Aus dem Labyrinth der Netze. PP209, 15. August 2014: Freitag.

(6.06 Uhr, Arbeitswohnung.
Elliot Carter, Erstes Streichquartett.)

Noch bin ich verirrt. Seit drei Tagen sitze ich nun über der quasi Programmierung des Netzwerkes zwischen Musikcomputer und Laptop und komme nicht weiter. Vorgestern ging es bis gegen vier Uhr nachts, dann gab selbst M. es auf. Das nicht zu Begreifende ist, daß andere, die für mein Netzwerk freigeschaltet sind, auf alles problemlos zugreifen können, ich selbst aber nicht, also nicht m e i n e Gerätekonstellation. Gestern machte ich allein weiter, und zwar, immerhin, bekam ich es hin, daß der Arbeitslaptop den Musikcomputer erkannte, indessen es umgekehrt n i c h t funktioniert, aber nach ungefähr zehn Minuten wird auch er aus dem Zugang wieder hinausgeschmissen; dann hilft immer nur der Neustart, und für weitere zehn Minuten ist der Zugang offen.
Über den Zustand der Verzweiflung bin ich hinaus, denke mir: ganz ruhig, einfach weiterversuchen, die Boards lesen, Anweisungen ausprobieren usw., wobei ich mir des Umstands bewußt bin, gar nie wirklich zu begreifen, was ich tue; der primitive, langwierige Vorgang, gewissermaßen ein Aufstieg über einen verwachsenen Pfad, bedeutet einfach, stur weiterzugehen, bis man denn endlich am Gipfel ankommt. Da ist an andere Arbeit nicht zu denken; ich bin schon zu weit oben, um zwar nicht direkt wieder umzukehren, aber um Rast zu machen und auf dem, sagen wir, Zweitbasislager im Zelt zu bleiben, um mich um Texte zu kümmern. Ich gucke ja doch immer wieder hinaus, nach dem Wetter, nach eventuellen Steinlawinen, nach Intruders, Braunbären etwa, die im Proviant herumstöbern wollen, aber auch Wegelagerern und fiesen Insekten von Dreihandtellergröße. Schon deshalb lade ich Gäste, die ich eingeladen hatte, immer wieder aus. Ich kann hier nicht in Ruhe sitzen und plaudern, wenn mein Arbeitssystem nicht in Ordnung ist.
Wenigstens werde ich jetzt gleich die Kammermusik Nr. 19 einstellen, die bei mir seit vorgestern und bei >>>> Parallalie seit gestern bereitliegt. Ansonsten sind gestern >>>> die Fäden gezogen worden; Blutwerte in Odnung, bitte die Narbe mit Bepanthen einreiben und massieren morgens und abends: kosmetische Gründe, Sie wissen schon.
Vorrangig ist allerdings eine Email an den Funk; ich habe von dort noch immer nichts gehört, immer noch ist der Vertrag nicht hier, so daß ich leicht befürchten sollte, nach dem September finanziell auf dem Trocknen zu sitzen.
Ruhe finden werde ich erst wieder, wenn ich das Problem gelöst habe; es stört mich auch immer, daß ich so auf Hilfe angewiesen bin, nicht selbst über meine Installationen die Herrschaft habe. Aber falls von Ihnen jemand sich auskennt:
Laptop hat windows xp, der Musikcomputer hat windows 7. Der Musikcomputer wird vom Lapto erkannt, und ich kann auch zugreifen, aber immer nur für zehn Minuten. Umgekehrt wird der Laptop vom Musikcomputer nicht erkannt oder aber, zwischendurch immer mal, zwar erkannt, aber es kommt dann die Fehlermeldung, kein Zugriff möglich, er habe keine Rechte.
Vielleicht kappe ich mal die Internetverbindungen, über die beide anstandslos verfügen, deinstalliere die Firewalls, und probiere es dann.
Ich melde mich wieder.
(Außerdem, à propos Musik, gibt die Anlage ein leichtes Brummen aus, das ebenfalls noch wegmuß. Und der Bart nervt. „Du bist ein ganz anderer Typ so – das Radikale ist irgendwie weg“:

Aber voller Freude so gesagt. – Will ich das?)


***

So, die Nummer 19 >>>> steht drin.

(9.21 Uhr.)

***


(18.38 Uhr.
Rihm, >>>> Jagden und Formen.)

Soeben angekommen: Das erste Buch – der erste Roman -, das ich im Verlagsauftrag lektoriert habe:

Eigentlich war ich gegen meine Namensnennung im Buch, aber jetzt, wo sie drinsteht, bin ich doch ein bißchen stolz, – stolzer aber, fast, darüber, daß mein Netzwerk seit 15.29 Uhr stabil läuft. Ich weiß nicht mehr genau, was ich und wie ich es gemacht habe, aber ich h a b e es gemacht, habe sogar bis tief in die Registrierungscodes gegriffen und Parameter umgestellt, die offenbar alles zum Laufen brachten, bzw. Sperren beseitigt haben. Sehr hilfreich war dabei >>>> das.
Dafür möchte ich auch hier gerne Danke sagen. Meine Erleichterung ist enorm.

Kaum war ich ruhig geworden und suchte nicht mehr hin und her, rief dann auch endlich meine Redakteuerin an und erzählte von ihren Schwierigkeiten mit meinem Typoskript; es ist ein generelles Problem der Abwägung von Konkretem und Gedankenspielen, das ich eigentlich über die Montage der O-Töne lösen wollte. Aber ich werde es nun schon im Skript-selbst akzentuieren müssen. Hinter allem steht auch eine prinzipielle Veränderung des Rundfunks, zunehmend stärkere Anbindung an Bedürfnisse der Alltagswelt. >>>> Gille hat schon recht. Das wird aber direkt von der Rundfunkleitung an die Mitarbeiter herangetragen, die es dann ihren Autorinnen und Autoren weitergeben müssen. Da jedenfalls die Zeit vor Italien zu kurz ist, werden wir die Sendung auf den November verschieben; der Oktobertermin wurde umbesetzt, weil ein anderer Termin im November gestrichen wurde, der genau für diese Sendung vorgesehen war. Ist das eine Chaos bewältigt, tut sich ein zweites auf.
Mein Problem mit dem Hörstück ist, daß ich unbedingt Wallaces überhebliche Sicht auf die Menschen vermeiden will, aber, je konkreter ich beschriebe, desto stärker die Banalität zeigen würde, jene von Gille so genannte schlichte Form des Realismus, die tatsächlich die Menschen bewegt. Indem ich Wirklichkeit umerfinde, ihr die Schönheit gebe, die mein Inneres spürt, entferne ich mich vom Dokument – auch und gerade dann, wenn ich einem Eigentlichen dadurch näherkomme – dem nämlich, das – davon bleibe ich „menschlich“ überzeugt – hinter aller Banalität steht, sie begründet, antreibt und perpetuiert.

Vielleicht ist aus diesem Dilemma derzeit insgesamt für die Künste kein Entkommen, es sei denn, daß sie bereits kanonisiert sind.

***

3 thoughts on “Aus dem Labyrinth der Netze. PP209, 15. August 2014: Freitag.

  1. Netzwerke Netzwerke dienen der Verzweiflung – nur jenen, die sie nicht verstehen. Der Schlüssel für Ihr Problem liegt in der Vergabe der Rechte und der Freigabe (Dateien und Geräte) im Netzwerk. Dies hat generell nichts mit den Geräten-an-sich zu tun. Also nützt ein an- und ausschalten der Geräte, Verbindungen etc. nichts.
    Um das Problem zu lösen sollte das endlose Internet brauchbare todo-Listen zur Verfügung stellen.

    Hilfreich kann hier dieser Link sein:

    http://www.drwindows.de/windows-anleitungen-und-faq/4054-kleines-netzwerk-tutorial.html

    Um jedoch auf der sicheren Seite zu sein, sei empfohlen, das XP gegen ein Win 7 auszutauschen. Upgraden funktioniert hier leider nicht, da muß schon alles neu gemacht werden.
    Daten sichern dann nicht vergessen!

    Gruß von B.B.
    Schrauber im Dienst des Erzherzog

    1. @Bodo Blaumann. Ganz herzlichen Dank. Aber bevor ich Ihren Tip las, hatte ich es tatsächlich geschafft; lesen Sie in diesem PP nach 18.38 Uhr. Ich nenne da den Link, der mir schließlich weiterhalf.

      Nein, ich verstehe zwar, warum Sie das raten, aber ich werde mein xp nicht runterwerfen und gegen win7 austauschen. Ich habe einfach zu viele Programme, die auf xp eingerichtet sind und mit 64bit nicht kommunizieren können – abgesehen von den vielen Tagen Zusatzarbeit, die mir schon gar nicht derzeit zur Verfügung stehen. Wie aber auch immer: Danke nochmal.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .