hab gestern nicht nur den tag vergessen…

… sondern auch das einkaufen. als ich meinem zeitgefühl nach irgendwann auf die uhr sah, war’s schon 20.00 uhr. “aber es ist doch noch so hell draußen.” zwischen den gedanken setzte ich noch blumenzwiebeln und -knollen in die erde, wiewohl mein rücken nicht so wie ich wollte, ich aber wollte. dieses schöne sonnenblumenähnliche gewächs, auch topinambur genannt, mußte ich zum großen teil dem boden entreißen, weil es zu übermächtig wächst. ein gutes drittel des gartens ist von dieser pflanze inzwischen in besitz genommen. noch kleine frische grüne austriebe, einmal angefaßt und hochgezogen, reihen sie sich plötzlich an eine schnur in der im abstand von zentimetern die neuen ausläufer sprießen, man kann ziehen und ziehen, diese wurzelausläufer werden immer länger. sie wuchern ungefähr 1o zentimeter unter der erdoberfläche entlang, mitten in der rose, aber auch im lavendel kommen sie hoch. letztes jah sah das ja noch ganz schön aus, dieses jahr ist das definitiv zu viel. ich gab m. einige von diesen langen trieben, sie will sie mit in den kindergarten nehmen, und wir setzten einige hinten auf das grundstück. ich warnte m. allerdings davor, beim nachbarn zu dicht an den zaun zu setzen, weil der sich spätestens in einem jahr nicht sehr freundlich bedanken wird. die knollen bleiben klein, länglich sehr schmal, man braucht eine ganze menge, will man davon satt werden. als ich einen dieser triebe in die hand nahm, und mir ansah, dachte ich: “identität behaupten.” identität be:haup:t:en…. das haupt, das identität betet, oder die identität, die das haupt betet. behaupten. sich mit einem haupt versehen, was man organisch ja schon hat, wenn man geboren wird…. nun muß nur noch die identität hinein. m. gestern: “guck mal, wie ein… ich weiß im moment nicht, wie man das nennt, na du weißt schon.. wie so ein kleines viech, so ein wurm.. der in den menschlichen körper kriecht, und von ihm besitz nimmt, in ihm lebt… ist das häßlich, sogar diese kleinen fühler sitzen am kopf, schau dir das mal an.” ich grinste…. “schmeckt aber gut.” einige pflanzen sind im winter erfroren, die baumpäonie… eine hortensie, auch ein efeu, der an sich so tiefen frost meistens überlebt. die ausläufer des topinambur hingegen erfrieren nicht, auch nicht bei -30 grad. “wurzelflächig” landete ich wieder bei der identität, und beim >>>> “weißen band, den ich mir gestern auch ansah. sind es wurzeln?, oder ist es eine saat. bruno lampe schrieb von heimatschuld… die frage nach der schuld, die die sünde schon in ihrem kern behauptet, bevor sie überhaupt gestellt wird. s o identität behaupten… aber mit welchen mitteln. beklemmend, sehr beklemmend…. ließ mich meine eigene kindheit erinnern. so tief im glauben verwurzelt aufgewachsen können kinder sündigen?, kann man überhaupt, in einem solchen falle, von sünde sprechen? die väter hielten den kindern immer die sünde vor augen, bestrafung folgte regulierend, wofür die kinder sich bedanken mußten. einer der väter, der arzt des dorfes, der sich um die kranken kümmerte, verging sich regelmäßig an seiner tochter, der kleine bruder bemerkte sehr wohl, was nicht stimmte. “bitte verzeihen sie herr vater.” angst…. nichts als angst, demütigung, erniedrigung. werden ideale pervers? (im sinne von umkehrung), wenn man sie in soziale regeln umsetzt? versöhnung fand für mich nicht statt, die frage nach der schuld wurde nicht gestellt, der beginn des krieges stellte alles in seinen schatten. was ist sünde?