Das letzte Paris- und ab abends erste Italienjournal des Diesjahraugusts: – die 1000 geknackt. Am Donnerstag, dem 13., dreieinhalb Stunden vor Aufbruch.


[Sur les toils de Clichy,
6.15 Uhr]


Gegen halb zehn/zehn muß ich aus dem Haus, in der Luft werde ich um einiges vor eins sein, in Fiumicino um einiges vor drei. Meine Überlegung geht immer mehr dahin, die Triestbriefe noch ruhen zu lassen und bei den Gedichten zu bleiben, namentlich denen der Béart, deren ersten fünf übermorgen abgegeben worden sein sollen. Da kann ich auch gleich mit den anderen weitermachen; überdies stellte mich dies zum Lesen morgens frei: Treppchenstufen zum Cortile. Am Stück den gesamten Pound durch, wobei meine Überlegung, für die eigene Arbeit, gültig bleibt, daß, wenn der freie Rhythmus Konvention geworden ist (was der Fall ist), Progression sich nur in der Bindung wiederfindet: im gebundenen Vers. Selbstverständlich kann aber auch diese Bindung ein Rhythmus sein; er muß sich nur definieren.
Progression: Es ist Widerstand gemeint. Nach wie vor. Widerstand gegen die verdeckte Mitschwimmerei. Ich hab mich gestern abend mal wieder geärgert. Nein, ich schreib hier nicht, worüber. Über jemanden: soviel aber doch; einen, der für viele andere steht. Immer geht es um mangelnde Zivilcourage, immer geht es um mangelnde Haltung, immer geht es um den Machtmißbrauch. Es gibt auch den Meinungsmacht-Mißbrauch, die Meinungsmißbräuchlichkeit. Ich werde nicht aufhören, politisch zu sein: dort, wo es offenbar wehtut oder wehtun könnte, weil es Position fordert: im Persönlichen. Gegen den Krieg zu sein, ist relativ leicht, so lange man für keinen eingezogen wird, also keine Konsequenzen gezogen werden müssen: Erst dann nämlich würde sich zeigen, ob man es ist.
Unsere Pazifisten.
Unsere Geschlechterkorrekten.
(Soweit Herbstens Wort zum Morgen.)

Zusammenpacken. Im Cyrano einen letzten Grand Café nehmen, für den Freund ein Baguette de tradition kaufen und in der Hoffnung mit ins Flugzeug nehmen, daß es, dieses Weißbrot, nicht knickt auf seinem langen Weg, auch dem durch Rom, übrigens, weil ich, bevor ich nach Orte weiterfahre, noch schnell bei meinem Sonnenbrillen-Chinamann reinschauen will, gleich nördlich neben Termini, wohin ich von der Tiburtina die UBahn nehmen will. Der Expreßzug Fiumicino-Termini ist für die Touris (Touries): bringt zehn Minuten Vorsprung und kostet aber’s Doppelte. Und was nun >>>> die neue Serie anbelangt, so mag ich schon finden, daß dies ein Erfolg sei: Sie hat die Oberfläche der Eintausend durchstoßen. Außerdem ist das – auch – Schöne an ihr, daß ich auf sehr alte Texte, die fast schon vergessen gewesen, zurückgreifen kann, wie >>>> gestern auf eine Variation, die, während ich am Hauptthema schrieb, dem Thetisroman nämlich selbst, für den Katalog eines Architektenduos entstand. Es gibt einige solcher abgelegten Stücke, für die ich, indem ich sie aus den Dateiheftern wieder herauszieh, nun Bilder finden kann. Die neuen für heute habe ich bereits im Kopf; auf der Fahrt zu und von den Flughäfen will ich sie fangen. Und auch die Sprache steht schon fest. Wir schauen aus den Fenstern.
Nun, übrigens, nach den Schornsteinen, erwarten Sie die Mauern.

(7.01 Uhr.
Eben erreicht mich von http://ebookers.com die Nachricht, daß mein Flug verschoben worden ist, um zwei Stunden nach hinten. Hm.)

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