… am morgen nahm ich den konferenzraum dieser abteilung zusammen mit der hausdame auseinander, weil ich mich die ganzen tage über den geruch in diesem raum wunderte. die erste tür war’s dann auch. im fach ganz unten eine platte pseudochinesischer fingerfood, die 7 cm hohe schimmelschicht sah wirklich faszinierend aus. im zweiten fach zwei kaffeemaschinen, in den glaskannen ehemals flüssiger, inzwischen wie gefriergetrocknet karamelisierter kaffee, im filter noch der kaffeesatz. im oberen fach eine obstschale. die fruchtfliegen, erstmal unzählig in ihrer zahl, suchten sofort das freie. eine tür weiter milchkännchen an milchkännchen, gelackt die oberflächen der gelbbraunen, ausgehärteten inhalte. an den wänden fingerdicker dreck, der an flächig herunter gelaufener, rot eingetrockneter flüssigkeit klebte. überall scherben, auf dem zerissenen etikett des ehemaligen fläschchens stand kirschsaft. in zwei weiteren schränken alte akten aus dem jahre 1990. kartonweise alte geschäftsbriefbögen und briefumschläge, die selbst kartonweise niemand angefaßt hatte. in den anderen türen nur gerümpel. einen weiteren papiercontainer, aber auch einen für elektronikschrott orderte ich. “wie noch einen?” “ja.” etwas fand ich aber, was mich freute… ein kaffeegeschirr aus den siebzigern, und eine alte schreibtischlampe. chef 2 freute sich ein loch in seinen bauch: “paßt perfekt in mein büro.” er hat möbel aus den siebzigern in seinem büro stehen, um nichts in der welt wollte er, als er dieses vor zwei jahren in beschlag nahm, neue haben.
im meinem neuen büro nahm ich am nachmittag die ganzen “aktuellen” mappen auseinander. alles was alt war, flog gnadenlos raus, nur das letzte halbe jahr ließ ich drin, teilweise aber waren es ganze ordner, die in den container in hohem bogen flogen. die anzahl der mappen radikal reduziert, nur wirklich notwendige neu angelegt, beschriftet, die inhalte nach meinem system angelegt. später sprach ich noch mit chef 2… “schauen sie bitte mal, ob sie die mappe ******, oder die mappe ***** in diesem schrank finden, und sehen sie sich die register und die inhalte an.” er fand alles, war sehr zufrieden. grinsen mußte ich, weil das für mich ein ganz neues erleben ist… chef 2 findet tatsächlich alles was er sucht. als ich feierabend machte, hatte unsere hausdame die ganzen schränke innen und auch die fronten nicht nur des konferenzraumes richtig geputzt, danach räumte ich überall nach ergonomischen gesichtspunkten (keinen weg umsonst) alles wieder ein.
“wieso ist denn jetzt so viel platz hier, die schränke waren doch immer zu klein…. und überhaupt, es ist so hell hier, das blendet ja richtig, haben sie einen reinlichkeitsfimmel?” “nein. ich tu das auch nicht, weil ich so ordnungsliebend bin. jede materie schwingt mit einer frequenz, somit nimmt auch das gebäude schwingungen auf. ich will einfach nur, daß die wände wieder atmen können… weil ich dann atmen kann.”
der kollege schaute ziemlich konsterniert….