Arbeitsjournal. Sonnabend, der 19. Dezember 2009. Mit James Camerons „Avatar”.

7.34 Uhr:
[Josep-Maria Balanyà, Sonateskas.]
Ich sitze an der Steuer; zwar hab ich die drei Wochen Fristverlängerung gestern bekommen, anstandslos, aber ich will dann nicht kurz vorher w i e d e r im Druck stehen und geh es also langsam an. Bis mittags. Dann werd ich zur quasi-Familie rüber, dann werden wir den Weihnachtsbaum kaufen, und ich will insgesamt Weihnachtssachen besorgen. Abends will लक unterwegs sein mit Freunden, ich werde die Kinder betreuen und, wenn die Zwillingskindlein im Bett sind, mit meinem Jungen spielen. Mal sehn. Oder wir backen noch mal Kekse, meinen lieben Heidesand, die Fuhre von vor zwei Wochen ist schon verfüttert.

Gestern mit dem Jungen >>>> „Avatar” gesehen: s c h ö n e s Märchen, vor allem:: ich denke, das ist nun tatsächlich die Zukunft von Kino, 3D. Die Brillen stören überhaupt nicht mehr, und man kann fühlen, wie sich die Technik noch perfektionieren wird; es gebe das schon, erzählte mein Junge, für den Laptop. Avatar selbst, selbst mit den unnötig-üblichen Schlachtszenen, erfüllt meine Jungenträume, s c h o n spannend. Man unterließ es allerdings, fiel mir auf, daß die beiden Verliebten ihre sehr eleganten Schwänze ineinanderschlangen, wie Disney die Helden in „Aristocats” tun ließ. Auffällig, daß Cameron das so Naheliegende nicht zeigt, also m i r auffällig. Nebenbei bemerkt, hat der Film eine seltsam nahe politische Implikation: man mag das eigene Militär nicht. Das ist s c h o n eine Botschaft. Außerdem sind die Na’vi, die eigentlichen Bewohner des Dschungelplaneten Pandora, neben ihrer Katzenhaftigkeit allerdeutlich an die Indianer angelegt und haben eine spirituelle Naturreligion, die deren mehr als nur gleicht, plus einiger „praktisch”-esoterischer Draufgaben, die europäisch-„heidnischen” Traditionen gleicht; etwa entschldigt man sich bei der Beute, die man erlegte, um selbst zu überleben: überall ist Achtung vor dem Geschöpf. Und einmal sagt die Weaver es sehr deutlich: die Wurzeln der Bäume haben insgesamt mehr Nervenzellen als das menschliche Gehirn und sind untereinander denkende verschaltet. Dagegen wird sowohl das Stiernacken-Militär, hier eine ins Legionärstum „geoutsourcte” US-Army, als auch das gelackte Geldinteresse, das sie bezahlt, als einfach nur banalbrutal und dumm gezeigt, nämlich als wurzellos; auf der Pop-Ebene ist das eine s e h r deutliche Kritik. Spannend auch, daß die einzige, die den massiven Kampfangriff auf das vergleichsweise wehrlose Volk der Na’vi, eine Soldatin, also Frau, ist: „Bei so einer Scheiße mache ich nicht mit”, sagt sie und dreht ihren Kampfhubschrauber befehlswidrig bei. Aus solch einer „Kultur”, sagt das, kann man nur aussteigen. Genau „gelesen”, fordert Cameron hier zur Desertion auf, erst zur Befehlsverweigerung und im weiteren zum Widerstand. Hat mir gefallen. (Nebenbei: auch der Zusammenhang zwischen Eros und Aggressivität wird gezeigt; nein, die Na’vi sind nicht nur ein friedliches Volk, auch sie sind Kämpfer, siehe Indianer; aber sie kämpfen und jagen in der Übereinkunft mit Natur; Natur ist nicht zuhandenes Ding.)

Also weiter mit meinen Belegen.
Guten Morgen.

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