Fanales Arbeitsjournal für Landauer und Mühsam, sowie zur Zahl Sieben, nämlich am Donnerstag, dem 9. Februar 2012.

8.30 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Teewasser „sitzt“ (komisches Idiom) „auf“; die beiden Latti macchiati des Tages sind bereits vergurgelt; das ging um fünf Uhr los, um Viertel v o r stand ich auf nach nicht ganz drei Stunden Schlafs. Bin so putzmunter, daß ich endlich den Text zur >>>> heiklen Sieben habe begonnen. Gegen Mittag werde ich ihn einstellen können. Fassen Sie sich in Geduld. Ich muß weit ausholen, damit die Zusammenhänge deutlich werden – womit ich vor allem die zu meiner Literatur meine.
Guten Morgen, Leser:innen.
Um halber dreie werden meine Füße gepflegt, und ich muß Leipzig heute buchen: die Messe naht.

19.11 Uhr:
Immerhin habe ich >>>> meinen Text zur R.A.F. heute geschafft. Dafür aber ein gelinder Ärger mit dem Kinderbuchverlag, der mich tatsächlich nicht als Gast auf der Leipziger Buchmesse vorgesehen hat. Dabei habe ich alles schon bereitgelegt, inkl. meiner Verkleidung, die ich vor genau einem Jahr in Leipzig höchst erfolgreich ausprobiert hatte. Nicht mal beim Verlag wurde ich erkannt, sondern die Empfangsdame dort wies den da erschienenen Penner auf arroganteste Weise ab. Später war ihr das ziemlich peinlich. Vielleicht habe ich mir da schon mal wieder eine Feindin gemacht. Dabei war ich überaus höflich, aber sie hatte so einen einfach nicht am Stand haben wollen; sie dürfte mich für einen Irren gehalten haben wegen des Zuckens meines Buckels und meiner Gesichtsmuskulatur, die dieser Autor einfach nicht im Griff hatte. Dazu changierte seine Aussprache in allen möglichen, vor allem aber unmöglichen Tonhöhen. Nein nein, bei diesem Verlag müssen Gäste bourgeois aussehen; die Zeiten eines Freiraums für Künstler sind vorbei. Als ich dann zwei Stunden später mit meinem Lektor am Stand beisammensaß, wieder im Anzug, mit Krawatte, und sie begriff, da… – nun ja, geschenkt.
Jedenfalls bin ich jetzt sauer.
Nachdem ich jetzt von >>>> meiner Impresaria bescheid bekam, war ich erst sprachlos, dann schrieb ich einen freundlichen, aber sehr deutlichen Brief. Aber schade, daß das gleich wieder so läuft. Es ist irgendwie wie verhext.
Mit meinem Jungen zu Abend gegessen, nachdem er Cello geübt und Hausaufgaben gemacht hatte; danach noch zwanzig Minuten an zwei Duos probiert, die schön zu werden versprechen. Ich werde auch gleich noch einmal an das Cello gehen, nur um vor mich hinzuspielen, was ich mir unterdessen auswendig draufgebracht hab. Danach wird weitergelesen.

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