Die letzten Tage 106

Zwei späte Vormittage in Terni. Gehen in der prallen Sonne, um dann schweißgebadet in einem weiteren Warteraum, dem der Zahnklinik, zu sitzen und mich nach und nach an die Klimaanlage zu gewöhnen, was ein stufenweises Abklingen der Schweißabsonderung bedeutete. Immer freundlich, immer freundlich: der für den Verwaltungsaspekt zuständige junge Mann, er weiß eben, wieviel Geld da den Leuten aus den Taschen gezogen wird. Hübsch dann die Röntgenaufnahme. Da kommt nun noch eine Zyste unter der vor zwei Jahren eingesetzten Krone hinzu. Gestern theoretisierte der Brückenbauer, heute der Implantate-Einbauer. Ich komme – alles in allem – nicht darum herum, mir zwei Implantate einsetzen zu lassen, was billiger kommt als die Brücken. S. protestierte gerade am Telefon wegen des Kostenvoranschlags, gab mir eine Adresse in Rom und wollte mich schon bei ihrem Zahnarzt anmelden. Aber im Grunde nähern sich die Kosten denen, die sie mir nannte, denn hinzu kommt die Zystenbehandlung und ein Schauzahn für die Schneidezahnlücke, bis der „wirkliche“ Zahn eingesetzt werden kann. Und nach Terni kann man schnell mal hinfahren. Dabei bemerkte ich, daß das, was beunruhigt, die Ungewißheiten sind. Denn trotz der hohen Summe weiß ich jetzt, woran ich bin. Und das beruhigt paradoxerweise. Montag werde ich dann erstmal „meinem“ Zahnarzt in Rom den Kostenvoranschlag vorlesen. Mal seh’n. Vor ein paar Jahren hätte ich das Thema achselzuckend unter den Tisch fallen lassen. „Beware the Jabberwock, my son!“, denn „the slithy toves / Did gyre and gimble in the wabe“. Schade, daß mir der Text, den ich mal auswendig kannte, nicht einfiel, als das rumänische, im Garten beim Grillen auf Drachen erpichte Mädchen grad dieses Wort fallen ließ: Jabberwocky. Meinetwegen auch ‚It’s a Boo-’, was sich merkwürdigerweise auf Itzehoe reimt. Aber ich heiß’ ja nicht Müller. Auch die Assekuranz-Belange sind dieweil erledigt. Gestern abend abermals eine Rolladen-Ausfall, diesmal im Wohnzimmer, weil der Gurt riß. Will versuchen, es selbst hinzukriegen. Es ist im Vergleich zur Augustmitte sehr warm geworden. Der Beatles-Text ist übrigens falsch, der so anhebt: „When I get older losing my hair…“. Und dieweil überlegen, ob ich nicht für ein paar Tage der Einladung in die französische Schweiz folge. Wenigstens das. Zumal E., MM’s Freundin, mir bei einem unserer Abende im Hof in Amelia verhieß, sie würde mich an eine Stelle führen, von wo aus man die Alpen vor sich habe. Zwei Tankfüllungen.

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