Der Kommissar und die RAF, ein Kinderkonzert und Fidelio. Arbeitsjournal. Sonntag, der 25. April 2010. Weiterhin Arndt und Undine.

6.02 Uhr:
[Am Terrarium.]
Interessant ist weniger, daß Ulrike Baureithel im >>>> FREITAG des 15.4. von der RAF meint, sie habe „Fußnoten” in die deutsche Geschichte geschrieben, sondern daß der FREITAG daraus Fußnoten m a c h t, indem die Redaktion Baureithels Kommentar einspaltig rechts neben einem von zwei Riesenfotos eingeführten nahezu ganzseitigen Artikel über die Fernsehserie „Der Kommissar” laufen läßt, als Nebennoten zur medial vermittelten Geschichte nämlich, worin die Erinnerung an erlebte Geschichte zur Erinnerung ans Entertainment wird, als ginge aus d e m mehr als aus dem Leben hervor. Das entspricht der Gegenwart und ist nicht ohne Wahrheit, auch dann nicht, wenn die „Fußnoten” suggestive Behauptung über etwas ist, worüber man sich nach Art eines unbewußten Konsensus „geeinigt” hat. Ihn unterstreicht die Sprachwahl Baureithels, die den Kommentar englischsprachig abschließt, in der Sprache mithin der Medialisierung selbst.

Es war eine einigermaßen schwere Nacht, ich bin seit Viertel von sechs auf. Das Zwillingsmädchen hustete hart fast alle Zeit, schreckt immer wieder auf, schmerzhaft hart hustete die Kleine, weinte, würgte vor Husten; erst als ich sie zu mir holte, ihr Brüderchen tapste hinterher, und er und sie bei mir im Bett lagen, ihr, der Kleinen Köpfchen, auf meinem rechten Unterarm, das Gesichtchen ins Brustfell atmend, wurde das Mädchen ruhig und schlief dann endlich ein und durch. Jetzt liegen beide hier neben mir, लक kam aus der Nacht gegen vier Uhr früh zurück, ich hörte leise die Wohnungstür, dann die Tür des Zwillingszimmers, worin sie jetzt schläft. Ich selbst will an den Arndt ff, Der Schut, dann ins Bad; um zehn müssen mein Junge und ich zu seinem Kindercellisten-Konzert aufbrechen. Das wird bis gegen eins gehen, dann hab ich noch etwas weitere Zeit für die Erzählung. Am Abend gibt es >>>> Benedikt von Peters >>>> Fidelio-Premiere an der Komischen Oper; der Profi wird mich begleiten. Also morgen wieder eine Musikkritik. Wochenenden sind Sehnsuchtstage, schrieb mir gestern شجرة حبة.. Es hat >>>> mit Undine noch sicher kein Ende.

15.57 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Schönes Kinder-Familienkonzert heute morgen; mein Junge übernahm den ersten Sprecherpart, ich den zweiten: kleine Geschichten führten durch einen musikalischen Zoo (es ist für mich nach wie vor seltsam, als “Herr v. Ribbentrop” angekündigt zu werden). – Wahnsinnswetter draußen, Vater&Sohn zogen dann noch zur „Kleinen Eiszeit” ab, und schleckend ging’s ans Terrarium zurück. Dann Mittagsschlaf, der Bub hatte derweil sein Zimmer aufzuräumen. Die Zwillingskindlein sind bei ihrem leiblichen Vater, लक zog zu einer Freundin los: welch wundervolle Schultern sie hat… jene, denn von dieser weiß ich sowas nicht, da ich sie nicht kenne.

Seit kurz vor dem Konzert um elf rauch ich jetzt erst wieder, ein ziemlich heißer Latte macchiato steht rechts vor mir neben Laptop und Mouse. Die Bilder aus dem Mobilchen huschen gerade in eine Desktop-Datei. In Skype werd ich wohl شجرة حبة treffen, mich aber auch über den Arndt beugen, und um sechs geht’s bereits zur Komischen Oper los. Der Profi rief eben ganz aufgeregt an: man spiele die dreiaktige alte Version, das sei fast eine Uraufführung. >>>> Uraufführungen gegenüber zur Zeit nicht sehr hold, wiegelte ich erst einmal ab: mal schaun, was das Programmbuch sagt… – aber in der Tat: ich bin mit der Fidelio- (bzw. Leonoren-) Geschichte nicht vertraut. Das ist vor der Kritik, die ich schreiben werde, unbedingt noch nachzuholen. Ein bißchen wehmütig hatte ich vorgestern abend dem Vater einer der jüngsten Cellistinnen zugesehen, wie er das halbe Cello seines hochbegabten Töchterchens stimmt, das heute auch gespielt hat, – und wie es dabei aus dem Instrument wirklich schöne Töne herausstrich. Ihr Menschen, ach. Dafür das geileste Grün auf den Straßen, das ich seit langem sah. Alleine dafür sind die harten Winter gut: die Anagnorisis mit Schwester Sommerin erleben zu lassen, die derzeit zwar noch Kind ist, aber von solcher Anmut und Wärme.

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