Das Reise- und Arbeitsjournal des Ostermontags, dem 25. April 2011. Frankfurtmain-Zürich-Conthey. Von einem Audi, darin.

22.32 Uhr:
[Arcadia raetiae, Conthey.]
Solch ein Glück kann man haben: Bei den Freunden war die Tochter aus Zürich zu Gast, wiederum mit deren Tochter und mit dem Freund, so daß ich morgens mit den dreien fuhr. Da die Kleine wirklich noch ganz klein ist, war zwar einiges Zeug mitzunehmen, zumal mitsamt meinem Rucksack, aber einiges nahm ich mit auf den Schoß. So war es leicht und bequem, den rechten Zug ins Vallois zu erwischen; dort ließ mich Madame vom Bahnhof abholen, und gegen zwanzig Uhr war ich in Arkadien.
Es ist hier wieder wärmer, als es in Zürich war, das viel weniger warm als Frankfurt ist; erstaunlicherweise, dachte ich, bis Pilu mich aufklärte: „Zürich ist ein Wetterloch. Ihr denkt das in Deutschland immer falsch, daß hier schöneres Wetter sei.” Sie spricht ein ausgezeichnetes Deutsch, hoch kultiviert, es tut gut, ihr zuzuhören. Einige Jahre spielte sie für Marthaler; unterdessen ist sie beim Fernsehn. „Und du magst wirklich nicht noch mit zu uns?” „Gerne, aber dann schaffte ich das bis heute abend nicht mehr. Madame wartet… – mit Verlaub: ich bitte um Nachsicht.” Und grinste.

Es war ein wunderbarer Sonntagabend gewesen, osterabends, als ich gegen halb acht mit Reginonalexpressen und S-Bahnen von meiner Quasi-Familie zu den Freunden kam, die eben aus dem Garten kamen. Begrüßung mit einem Malt, später gemeinsames Abendessen mit selbstgezogenem Spargel vom Sachsenhäuser Berg und mit Filets und Clairs geradezu knackig-frischer Grüner Sauce. Bis gegen ein Uhr nachts saßen wir beisammen, ab etwa Mitternacht nur noch Leukert und ich, erzählend, Bücher zeigend, Projekte umschreibend, wozu einiger Wein floß. Und morgens dann, um sieben, auf den Balkon, weil dies ein Nichtraucherhaushalt ist; ich sprach auch abends immer vom Balkon in den Salon; gegen halb acht erschien Leukert mit einem Bol voll Café au lait, setzte sich zu mir, ich hatte schon angefangen, mit der Kleinen Theorie des Literarischen Bloggens weiterzumachen, zweiter Korrekturgang ff für die Buch- und ebook-Fassung, am Laptop, der wirklich auf meinem Schoß… nun ja: saß. Derweil hatte Pilu begonnen, die Sachen der Kleinen zusammenzuräumen; um zehn dann starteten wir und bretterten ab Frankfurter Kreuz mit Heidenkaracho die deutsche Autostrada del Sud entlang; die Strecke war frei, nur auf der Gegenseite gab es einmal stockenden Verkehr. So ein A6-2,8er macht wirklich Spaß. – Jetzt aber warteten die Pferde. Wir haben tatsächlich, Madame und ich, noch einen kleinen Ausritt gemacht… ich sitze nicht mehr gut auf dem Pferd; fast vierzig Jahre ist es her, daß Svenja mich schulte – ach, und diese Erzählung liegt immer noch in ihrer alten, nie vollendeten Fassung herum: muß ich das Wort Hubertusjagd schreiben?

Oh, es wird zu einem Nachtmahl gerufen…

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