Mit antiquitätem Laryngsan: Das Arbeitsjournal des Montags, dem 1. Juni 2015.


[Arbeitswohnung, 9.21 Uhr
Mozart, Mitridates (Harnoncourt)

Ein Regentag. Ich huste noch immer, gestern war es sogar schlimmer geworden, nachdem ich am Sonnabendnachmittag auf >>>> Ricarda Junges Geburtstagsfeier war, die draußen stattfand. Klar, ein plötzlicher Guß. Auskühlung. Ich war ja eh noch vergrippt.
Nervig jedenfalls. Aber das bestimmt zwanzig Jahre alte Laryngsan, das ich in meiner Medikamentenschublade fand, scheint seine Wirkstoffe geradezu gereift zu haben; gut, ich geb zu, daß ich die Tropfen nur skeptisch ins von ihnen milchig werdende Wasser fallen ließ und einen Augenblick zögerte, es dann auch zu trinken. Nein, dennoch nicht nippend, sondern mit drei deftigen Schlucken. Eine Viertelstunde später kam ich mir vor wie bekifft. Aber das Zeug schlug offensichtlich an: jedenfalls hustet sich jetzt ab, wo‘s gestern in die Lunge nur immer einriß; auch der blöde Kopfschmerz ist weg, der aufs Gedumpfe noch draufkam. Also jetzt bloß nicht übermütig werden, sondern die Geduld haben, mit dem Sport noch dreivier Tage zu warten.
Mehrere Stunden gestern mit einem Freund geskypt, der in ähnlicher Emotionslage wie ich. Darüber dann kaum zum Arbeiten gekommen. Immerhin habe ich die Fotostrecke fertiggestellt, um die mich der WDR für das Kreuzfahrt-Hörstück gebeten hat, das >>>> am kommenden Sonntag ausgestrahlt und gleich am Montag darauf wiederholt werden wird. Die Bilder sollen über die Website des Senders angesehen werden können. Ich werde die Ausstrahlung des Stücks noch gesondert annoncieren, wahrscheinlich am Donnertag. Gerade für den >>>> Traumschiff-Roman wird es wichtig sein, daß die Sendung als Podcast zugreifbar bleibt – anders, als momentan auf der Site noch angekündigt. Die dortige Information sei nicht richtig, erklärte mir meine Redakteurin. Ich laß mich überraschen. Jedenfalls könnten die Leser:inn:en des Sterberomans dann das Hörstück als meine „Entstehung des Doktor Faustus“ hören – eine mögliche Verknüpfung, die mich entzückt.

Keine Ahnung, weshalb ich momentan so auf Mozart-Opern abfahr. Is‘ aber so. Um so ärgerlicher, daß all meine Aufnahme des Nozze auf Videobändern gespeichert sind, die abzuspielen ich kein Gerät mehr habe. Für die Anschaffung eines solchen habe ich kein Geld momentan; zudem weiß ich überhaupt nicht, ob sich die Bänder noch in einem abspielbaren Zustand befinden; sie ruhen seit Jahren vor sich hin – anders als die Cassetten, auf die ich immer wieder mal zugreife, weil mein Nakamichi einen derart, fast unfaßbar guten Klang ausgibt. Die letzte Messung, werkseits, ergab den Tonumfang einer exzellenten CD; die Räumlichkeit übertrifft CDs sogar noch, was an den ProAcs, also den Boxen, nicht liegen kann. Auch die Technik kennt ihre Mysterien.

Heute will ich nun endlich an die >>>> Witzel-Rezension; bis zum 15. muß abgegeben sein. Danach ist für den >>>> PEN eine Erzählung zu schreiben, um die ich gebeten wurde. Noch habe ich keine Idee, aber eine bis zum 19. verlängerte Frist eingeräumt bekommen. Das Thema ist allerdings gesetzt: Bilder eines Malers. Und wenn das vom Schreibtisch ist, setze ich mich an den in genau einem Monat zu haltenden Vortrag über Heinrich Schirmbeck, für den ich auf jeden Fall noch einmal all seine Novellen lesen muß.

Also laß mich leise werkeln. Werkeln und, von ihnen getragen, Mozarts schöne Opern hören. Ab morgen wird mir ein Hund zur Seite sein, den ich eine knappe Woche lang betreue. Ich muß ihm aber sein Körbchen noch bereiten. Ob wohl für die Musik auch e r ein Herz hat?



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