Das schlaue Füchsleins-Journal des Montags, dem 3. Oktober 2011, das abends ins Totenhaus hinübergleiten wird.

8.35 Uhr:
[Arbeitswohnung. Janáček, Das schlaue Füchslein (deutschsperachige Fassung).]
Es wurde spät gestern abend >>>> nach der Oper; mit लक्ष्मी den ganzen Weg zurück flaniert durch die Berliner Nacht, deren schwerorangener Mond schon vorgestern tief über der Spree gehangen hat – eine Kulisse überirdischer Wirklichkeit; und heute, also gestern, sah man einen Zipfel dieses geradezu afrikanisch Unglaublichen überm Reichstag auflugen. Aber wir spazierten nach den Glitzerblicken in der Richtung des Bodemuseum weiter zu einer Invalidenbar (nein, keiner invaliden Bar) und nahmen dort Cocktails; flanierten dann weiter das Bergelchen hinauf. Ein Grieche sprach uns an, der frisch eröffnet hatte. „Mögen Sie etwas trinken auf Kosten des Hauses?“ So aßen wir dann schließlich noch, dort, Tisch und Stühle weit hinaus auf den belebten Bürgersteig gestellt. Wir hatten Schawls ja dabei, doch sowieso, es war eine lauschige Nacht. Wir sprachen und sprachen.
Als ich hier ankam, trank ich still noch weiter und sinnierte, meditierte, dachte über Homokis Inszenierung nach, mehr noch über Janáčeks Musik, die sogar jemanden wie mich ganz lebensweise macht, fast ein bißchen abgeklärt. Wobei Vedernikovs Interpretation manchmal an den elegischen Tschaikowski erinnerte; das habe ich auf keiner meiner Aufnahmen bisher so gehört. Doch dazu mehr, wenn ich die Kritik geschrieben haben werde. Woran ich mich nun setze. Erst einmal ist aber herauszubekommen, weshalb wieder von Werner Hintze die deutsche Textfassung stammt, dem in Sachen Libretto-Übersetzung schon genial zu nennenden Dramaturgen der Komischen Oper, und nicht von Max Brod, der eine von Janáček selbst autorisierte Übersetzung dieser Oper angefertigt hat – für die der Komponist, des anderen Sprachmelos wegen, auch die Musik noch änderte. Wie sehr eine Sprache einen Opernklang verändert, fiel mir in den letzten beiden Tagen wieder auf: Naganos Einspielung ist in Englisch. Das ist da eine nahezu ganz andere Oper.

Die nächtlichen Ausfälle Lobsters lösche ich nicht, weil ein Herr Tom >>>> einen wissend-guten Kommentar darunterschrieb. Nun entblößen sich die Ausfälle selbst. Anders als viele Unfairheiten sonst haben sie mich unbetroffen gelassen. Und wenn ich mit der Opernkritik fertiggeworden sein werde, muß ich noch den letzten Satz perfektionieren, der meinen theoretischen Aufsatz zur Gegenwartsoper abschließt. Noch wackelt er. Danach hüpf ich aufs Rad und fahr >>>> zur Staatsoper ins Schillertheater hinüber.

14.52 Uhr:
So, >>>> die Kritik steht drin. Bis eben daran ohne Pause gearbeitet. Jetzt eine Stunde mittagsschlafen. Dann wieder an den Aufsatz und parallel das Totenhaus hören, um mich auf die Staatsoper einzustimmen. Anziehen muß ich mich auch noch, aber nicht, da haben Sie recht, bevor ich mich hinlege. Im Gegenteil, hm, ‚eher‘ (zu meinen Leserinnen gesprochen).

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