Untriest 48. Freitag, den 20. März 2015.


Arbeitswohnung, 9.14 Uhr


So, Liebste,

die Rohfassung der Laudatio auf >>>> Ecker ist fertig; ich schrieb sie vorgestern und gestern in fast einem Rutsch, nachdem mir der Ansatz endlich klargewoden war. Irgendwie war eine Verbindung zu Hebbel herzustellen; also mußte ein wenig gelesen werden, sogar ein bißchen geschmökert. Jetzt muß das Ding liegen. Vielleicht fällt mir noch ein erzählerischer Zusatz ein, den ich hineinhäkeln kann, um der „Sache“ Fleisch zu geben. Das ist aber nicht dringlich; ich kann bereits beruhigt sein, meinen Vortrag am nächsten Freitag gut über die Bühne gehen zu lassen und so, daß der Kollege – einer, den ich mit Emphase so nenne – seine Freude daran hat.
Parallel läuft selbstverständlich das Lektorat des Traumschiffs weiter, mit geradezu noch zunehmender Innnigkeit für den Text. Seit halb sechs heute morgen saß ich daran und bin nun so weit, mir zumindest die Hälfte des durchgearbeiteten Romans schon einmal ausdrucken und sie auf dem Papier lesen zu können – was ich gleich auch tun will – , weil ich die Erfahrung gemacht habe, daß man darauf völlig andere mögliche Probleme erkennt als am Bildschirm (an dem wiederum erkennt man welche, die auf dem Papier überlesen werden; ein eigenartiges Phänomen).
Vielleicht werde ich heute sogar wieder zum Sport kommen; vorgenommen habe ich es mir. Außerdem die täglichen, immer intensiven Gespräche mit meiner Löwin. Und ich werde mich heute, für die täglich sinnliche Erdenlust, an ein Krustenbrot wagen – nachdem ich gestern drei Baguettes (oder eher Ficelles) du tradition buk, die aber von Sohn und Mama (seiner) sowie von mir schon verputzt sind. Das fränkische Rezept, für das Krustenbrot, ist ein bißchen kompliziert, weil es gleich drei Vorteige verlangt: frischen Roggensauerteig aus dem Anstellgut, einen mit wilder Hefe (in meinem Fall dem >>>> Lievito madre) fermentierten Vorteig aus selbstgemahlenem Weizen und ein sogenanntes Quellstück. Insgesamt braucht man einige Zeit. Gegen Mittag werde ich den „End“teig herstellen können, der während ich beim Training bin vor sich hin gehen kann, bevor er in die Röhre kommt. Vielleicht stelle ich Dir am Abend ein Bild des fertigen Brotes ein – falls es gelingt und ich mich nicht schämen muß.

Seit morgens um fünf haben die Amseln nicht gesungen, neinnein! geschmettert haben sie auf dem Hinterhof, zu dem mein offenstehendes Oberlicht hinaussieht. Ab sieben aber schwiegen sie, und mit der Sonne kamen die Elstern, um einen ziemlich wüsten Keckerkrach zu veranstalten, der sommers imgrunde jeden Wecker überflüssig macht, wenn man jedenfalls wie ich nur bei freiem Luftzugang schläft.

Nun los, Herr Herbst, in den weiteren Tag!

Dein
Alban

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