In b-moll den Tag beginnen. Arbeitsjournal. Donnerstag, der 20. Januar 2010: Die Unterbrechung der einen Arbeit zum Wohl der andren. Dazwischen: James Bond, extrem. Noch vor Neapel.

Aber Tschaikowskis b-moll ist nun vorüber und mein Junge zur Schule los.

8.37 Uhr:
[Arbeitswohnung. Mendelssohn-Bartholdy, Schauspielmusik zu Shakespeares Sommernachtstraum.]
Ich muß heute die Arbeit an dem Jungenroman unterbrechen, weil der Abgabetermin für den >>>> horen-Abakus naht. Also werd ich mich in die Bilder wühlen, um die poetische Deckplatte der Säule zu schlagen, auf der das Gebälk des Daches aufliegt. Jedenfalls ist „Abakus” als Begriff der Poetik ganz sicher neu. Mal sehn, wie weit ich kommen werde.

Mein Sohn war über Nacht hier; er kam auch erst gegen halb zehn ins Bett, weil ich wegen des verschusselten Englischbuchs hart blieb. So zog er denn zu einem Klassenkameraden, um sich eins zu lehen, damit er seine Hausaufgaben machen konnte, was er dann um 20 Uhr erst hinbekam. Die Stimmung war dennoch locker, ja gelöst, ich las ihm zur Nacht sogar noch ein paar Seiten Kipling vor. Da er wiederum sehr früh aufwollte, war nicht viel mit meiner InallerHerrgöttinsfrüheArbeit. Aber ich dachte immerhin über eine literarische Idee nach, für einen Roman vielleicht, die mir schon vorgestern in den Sinn kam, als ich >>>> im BDSM ventilierte, – nur daß es jetzt nicht um Devotion und Überhebung ging, sondern im die masochistische Seite seiner Medaillen. Offenbar ist das Gehirn extremer Masochisten fähig, enormen körperlichen Schmerz zur Lust der Masochisten umzubesetzen. Nun fiel mir ein, daß eine solche Gehirn-Organisation für militärische und sämtliche militärähnlichen Organisationen, etwa den Geheimdienst, von großem Nutzen wäre. Es ist insofern nicht auszuschließen, daß auf diesem Gebiet längst mit allen Mitteln geforscht wird, die Gesetz und Menschlichkeit mit Gründen untersagen; ich halte es sogar für wahrscheinlich. Unterdessen ist ja gut bekannt, daß auch in aufgeklärten Staaten die Folter-unter-Hand längst wieder (vielleicht aber auch: noch immer) ei opportunes Mittel ist. Auch hier gehen die USA den westlichen Demokratien offen voraus. Da Masochisten gegen Folter Widerstandsmächte haben und logischerweise ihrerseits nicht ohne Gewaltpotentiale sind, könnten sich einige von ihnen für den Undercover-Einsatz bestens eignen: fliegen sie auf, ist die Gefahr eines Geheimnisverrates unter hochnotpeinlichen Befragungen gering. Daraus ließe sich ganz sicher eine Erzählung bauen: knapp gehalten in den Sätzen, sehr kalt angelegt, nicht sehr umfangreich. Eine Art Internat für hochge- und ausgebildete Masochisten ohne devote Neigung, aus denen Eliteteams für den mobilen Geheimeinsatz generiert werden. Durchaus möglich, daß meine Idee höchst realitätsnah ist, schon weil der Satz grundsätzlich gilt: „Was gedacht werden kann, wird auch getan.”
Ein so reizvolles wie abschreckendes Projekt. Eigentlich bin ich ganz froh drum, momentan keine Zeit dafür zu haben, sondern mich nunmehr auf den Abakus konzentrieren zu müssen.

Ich würd gern für zweidrei Tage nach Neapel; vielleicht kann ja auch die Löwin aus Wien weg. Jedenfalls belohnte ich mich, wenn Jungenroman, der Abakus und Sainte Chapelle erledigt sind, gerne mit der Sicht übern Golf. Eigentlich wollte ich die Reise über meinen Geburtstag unternehmen und an dem Abend selbst ins >>>> San Carlo gehen – aber man gibt da dann klassisches Ballett: Dornröschen; muß nicht sein. Wie auch immer. Also vielleicht d o c h nach Palermo? >>>> Das aber ist dann leider vorbei – ah, wollt ich nicht arbeiten? Sì, lo voglio!

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .