Letzter Tag vor Reisebeginn. Vorbereitungen zur Kreuzfahrt (ff). Das Arbeitsjournal des Dienstags, dem 3. Mai 2011. Nachdenken über Bin Ladens Tod (2).

7.36 Uhr:
Packen, vorher die Liste dafür schreiben, noch mal waschen, Ticketts besorgen, sämtliche Bücher zusammenstellen, sowie Vorbereitung für die beiden Lesungen >>>> morgen in Bamberg, sowie am Freitag beim PEN-Kongreß in Ingolstadt. Da werde ich an Die Dschungel heute kaum kommen, allenfalls mal abends. Immerhin hat >>>> SPIEGEL ONLINE gestern noch nachgedacht, so daß Thomas Darnstädt >>>> Die Dschungel fast referiert.

12.40 Uhr:
Wege erledigt. Jetzt kann und muß gepackt werden. (Für abends Beelitzer Spargel mitgebracht.)

Ein wunderbarer Brief des ehemaligen FAZ-Kritikers Werner Fuld hat mich >>>> zu den Elegien erreicht; da er privat ist, und sowieso, mag ich nichts zitieren. Es tut mir aber sehr gut zu merken, wie diese Texte eben doch wirken… – daß ihre Innigkeit und Kunst sehr wohl verspürt werden. Dafür outet sich hierdrunter, im ersten Kommentar, wieder einmal ein gewaltfreudiger Mitläufer der USA, selbstverständlich auch hier wieder anonym, also ohne mit seiner Person einzustehen; um so lieber würde er gerne vielleicht selbst ein bißchen foltern oder auch ein bißchen jemanden umbringen, zum Beispiel in Guantánamo. Allein die Diffamierung eines guten Menschen zum Gutmensch ist bezeichnend. Dagegen lobe ich Israel: Welch ein Sieg der Rechtsstaatlichkeit war da am Fall Eichmanns errungen!

13 thoughts on “Letzter Tag vor Reisebeginn. Vorbereitungen zur Kreuzfahrt (ff). Das Arbeitsjournal des Dienstags, dem 3. Mai 2011. Nachdenken über Bin Ladens Tod (2).

  1. gutmenschen Kaum ist dieser Massenmörder endlich zur Strecke gebracht, melden sich mit Konsequenz die deutschen Gutmenschen zu Wort.

    Vielleicht sollte man sich eher in die Rolle der Angehörigen der Terroranschläge versetzen, die ein Leben lang – ihr Angehöriger hat keines mehr – mit dieser extremen Grausamkeit leben müssen.

    Es hilft in solchen Fällen, sich einen Moment vorzustellen, der eigene Sohn wäre eines dieser Opfer gewesen.

    Hätten Sie dann auch noch nach dem Rechtsstaat gerufen? (Dessen glühender Anhänger ich im übrigen bin. Aber in diesem Fall ist er ein zahnloser Tiger).

    Obama vor Gericht?
    Welche Konsequenzen hätte das?

    Die Deutschen wissen – wieder einmal, wie Helmut Schmidt sagt – alles besser.

    1. @Trick zu Osama Bin Laden. Sie haben
      entweder
      a) meine Argumentation nicht verstanden
      oder sind
      b) ein Vertreter der Todesstrafe. Als solcher müßten Sie aber auch für militärische Einsätze der USA oder sonst eines Staates, insoweit sie nicht durch die UNO gedeckt sind, die Todesstrafe für die Verantwortlichen verlangen. Ungesühnt ist nach wie vor der Mord an Allende, ungesühnt sind zahlreiche militärische Mordeinsätze usw.

      Osama bin Laden vor Gericht hätte die Konsequenz gehabt, daß die Rechtsstaatlichkeit gewahrt wäre, zu deren notwendigem Grundgedanken es gehört, auch Gegnern der Rechtsstaatlichkeit rechtsstaatliche Verfahren zuzugestehen, ja sie für sie zu verlangen.

      Die Vorstellung, mein eigener Sohn wäre eines der Opfer gewesen, ist überhaupt nicht hilfreich, weil ihre Anrufung auf den Rachegedanken abzielt. Genau aus diesem Grund werden Betroffene nicht mir der Ausführung oder Mithilfe der Ausführung von Rechtsnormen betraut, sondern davon gerade abgezogen.
      Im übrigen: Haben Sie sich mal in die Situation der Betroffenen versetzt, deren 500.000 Kinder im Golfkrieg zugrundegingen. Ministerin Albright sprach damals zynisch von einem “notwendigen Opfer”, das die USA zu bringen hätten – es waren aber keine US-armerikanischen, sondern iranische Kinder. Ich finde es widerlich, mit welch verschiedenen Maßstäben Leute wie Sie zu messen wagen.
      Daß es möglcherweise notwendig war, Bin Laden zu töten, habe ich >>>> gestern geschrieben; es ist aber auf keinen Fall ein Sieg der Rechtsstaatlichkeit und insofern absolut keiner einer sogenannten Freien Welt. Vielmehr ist es tatsächlich ihre Niederlage. Allerdings sprechen wir über eine Nation, die eines der berüchtigsten Folterlager der Welt betreibt.

    2. Zu dieser Behauptung “komme” ich nicht. Sondern sie ist Geschichte.
      Schon erstaunlich, wie schnell der Mensch vergißt. Doch blieb bereits Sartres und Russels Vietnam-Tribunal ohne Folgen.

      Bei der Tagesschau zu fragen, übrigens, kommt mir vor, als gäben Sie bei Daimler Benz ein objektives Gutachten in Auftrag, wer weltweit die besten Autos produziere.

    3. Wie viele irakische Kinder kamen denn in den drei Golfkriegen bislang um ?
      Das müssten ja theoretisch etwa ähnlich viele gewesen sein, da der Iran ja nur den ersten Golfkrieg mitmachte.

      Ansonsten : lesen sie halt mal den Artikel durch, war ja nur ein Vorschlag.

    4. @Gutmenschen Trick (Gast) ist mit Sicherheit kein Vertreter der Todesstrafe, sondern ein Anhänger der Lynchjustiz. Auch seine Verwendung des Terminus “Gutmensch” zeugt von dieser abscheulichen Kampfhaltung. Er stellt sich damit auf dieselbe moralische Stufe wie z.B “al-Qaida”. Dürfen ihm jetzt alle argumentativ den Schädel einschlagen, die seine Haltung ablehnen? Darauf läuft nämlich der dumpf-klebrige Affektteig hinaus, den Mitmenschen wie Trick (Gast) zu kneten versuchen: herbeifantasiert begründete Selbstermächtigung, ohne jegliche Einsichtsfähigkeit in rechtsstaatliche Grundlagen und Gesellschaftsverfassungen.
      Keine Strafe ohne Schuld, lautet ein nicht gerade unbedeutender Rechtsgrundsatz, der im übrigen auch in den USA Gültigkeit hat. Aber dort wird z.B. in einem TV-Network lauthals gefordert, Julian Assange zu erschießen. Die Feststellung strafrechtlich relevanter Schuld ist von Gerichten in einem ordentlichen Verfahren festzustellen. Da gibt es nichts daran herumzudeuten.
      Menschen, die ihr Rechtsempfinden aus dem eigenen Bauchnabel lecken, sind gefährlich. Das gilt nicht zuletzt auch für jene in Staatskanzleien tätigen.

    5. Der Link mit Hinweis auf den Thread ging auch an Avatar Trick.

      Angeblich distanzierte sich Osama zuerst von den Anschlägen auf die Twin Towers mit der Begründung, er wolle keine zivilen Opfer hervorrufen.
      Dann wird ja behauptet Osama sei längst tot gewesen ( aufgrund eines schweren Nierenleidens )
      Und die verbreitete Fotografie des toten Osama ist auch ziemlich augenscheinlich als Fotomomatge zu erkennen.
      Usw.

  2. Obama hat so gut wie keins seiner Wahlversprechen erfüllt, bzw. erfüllen können. Da ist die Show der Tötung von Osama bin Laden ein absolutes Wahlkampfgeschenk. So wird das eben auch inszeniert. Wundert das denn wirklich jemanden? Politik ist dreckig. Das war immer so und wird so bleiben. “Gutmenschen” sind das alles nicht, wir nicht und die Amis nicht. Sondern es geht um Macht, nicht um Gerechtigkeit.

    1. Ein bißchen Mathematik ist der Trick.

      Wenn ein Staat einen Krieg führt, der ( die Steuerzahler dieses Staates ) 100 Milliarden Dollar kostet und dieser Krieg 100.000 tote Zivilisten hervorruft, so wurde eine Million Dollar dazu “verwendet”, einen toten Zivilisten gemacht zu haben.
      Hätte man diesen Zivilisten das Geld geschenkt,anstatt sie damit zu töten, so würden diese Zivilisten
      a. noch leben
      und
      b. jeweils um eine Million Dollar schwerer sein.

      ( umgekehrt : Liquidiert ein Staat 100.000 seiner Millionäre und zieht deren Vermögen ein, so ist er um 100 Milliarden reicher )

  3. Ich wurde völlig falsch verstanden.
    Und die versammelte Besserwissergemeinde rottet sich zusammen und schüttet Häme aus. Auch eine Art von mainstream, der sonst so verachtet wird.
    Hab nichts anderes erwartet.

    1. @trick. Pardon, aber Sie haben Ihrer F r e u d e über eine Erschießung Ausdruck verliehen, zu der eine ganze Nation in Lusttaumel geriet. Das hat sich in den Reaktionen gespiegelt.
      Wenn Sie falsch verstanden wurden, dann würde ich es begrüßen, wenn Sie erklärten, wie Sie’s gemeint haben. Meine Einlassung war gewesen: daß es sich beim Tod Bin Ladens mitnichten um einen Sieg der Freien Welt und schon gar nicht der Rechtsstaatlichkeit handelt, sondern um deren völlige Niederlage. Die entsprechenden Bilder, die jetzt um die Welt gehen, das beeilte, sozusagen anonyme Seebegräbnis usw. sprechen da Bände. Sollte Obama auch noch den Filmmitschnitt von Bin Ladens Tod ausstrahlen, dann wäre für diesen eigenartigen Friedensnobelpreisträger-auf-Vorschuß nicht einmal mehr ein Verständnis aufzubringen, das ich bis jetzt für seine Situation immerhin noch habe.

      Im übrigen begannen Sie selbst mit dem, was Sie nunmehr als Häme zu verspüren meinen, indem Sie zumindest mich einen deutschen Besserwisser nannten und abfällig als “Gutmensch” ansehen zu dürfen meinten. Bei sowas gilt schlichtweg Anselm Feuerbach: Gibt dir einer eine auf die linke, dann gib ihm zwei auf die rechte (er meinte wohl: Wange).

    2. Man kann davon ausgehen, dass der Irakkrieg mindestens 60.000 Zivilisten ( US Verteidigungsministerium ‘Iraq War Logs’ / wikileaks ) das Leben kostete und mindestens 60 Milliarden Dollar reine Kriegskosten verursachte.

      Das wären die Minimalschätzungen.
      ( nach wikipedia – ‘Irakkrieg’ )

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