cello nur so herum, wieder war ich mit den angefangenen Texten nicht weitergekommen. شجرة حبة ist gelassen: „Das ist wieder so eine sehr gute Idee, das gibt Der Dschungel noch ein exklusives I-Tüpfelchen… wie kannst du erwarten, daß das von heute auf morgen geht?!” Ja, wie?! Aber ich bin kein geduldiger Mensch, wenn ich warten soll, werd ich fuchsig oder hilflos.

Muß endlich die Wege tun.

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