Untriest 47: Mittwoch, der 18. März 2015.


Arbeitswohnung, 8.36 Uhr


Nachts noch, Liebste,

um halb zwölf nämlich, erreichte mich ein weiteres Stück Lektorat, so daß ich es mir ebenfalls nachts noch vornahm und nachts bearbeitet wieder zurückschickte; das war schon eine Frage des Stolzes. Außerdem wird nun trotz des langen Traumschiff-Vorlaufs die Zeit etwas knapp. Wir sind erst auf Seite 81 von 189 und sollen am Freitag abgeben. Über den Daumen gepeilt werden wir es aber vor dem Montag nicht schaffen. Außerdem würde ich ja gerne meinen Roman noch einmal nach dem Lektorat am Stück lesen, um im Fluß zu spüren, ob etwa alle Übergänge stimmen und wie sich Lanmeisters Ton nun ausnimmt. Je nachdem, wie weit wir heute kommen, sollte ich >>>> dem Verlag vielleicht eine Email schreiben, ob er meiner Lektorin und mir das Wochenende noch hinzugibt. Das will ich mit ihr aber erst noch abstimmen.
Im übrigen habe ich gestern den Ansatz zur >>>> Ecker-Laudatio gefunden. Er ergab sich, wie ich es ahnte, direkt aus der Lektüre. Möglicherweise kann ich diese Rede nun einfach „herunterschreiben“, denn der Themenzirkel ist klar. Einmal mehr wird es um einen Gegenentwurf zur sogenannten Realistischen Literatur gehen. >>>> Dort habe ich eben, unter einem Ecker-Zitat, eine entsprechende Anmerkung notiert; sozusagen damit wachte ich auf. Eckers wie meine „schwierige“ Position auf dem deutschsprachigen Buchmarkt, und einen anderen haben wir noch nicht, hängt genau mit der Ambivalenz zusammen, einer Mehrfachbindung der Bedeutungen, und zwar direkt im „Plot“, nicht nur als poetische Bilder. So etwas beunruhigt, weil es den Charakter fest definierter Waren unterläuft. Phantastische Literatur ist per se subversiv, und zwar ganz unabhängig von der, sagen wir, Gesinnung ihrer Autor:inne:n. Sie entfaltet ihre Wirkungen jenseits ihrer biografischen und/oder politischen Herkünfte, bzw. Absichten, ja Absicht-selbst verliert den Boden. Genau daher rührt die oft auffällige Nähe zur Psychoanalyse. Sie, die Phantastische Literatur, „gräbt aus“, wie ich in >>>> Meere schrieb, bringt das zu Erzählende nicht etwa schon als ein Fertiges mit.
Also weiter, Geliebte, mit dem Entwurf der Laudatio – bis weiter lektoriertes Traumschiff eintrifft. Ich hoffe, Du hast es in Triest so hell, wie es bei mir in Berlin ist. Ach, ich >>>> guck mal eben nach.

A.

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