Winterfreuden. PP93, 29. Januar 2014: Dienstag.

(9.35 Uhr.
Tschaikowski, Erste Sinfonie („Winterträume“) g-moll, op. 17.)

Ich muß vierzehn gewesen sein, als ich diese Platte bekam, so alt, wie morgen mein Sohn werden wird. Vielleicht war ich auch schon fünfzehn. Jedenfalls paßte mir das gar nicht gestern, daß seine Mama anrief, es habe sie erwischt; ob ich vielleicht mit den Kindern rodeln gehen würde; sie habe es ihnen versprochen, aber könne sich kaum bewegen im Moment: verlegen, irgendwas verrissen. Und ich in meinem Arbeitswust, der die beiden letzten Tage nicht einmal ein >>>> PP zuließ (du liebe Güte! bereits ein Vierteljahr!!, seit ich die Arbeitsjournale aufgab -): das mich sehr in Beschlag nehmende Fremdtext-Lektorat, die neue Rezension für >>>> Volltext, ein Vortrag, der für das dritte Februardrittel zu schreiben ist und dann auch zu halten sein wird,, ein kleines Hin und Her wegen des neuen Hörstücks, dem zu >>>> Fahlmann: flieg ich nun nach Paris, um dort O-Töne aufzunehmen, flieg ich nicht? wenn aber, dann jetzt buchen: 97 Euro hin und zurück; man wär mit dem Klammerbeutel gepudert, nähm man das nicht wahr. Nachmittags war raus: Ich fliege. Und schon gebucht, 24. bis 26. Februar, knapp einen Monat vor dem Australienflug und der langen Seereise heim. Sendung des Fahlmann-Hörstücks bereits Anfang Mai, Produktion also im März, zweite Woche da am besten. Geschrieben werden muß es allerdings im Februar. Den mir nun aber auch noch das Finanzamt zugeklatscht hat, mit der, unter Fristsetzung, Aufforderung zur nächsten Steuererklärung. Paßt mir gar nicht, aber wann paßt sowas schon? Sowieso nie, seien wir ehrlich. Doch nun alles auf einmal. Das ist wie ein harter Zweimonatsendspurt, bevor es an das Sterbebuch geht. Und „nebenbei“ will >>>> der Joyce übersetzt werden… – Wenn ich eines Tages nicht mehr da sein sollte, wird man eines n i c h t von mir sagen können: daß ich nicht gearbeitet hätte –
Also, es paßte mir nicht, nachmittags rodeln zu gehen. Dennoch sagte ich, selbstverständlich, zu. Und als ich dann draußen war, im Kalten Hellen, im Schnee, als ich mit den dreien losgezogen war, dem Zwillingspärchen und meinem nun schon großen Sohn, da dachte ich: Wie viele Kinder haben später in ihrem Leben darüber geklagt, daß ihr Väter keine Zeit für sie hatten. Und da war ich es zufrieden. Und dann, wir rauschten bereits den Mauerparksdamm hinab, war ich wirklich glücklich. Und die Kleinen johlten. Und mein Sohn johlte. Einmal fuhren auch wir beide, er und ich, zusammen abwärts. Wie früher oft, als er noch klein gewesen ist. Gerne Vater sein. Ich darf das über all meiner Arbeit nicht vergessen, wie zentral das für mich ist und daß anderes kein Recht hat, da hineinzufunken. Daß man es nicht hineinfunken lassen darf. Wir wären Verlorene ansonsten. So aber sind wir, was immer auch sonst dräuen mag, Gewinner. Die Väter u n d die Kinder. Ein wundervoller Nachmittag war das.
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Abends dann wieder an den zu lektorierenden Text; bis gegen halb Mitternacht dran gesessen, dann, soweit ich kam, hinausgeschickt: etwa die Hälfte des gesamten Romantextes. Noch ein Serial geguckt, dann schlafen gegangen.
Um Viertel vor fünf auf, Espresso, dreivier Züge aus dem eCigarillo und durch die Schwärze der Restnacht auf der Weiße des Schnees ins Studio geradelt. Fünfzehn Kilometer stramm gelaufen, vierzehn plus einen als lockeren Auslauf; die vierzehn in 78 1/2 Minuten. Ich merk es jetzt am Kreislauf. Eigentlich will er schlafen. Das kriegt er aber erst um halb zwei. Jetzt geht es an den Entwurf der Rezension: Kjærstad, >>>> Ich bin die Walker Brüder.
Erleichernd, allerdings, war, daß ich für die Abgabe des neues Gedichtbandes das Ende des Junis zugestanden bekommen habe. Da werd ich zwar schon mitten im Sterberoman und in dem Kreuzfahrt-Hörstück stecken, aber auch während der Seereise werde ich sicher an den Gedichten schreiben.

Pfeife stopfen und loslegen. (Fußpflege um halb eins: von für mich ähnlicher Bedeutung wie für Frauen der Friseur. Gepflegte Füße machen selbstbewußt.)

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(18.55 Uhr.
Tschaikowski, Souvenirs de Florence d-moll, op.70.)

All die alten Platten meiner Jugend!
Bin noch dabei, meine Unterstreichungen >>>> aus dem Kjærstad in eine Datei zu übertragen; das bringt mir das Buch sehr genau zurück ins Bewußtsein, so daß ich meine Rezension morgen am Stück niederschreiben kann. Fisselarbeit, aber wichtig. Und ein Stück, >>>> wie Sie sehen können, habe ich soeben in Die Dschungel gestellt.
Weiter.
(Korrespondenz zugleich mit Ecker zum Fahlmann-Hörstück. Pariser Wege, die zu gehen sind. Mit etwas Glück krieg ich sogar Unterkunft in dem im Roman erzählten Hotel. Parallel Mails mit dem WDR. Kein Joyce heute.
Weiter.)

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3 thoughts on “Winterfreuden. PP93, 29. Januar 2014: Dienstag.

  1. Otters muntres Amseldicht: >>>> Dort.

    (Ich bin mir nicht sicher, ob ich solche allenfalls halb seriösen Fingerübungen je mit in einen Gedichtband hineinnehmen kann; schließlich bin ich ein ernsthafter Autor. Und muß bereits ein zweites Mal lachen.)

    [Tschaikowski, Dritte; in D-Dur.]

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