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Die Dinge wie hinter mich geworfen. Selbst den nunmehr monatlichen „Dichterabend“ am Mittwoch. Am Abend zuvor brachte ich alles holterdipolter ins Italienische, was mir mal zu „tsalal“ auf Deutsch eingefallen, setzte des Antipoden-Themas wegen noch eine Katherine Mansfield dazu (‚When I was a Bird‘), selbst da noch die ital. Übersetzung überarbeitend, die mir zwischen die Finger gekommen war. Stückste ein Sophokles-Zitat aus der Antigone davor (Ungeheuer ist viel und nichts (womit ‚Unter dem Vulkan‘ beginnt, den ich den Tag davor angefangen)), und hängte mich dann wieder tags darauf nach Weckerstellung in den Abgabestreß, den ich heute vorerst nur sehr kurzfristig hinter mich gebracht. Gestern abend nach dem Film in der Pizzeria (‚Delicatessen‘ – doch, kam grad recht, diese französische Vogue, mir war ganz vague zumut’, selbst ein Lachen entfuhr mir, wie der Teufel beim Exorzismus) noch eine Zigarette mit Bernardo und Nube. Er redete von einem neuen Theaterprojekt, einer Fortsetzung der Antigone, die sie im Sommer oben neben dem Dom aufgeführt, eine Antigone, die ihrerseits den Sophokles verläßt (er basiere sich auf der Fortschreibung des Mythos durch eine spanische Philosophin) und das schreckliche Gefühl, zu all den alten Texten nichts sagen zu können, als daß sie mich ansprechen, ohne dem Wie Ausdruck geben zu können. So ging ich – das aus den Mauern heraus plusternde, jetzt natürlich fruchtlose Kapernlaub mit einem scheelen Blick streifend – mit dem Gefühl nach Hause hinauf, das Viele in der Mitteilungsabsicht durch ein Nichts in den Worten vergolten zu haben. Aber man sieht sich ja morgen Abend wieder bei Didier. Die Heiligabend-Party ist also gesichert. Allerdings werde ich nicht wieder den Versuch unternehmen, die Antike zu erklären, die zu mir spricht. Vielleicht hat’s zu tun mit den Andersreden von den Weltgebäuden herab. Oder mit so etwas wie den Taskerson-Söhnen: Noch sonderbarer fand er, daß sie, die allesamt noch zur Schule gingen, außerdem unwahrscheinlich gewaltige Trinker waren. Wenn sie sieben Kilometer liefen, kehrten sie in ebenso viele Kneipen ein und tranken in jeder ein bis zwei Maß Starkbier. Woraus mir immer wieder ein Mythos zusammengebraut wird, dem die Antike nur das Wort leiht und ihre Art zu sprechen. (Führt indirekt dahin zurück, was ich jüngst über Mittelalter-Gefühle geäußert). Nun gut, wenn ich morgen schweige, sei indes doch Allen mein guter Wunsch in die Stille Nacht geschrieben.

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