Frauen-, g e g e n den, die u m den Mann gehn,-kämpfe. Das Arbeitsjournal des Freitags, dem 22. Juni 2012. Wieder bei, wenn auch noch verhaltener, Sonne. Über die vorgebliche Privatheit der veröffentlichten Meinung. – Cinque.

11.20 Uhr:
[Arbeitswohnung.]
Gut vorangekommen, wieder, mit Argo, sechseinhalb Seiten nahezu, obwohl ich gestern schlurte, mich auf ganz andre Kämpfe warf und dann, heute früh, gelöscht worden war, nicht völlig, nein, aber einer meiner letzten Beiträge dort. Ich bekam eine Mail, verstand und akzeptierte. Für dort, nicht für hier. Loyalitätsprobleme sind zu achten, einerseits; andererseits: wenn jemand seine Meinung publiziert, und nichts anderes ist ein jederzeit auffindbarer Kommentar im Netz, der sich auf einen Klarnamen zuordnen läßt, dann müssen sie und er, wer da halt geschrieben und geurteilt hat, auch mit einer Replik rechnen. Im Netz öffentlich zu schreiben, ist k e i n, selbst wenn man‘s so betont, Privatding mehr, sondern eben Teil der öffentlichen Meinungsfindung und damit auch der Kritik ausgesetzt. So formulierte ich denn >>>> das da, was hier den Vorteil hat, auf ein Allgemeines abzuheben, also auf Strukturen, die unabhängig vom speziellen Einzelfall wirken. Noch etwas weiter ausgeführt, könnte ich eine weitere Miszelle der Neuen fröhlichen Wissenschaft draus machen; aber das Buch wird eh umfangreich genug. Außerdem müßte ich den Textpart zitieren, um den es ging; Zitate passen dort aber nicht, oder nur mal als je ein Einzelsatz, ins poetologische Konzept. Ich werde aber gewiß noch eine andere Formulierung finden, die sich vom Anlaß dann völlig getrennt hat.
Ans Cello komme ich erst nachmittags; gleich um zwölf habe ich ein Lektorentreffen; wir kennen uns lang, dieser Herr Suhrkamp und ich; er war einer der ersten Lektoren, zu denen ich schriftlich Kontakt unterhielt und die meine Texte abgelehnt hatten. Wobei, wenn ich mir das Zeug von damals heute anseh, ich ganz sicher nicht viel anders reagiert hätte. Manchmal denke ich, ich habe zu früh publizieren wollen, unbedingt aber; nach drei Tassen verdorbenen Kaffees merkt man indessen nicht mehr, wenn die vierte und auch fünfte Tasse gut schmeckt. Dann hat der Ausschank seinen Ruf halt weg. Mag sein, daß sich jetzt, so viele Jahre später, einiges wieder regulieren läßt. Wir werden sehen. Ich nehme die >>>> Panoramen der Anderswelt mit.
Guten Morgen, erst einmal. Die Löwin, hat sie mir vorhin erzählt, ist nach Simmering gefahren, >>>> wo sie André Heller trifft. Darauf bin ich ein bißchen neidisch. Aber… sò, ich sitze hier untenrum nacktrum und sollte mich mal kleiden.

14.50 Uhr:
Immerhin, welch >>>> ein hübscher Kommentarbaum. Ebenfalls gut das Gespräch mit dem Lektor, wenn er mir auch auf die Frage, wie hoch die Chancen stünden, in die >>>> Bibliothek Suhrkamp zu kommen, geantwortet hat: „Nicht sehr gut.“ Wenn freilich Handke interveniere… – Na, gehn wir‘s also an. Mir ist das nämlich wichtig.

Der Mittagsschlaf entfällt. Ich muß mit der Neuen fröhlichen Wissenschaft weiterkommen. Danach geht‘s ans Cello.

(Und: Nein! Ich habe k e i n Foto von dem nacktrummen Unten gemacht, auch wenn Sie mich so baten).

22.10 Uhr:
Offenbar ist ein Tor gefallen. Im Hinter- oder Nachbarhaus wird gegrölt: „Deutschland! Deutschland“, echt, „über alles!“ Dazu Feuerwerk. Dann wieder: „Deutschland hoch!“ Und sowas wie das Horst-Wessel-Lied. Bin ganz froh, hier sicher am Schreibtisch zu sitzen.

2 thoughts on “Frauen-, g e g e n den, die u m den Mann gehn,-kämpfe. Das Arbeitsjournal des Freitags, dem 22. Juni 2012. Wieder bei, wenn auch noch verhaltener, Sonne. Über die vorgebliche Privatheit der veröffentlichten Meinung. – Cinque.

  1. ganz anders hier: wie häßlich doch die trikots der deutschen seien (facebook), kommentar dazu, daß sie zudem noch unsympathisch seien, hätten überhaupt keinen geschmack. wogegen ich protestiert habe. das sei rassistisch. neulich wieder das fußballberichterstattungssynomym: panzer als synonym für deutsche. I live the other way round. und auch damit kann ich mich nicht anfreunden. mag sein, das spiel als solches hätte mir gefallen.

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