Das Arbeitsjournal des Montags, dem 8. Februar 2016. Kuhlbrodt, Hamann, Scho & (FB)friends.


[Arbeitswohnung, 7.30 Uhr]

Von Ciane >>>> ein Geschenk, das, wenn man nahe herangeht, nur für mich ist; zugleich aber der Satz, daß sie nicht wisse, ob sie in meinem Leben wirklich einen Platz habe.
Sie und die Löwin korrespondieren. Es sind große Frauen. „Möchtest du wissen, was wir uns schreiben?“ fragte diese. „Nein“, sagte ich, schon um der Größe irgendwie zu entsprechen.
Das Gefühl, es ist fast eine Empfindung, zu wachsen. In der Pubertät, körperlich, spricht man von Wachstumsschmerzen. Prägungen loswerden, sich emanzipieren. Was besonders schwierig ist, wenn sich allewelt zurückverbürgerlicht.
Dazu >>>> bei Facebook eine Art Minishitstorm, von einem ausgelöst, der das gar nicht wollte. Schließlich nur noch Gelaber gegenseitiger Selbstbespiegelung, an dem allenfalls interessant ist, wie sich die Vorwürfe gegen mich in ihr selbst wiederholt. Und ein mir restlos unbekannter >>>> René Hamann nennt meine Arbeit „eher zweite bis dritte Liga“, „Tendenz eher schrecklich“. Was er schrecklich findet, sagt er nicht: Syntax? Sprachniveau? Konstruktion? – Ich guckte mal nach, er arbeite bei der TAZ. Na, dann weiß ich ja bescheid. Er ging auch gleich auf meine „Hybris“ los; der Gedanke, man könne selbst sehr wohl einschätzen, wo man künstlerisch stehe, ist ihm so fremd wie jedem andren Bürger. Es ist schon auffällig, wie angepaßt die sogenannte Linke geworden ist und wie einvernehmlich ablehnend mit dem Kleinbürgertum gegen alles, was sie „elitär“ dünkt. – Vielleicht war sie‘s aber immer, weshalb sich die Anarchisten – ich meine nicht Terroristen – stets vor ihr in acht genommen haben, Mühsam, Landauer… Sie haben fast immer eine libidinöse Bindung an Macht und Machtstrukturen, die sie, selbst zu Macht gekommen, gnadenlos perpetuieren. Anstelle mal in die Sätze zu gucken, anstelle auf Musikalität zu lauschen und dabei in sich zu gehen.
Egal. Das ganze wurde ein Panoptikum eigener Eitelkeiten, >>>> Jan Kuhlbrodt inbegriffen; was mich übrigens erstaunte: Zwar, als wir uns einmal begegneten, spürte ich seine leise Ablehnung sehr wohl, aber er kam mir nachdenklich und besonnen vor; außerdem, wie man lesen kann, schätzt er Pynchon. Er dürfte, dachte ich, mit Hybris insofern kein Problem haben. Ich habe wohl unterschätzt, daß Pynchon Hype ist (zurecht, jedenfalls bis zu Mason & Dixon, na, auch Against the day noch) und man Gehypten, also Mächtigen („Stars“), genau das gerne zugesteht, was man anderen verweigert.
Letztlich aber dreht sich die meiste Ablehnung entweder um meine Person (ich bezweifle sehr, daß eine/r von denen in Thetis oder Argo überhaupt je hineingeschaut hat) oder um meine Positionierung fürs Pathos und gegen den Pop (der ja selbst ohne Pathos nicht auskommt, überhaupt nicht), sowie meine Rüge der all-Ironisierung als eine Form von Abwehr, Rationalisierung. Und man erträgt schon gar nicht meinen Vorwurf, es werde unwissend weiter und weiter Hitlers Erbe exekutiert. Dabei müßte nur ein wenig Bloch gelesen werden, um zu verstehen, was ich meine, und diese Lektüre mit Adornos Strukturkritik an der Kulturindustrie zusammengedacht.
Nicht grundlos, freilich, wird Adorno derzeit auf eine Weise destruiert, wie man‘s zuvor mit der Psychoanalyse tat und >>>> wie es Ursula März, wenn auch feige indirekt, mit Wolfgang Hilbig tut, einem der wichtigsten Lyriker der letzten Jahrzehnte. Es ist dies ein Angriff auf das Nichtidentische, das metaphysische Dritte, den die Warenform führt; Dichter wie >>>> Scho – deren Arbeit ich sehr schätze, egal, ob sie auch die meine – und Kuhlbrodt – dessen Arbeit ich nicht kenne, fand „nur“ gerade >>>> seinen Blog – werden auf diese Weise zu Mitexekutoren des Markts. Allerdings, hier muß ich vorsichtig sein, gilt insgesamt Adornos Wort vom Arbeiter, der gegen den Arbeiter feindlich dasteht, so daß sich diese beiden zerfleischen; der eigentliche Aggressor bleibt so geschützt: Die hier in Rede stehende Kollegenschelte ist ganz derselbe Prozeß, zumindest folgt sie derselben Dynamik.
Dennoch, Kuhlbrodt ist enttäuschend. Ich hätte gedacht, daß da einer mal vorsichtig denkt. Andrerseits ist‘s schon bizarr, wie mir solche Anwürfe wieder Kraft geben, daß ich nach sowas, so sehr es mich im Moment auch quält, zeigt, weshalb ich was und wie mache. Denn gequält hat mich dieser shitstorm s c h o n. Wie ja vieles mich sofort immer erwischt, und zwar tief, wo andere sagen: Laß die doch reden… Du weißt doch, wer du bist. Nein. Weiß ich n i c h t. Ich bin unsicher, sehr, mir meiner ungewiß; nur während ich schreibe und wenn ich vortrage, wenn ich zum Text selber werde, dann bin ich da; der Text führt mich mir vor, zeigt mir mich, wo sonst Leere wäre. Wenn er klingt, wenn Schönheit wird, auch im Grauen, im Grausamen, im Tragödischen, in der Innnigkeit, in Liebe. Klingt kitschig, ich weiß. Ist es aber nicht. Sondern rauh, scharf konturiert, eingelassen.
Ja, Kraft.
Überzeugtheit, Engagement. Viel Angst, ja. Aber der Atem, sich nicht von ihr bestimmen zu lassen. Wie ich anderwärts schrieb, lasse ich mich auch von meinen Ängsten nicht korrumpieren, schon gar nicht von ihnen. Wie, in anderem Zusammenhang, Ciane gesagt hat: „… und wenn ich schließlich alleine bleibe!“
***

Auf geht‘s >>>> nach Karlsruhe. Allerdings vorher noch ein paar Erledigungen, vor allem eine blöde Finanzamtssache, die ich nicht kapiere. Hoffentlich erreiche ich da jemanden am Telefon.
Plötzlich die Lust, an den Brüsten der Béart weiterzuschreiben. Gestern sagte ich noch, ich möge nicht mehr. Worauf UF, in einer Email:
weil du es sowieso nicht lassen kannst. auch döblin mußte und mußte – und keiner hat ihn mit dem arsch angeguckt. es ist noch keine 4 wochen her, daß sein letzter roman erstmals in der form erschienen ist, wie er ihn wollte (und nicht die DDR-Staatsführung). aber du hast recht: du mußt nicht gleich heute losklotzen: der interessierte herbst-neuling sollte das eine oder andere außer dem traumschiff finden. das ja doch wohl ein bißchen fahrt aufgenommen hat…Ja, das hat es wohl. Auch wenn >>>> der Mini-Shitstorm nun bei amazon weitergeht. Ob ich auf diese „Rezension“ reagiere, weiß ich noch nicht; verkäuferisch schädlich ist sie in jedem Fall. Wird auch meine Position beim Verlag nicht unbedingt stärken.
Tja, wie kriegt man einen Autor weg, der ästhetisches Selbstbewußtsein formuliert? Der Satz, den ich in Wut schrieb, ist ja doch eine bekannte Redewendung: Millionen Fliegen können nicht irren.
Egal.

60 thoughts on “Das Arbeitsjournal des Montags, dem 8. Februar 2016. Kuhlbrodt, Hamann, Scho & (FB)friends.

  1. (Das eigentlich Irre an dieser Facebook-“Diskussion” ist, daß die Teilnehmer so tun, als wären sie unter sich, daß sie offenbar der Illusion tatsächlich auf den Leim gehen, bei social networks handele es sich um private Gespräche, und völlig außer acht lassen, daß dem ein M a r k t zugrundeliegt, den sie füttern. So viel Kritiklosigkeit unterdessen in den Seelen! Und das private Meinen geht über auf die Verkaufsplattformen, wo ebenso persönliche Resentiments ausgetragen werden. Übrig bleibt, wie bei Preisentscheidungen, an denen Hunderte mitwirken, nur das größte gemeinsame Vielfache – also dasjenige, das den meisten Umsatz erbringt.
    So viel zur Marktform. So wenig.)

  2. warum posten sie hier links zu facebook, die nichteinmal für angemeldete mitglieder sichtbar sind? was soll das? immer wieder der gleiche mist. machen sie wenigstens ein bildschirmfoto davon und stellen sie das hier ein, dann kann man sich das wenigstens angucken und sich selbst ein bild davon machen, ob das ein “shitstorm” ist. verdammt noch mal, die aufgeklärten künstler und dann dieser walledgarden facebookkack.

    1. @nervenbündel. Tut mir leid, wenn es für Sie nicht sichtbar ist. Und was heißt “immer der gleiche” Mist? Wessen? Meiner? Gewiß nicht. Und weshalb so aggressiv?
      E i n Bildschirmfoto würde im übrigen nicht reichen, es wär eine Serie. Lacht. (Daß ich kein Freund von Facebook bin, ist eigentlich bekannt. Nur, wenn sich dort etwas abspielt, sollte man es nicht ignorieren, vor allem nicht dann, wenn es Ausdruck von Zeit und von Zeitstimmungen ist. Ebensie gehören in die künstlerische wie in die theoretische Betrachtung.)

      Hab jetzt keine Zeit mehr, muß mich für >>>> die Reise vorbereiten. Vielleicht wieder, wenn ich im Zug sitze.
      ANH

    2. war auf facebook bezogen, immer das gleiche, dass man da als außenstehende auf inhalte hinter den links nicht draufkucken kann, selbst mit irgendwann mal angelegtem pseudoaccount geht das nicht. heisst für mich also, dass sie anh, sich da also in irgendwelchen eingeweihten kreisen bewegen, die für das gemeine volk nicht zugänglich sind. ok, aber warum machen sie dann nicht mal fotos davon und tragen das nach draußen, wenns doch so wichtig ist, dass man dazu stellung nehmen muss.

      ich gucke mir diesen skudlarek an und diesen kuhlbrodt (hoffentlich hat der nix mit detlef zu tun, dessen schriften mag ich eigentlich ganz gern) und denk mir: unwichtig, nie gehört, wahrscheinlich dieser übliche verlogene “linke” tazschreiberlingsmief. und dann denk ich mir, warum gibt sich der anh damit ab? nur um stellung zu beziehen? und wen interessiert das? die drei oder vier leute, die da in dieser gruppe vor sich hin mosern? und warum überhaupt sich mit den gestörten socialmediafreaks abgeben? warum? bringt ihnen doch nix. bringt rein gar nix außer zeitverschwendung.
      ich mein, wenn da son fazler oder ardler abhängt, ok, die haben im zweifel immer noch reichweite, da muss man drauf eingehen und ggf zurückmeiern, aber ne “geheime” facebookgruppe oder sowas, wtf? ist doch drauf geschissen, also entweder screenshot zum nchvollziehen das nächste mal oder gar nicht erst beachten, bitte.

    3. keine Sorge, ich bin mit Detlef Kuhlbrodt weder verwandt noch verschwägert, aber ich mag seine Texte auch sehr.

  3. Sie wollen falsch verstehen, Herr Herbst? Zitat:
    “Auch wenn >>>> der Mini-Shitstorm nun bei amazon weitergeht. Ob ich auf diese „Rezension“ reagiere, weiß ich noch nicht; verkäuferisch schädlich ist sie in jedem Fall.”

    Warum so “hämisch”? Ihr Buch wurde nicht “rezensiert”.
    Dort steht deutsch und deutlich “BEWERTET”. Es steht dem Leser, auch wenn er in Ihren Augen eine Scheißhausfliege ist, zu, ein Buch zu bewerten. Dort steht, was er empfand während der Lektüre, was er meint.
    Sollten Sie lernen, mit MEINUNGEN umzugehen! Sie müssen auch lernen, dass eine negative Lesermeinung keine Kriegserklärung ist kein Mobbing, Stalking und auch keine Verschwörung.
    Es ist eine Meinung.

    1. Meinungen Wer sich hier eine Weile hineinliest, meint, sich im Tollhaus wiederzufinden. Sind das tatsächlich erwachsene, gebildete, reflektierende Menschen, die sich mit einem Autor in Dialog begeben, der ihnen hierfür ein Forum bietet, sich öffnet, sich angreifbar macht? ich zweifle. Hier ist ein Autor, der mutig genug ist, auch seine Ängste, Anmaßungen, Schwächen, Sehnsüchte, Wünsche öffentlich zu formulieren. Wagen Sie alle das ebenso, die Sie hier Ihre Mäuler aufreißen, daß man vor fauligem Atem spucken möchte? Ich wette, keiner, der sich auf diesen Seiten so emotional und leidenschaftlich ereifert, hat nicht auch seine heimliche Hybris, seine Frustrationen, sein Ringen um Anerkennen, seinen Zorn, seinen Neid auf andere. Er schluckt es nur in seiner stillen Kammer hinunter, ersäuft es in Wein, kanalisiert es in Magengeschwüre. Das ist jedermanns gutes Recht. Es ist aber auch Herbstens Recht, es so zu äußern, wie er es tut. Im Internet ist all das erlaubt. Gut oder schlecht, das sei dahingestellt. Man bewege sich eine Stunde durch soziale Medien und hat jeden Abgrund menschlicher Umtriebe geschaut. Vom täglich fotografierten Mittagessen, das man bei Facebook gezwungen wird, sich von “Freunden” servieren zu lassen bis hin zu persönlichsten Auslassungen jedweder Art zu jedwedem Thema. Aber: diese Seite müssen Sie alle doch gar nicht lesen, wenn Sie sie so empört! Meine Damen und Herren, klicken Sie sich weg, wenn Ihre zarten Gemüter das nicht ertragen, daß einer über die Norm, das Gewollte, hinausschießt. Vielleicht auch mal daneben schießt, aber wenigstens schießt. Nicht tot ist, nicht angepasst lächelt. Das muß ja enorm gefährlich sein, für das bequeme Sich-Wiegen im So-Ist-Es-Eben-Man-Kann-Es-Nicht-Ändern.
      Denn sachliche, qualifizierte Auseinandersetzung mit dem Werk des Autors lese ich hier gar nicht. Man hat den Eindruck, kaum einer hat es tatsächlich gelesen. Nicht alles muß jedem gefallen, aber tut da solch massive Polemik not? Eigentlich wieder ein Kompliment an Herbst, wenn es ihm gelingt, offensichtlich Urgefühle zu wecken, leidenschaftliche Hasstiraden, die nur aus Menschen strömen können, wenn sie sehr persönlich betroffen sind. Ich bin beeindruckt.
      Ich habe “Traumschiff” gelesen und nie mehr Schönheit und Poesie und Zartheit und Liebe im Umgang mit dem Tod gefunden. Das ist nicht Pathos im abgehobenen Sinne. Das ist im Grunde ganz schlicht. Und mein Vater, der sterben wird, findet sich darin. Ein sehr lebensechtes Geschenk. Für ihn. Auch dies – nur- eine Meinung.

    2. @ Aletheia Wunderbar! Genau so ist es. Danke für diese so klare wie treffende ‘Meinung’. Es ist beschämend, was hier manchmal geäußert wird.

    3. Sowas von verlogen! Die angebliche Rezension bei amazon geht damit los, dass der Schreiber das Buch geschenkt bekommt. Dann erzählt er, er hat das Buch unvoreingenommen ganenommen. Dabei hat ihm sein angeblicher Freund erzählt, dass er sich noch nie so über einen Kauf geärgert hat. Wie kann man dann unvoreingenommen sein? Aber was den Fake verrät, ist dass er nicht ein Buch liest, sondern das Ebook. So zeigt es Amazon nämlich an. Es wird also eigentlich gar nicht gegen das Buch geschrieben, sondern Ziel ist persönlich sein Autor.
      Man nennt so etwas eine Diffamierung.
      Auch das ist natürlich nur eine Meinung.
      Auf jeden Fall scheint Herr Herbst eine Menge Feinde zu haben und Leute so zu provozieren, dass sie nur persönlich reagieren können. Ich habe das Traumschiff noch nicht gelesen. Jetzt besorge ich es mir.

    4. @ Aletheia Sie posten doch selbst anonym. Ihre Argumentation ähnelt der des Bloggers ANH hier, würde ihm auch ähnlich sein, jetzt mal anonym hier zwischen zu funken, lach..
      Sind Sie Herbst?
      Das gesamte Internet ist inzwischen so krank, dass es mich nicht wundern würde. Meine Güte, nun auch noch der sterbenkranke Vater als Beweis herbei zitiert.
      Ich weiß nur, wenn der Tod an meine Türe klopft, würde ich mir eine andere Lektüre auswählen, nicht so ein hohles Pathosgespreize, wo man danach gar nicht weiß, was man da eigentlich gelesen hat.
      Natürlich kann jeder bei Amazon bewerten, und so lange ANH hier nicht anonyme Kommentare sperrt, kann hier auch jeder posten.
      Tatsache ist, dann würde hier allerdings auch Totenstille herrschen. Internet halt.

      Ich habe gar nichts gegen ANH als Person, für mich ist er ein Scharlatan, ein ziemlich gewitztes Schlitzohr, vielleicht ein Lebenskünstler, der manchmal am Hungertuch nagt und seine Putzfrau beobachtet,
      dann wieder irgendwo eingeladen, lebt wie Gott in Frankreich und Austern schlürft.
      Ist doch schön, macht die Welt bunter, wenn es solche Paradiesvögel gibt.

      Aber eines ist er bestimmt nicht:
      Ein großer Schriftsteller.

      Und “ästhetisch poetische” Diskussionen in einem Blog wie diesen sind eher eine Lachnummer, manchmal denke ich, inzwischen überall im Internet, arten meist in Beleidigungen aus.
      Rauchende Colts und so.,

      Natürlich, mit so einem Shitstorm macht man sich interessant, möglicherweise ist ihm da wieder etwas gelungen, nur weiter so…

    5. @ Noch-einßAnonymer Vielleicht ist das Internet tatsächlich krank. Aber wenn ja, dann nur, weil Leute wie Sie die Krankheit s i n d, von der sie schwadronieren. Das Einzige, was man ANH vorwerfen kann – und zwar heftig – ist, dass er Verleumdern wie Ihnen eine Wand zur Verfügung stellt, an der sie anonym pissen dürfen. Ekelhaft.

    6. @Noch-einßAnonymer Manchmal ist ein Pseudonym auch ein Statement. Oder nützte Ihnen es etwas, wenn ich als Lieschen Müller in persona schriebe? Machte das mein Statement glaubhafter? Authentischer? Wäre ich allerdings Herbst, so schriebe ich als Herbst, dessen bin ich gewiss. Sie übrigens, der Sie ja auch anonym sind, was für einen Zorn hegen Sie? Niemand bittet Sie, wenn der Tod an Ihre Tür klopfte, ihm mit dem “Traumschiff” zu begegnen. Es ist Ihnen gänzlich selbst überlassen, wie Sie ihn begrüßen. Ich habe lediglich berichtet, welche Wirkung das Buch haben kann. Nicht muß. Was dem einen hohles Pathosgespreize, ist dem anderen Sinnlichkeit. Woher Sie aber die Berechtigung nehmen, ihm, Herbst, den Schriftsteller, ja, den großen Schriftsteller, abzuerkennen, das erschließt sich mir nicht. Welche Definition liegt einem großen Schriftsteller zugrunde? Woran machen Sie den fest? Können Sie das mit irgendetwas belegen aus der Herbst’schen Literatur? Ich maße mir nicht an zu beurteilen, ob er ein großer Schriftsteller ist. Dürfen Sie sich das anmaßen? Mit welchem Recht? Oder sind Sie direkter Erbe Reich-Ranickis, der immerhin ein öffentliches und anerkanntes Sprachrohr solcher Beurteilungen war? Dann bitte ich um Verzeihung und deute Ihre Anonymität als Bescheidenheit. Sie möchten nicht erkannt werden und werden demnächst in einer literarisch-wissenschaftlichen Abhandlung sicher qualifiziert begründen, wer sich heutzutage einen großen Schriftsteller nennen darf. Oder von anderen so genannt werden darf. Ich freue mich darauf.

    7. @ Aletheia https://de.answers.yahoo.com/question/index?qid=20090510123127AASM70c

      Wenn der gewählte Nick bei einem Anonymen ein Statement sein sollte, dann wäre wohl bei meinem Urteil, dass es sich bei ANH nicht um einen großen Schriftsteller handelt, eher der Nick Reich-Ranicki angebracht, jedoch ich bleibe lieber bei der Wahrheit und nenne mich Noch-ein-Anonymer, bin nicht so für Größenwahn.
      Was Ihren Nick angeht, finde ich ihn nicht so passend, Lieschen Müller wäre tatsächlich besser gewesen, so als Groopie.
      Eine Göttin der Wahrheit antwortet zum Beispiel auf die Frage, ob sie Herbst sei, ganz schlicht:
      Nein, ich bin nicht Herbst.
      Sie eiern jedoch rum, wenn ich Herbst wäre, würde ich als Herbst posten und so … nun, man kennt diese Ausweicher(innen) auf einfache Fragen nur zu gut. Meist lügen sie.
      Gut, anonym bleiben Sie auch weiterhin.
      Ich auch, aber ich sage, ich habe meine Gründe.

      Was ist nun ein großer Schriftsteller?
      Oben habe ich einen Link angegeben, wo man Meinungen wohl von Schülern findet, was ein guter Schriftsteller ist. Großer Schriftsteller geht bestimmt darüber hinaus, ein guter müsste er sein und sich Ruhm und Ehre erwerben weit über das eigene Land hinaus, und ein ganz großer müsste wohl über seinen Tod hinaus wirken.
      Das konnte selbst ein Reich-Ranicki nicht einschätzen.

      Es gibt sicherlich tausende Autoren in Deutschland, die sich für gute Schriftsteller halten, aber es nicht sind, in den meisten Fällen kennt sie niemand als der enge Fankreis, unter ihnen gibt es in Deutschland wohl zur Zeit nur einen, der sich für einen ganz großen Schriftsteller hält, man liest es im Blog hier.

      Bevor ein PHG sich wieder auskotzt, er ist bestimmt auch kein großer Schriftsteller, eher der Toilettenmann des Blogs.
      Das soll aber keine Beleidigung von Toilettenmännern sein, ich vermute, unter ihnen gibt es etliche gute Schriftsteller in diesem Schriftsteller Land, ohne dauernd andere zu beleidigen und auf die ganz große Anerkennung zu hoffen durch einen Literaturbetrieb, dem sie bei jeder Gelegenheit ihre Verachtung entgegen schleudern. Sorry, das musste jetzt sein.

      Mit den besten Wünschen für den Abend, ganz in Wahrheit.

      Eines möchte ich doch klar stellen, ich meine es nicht abwertend für einen Menschen, wenn er kein “großer Mensch” ist, solche Begriffe wie “gelebtes Leben” oder “ungelebtes Leben” sind für mich keine Einschätzungen für einern Menschen, ob er von mir aus wertvoll ist.

    8. Um in Ihrer Sprache zu sprechen, Noch-ein-Anonymer… … nein, ich bin nicht Herbst.
      Daß ein Konjunktivsatz nicht mit Eierei gleichzusetzen ist, möchte ich mit Ihnen nicht weiter erörtern.
      Ihre Anmaßung und eigene Hybris ist erstaunlich.
      “Groupies” ( ein Anglizismus, der Ihnen als Ranicki freilich orthographisch nicht geläufig sein muß), Toilettenmänner, Unterstellung von Lügen, Ausweichler (nicht jeder hat ein Anrecht auf Anonymität, wohl aber Sie!), das ist schon ein interessantes Karussell, das Sie da mit schiefen Tönen anleiern. Lesen Sie doch mal ein entspannendes Buch zu Toleranzfragen. Solche findet man in jeder Buchhandlung. Immerhin. Menschen sein lassen, ohne ihnen Schimpfnamen zu geben, wäre schon mal ein Anfang.

    9. PS: Die Schülermeinungen in Ihrem Link sind treffsicher und würd’ ich unterstreichen. Nur seh’ ich nicht den Widerspruch? Können Sie mir den aufzeigen am Beispiel ANH, nicht der Person, ich mein’, am Beispiel seines Werkes?

    10. @ @ Lieschen Müller

      ja, da habe ich Groupies falsch geschrieben, wem habe ich denn einen Schimpfnamen gegeben? Ist Scharlatan ein Schimpfname für Sie? Ich finde soiche Leute eher witzig.
      Was Toleranz gegen Anonyme wohl angeht, hatte ich bei Ihnen gefunden:

      “Wagen Sie alle das ebenso, die Sie hier Ihre Mäuler aufreißen, daß man vor fauligem Atem spucken möchte? Ich wette, keiner, der sich auf diesen Seiten so emotional und leidenschaftlich ereifert, hat nicht auch seine heimliche Hybris, seine Frustrationen, sein Ringen um Anerkennen, seinen Zorn, seinen Neid auf andere. Er schluckt es nur in seiner stillen Kammer hinunter, ersäuft es in Wein, kanalisiert es in Magengeschwüre.”

      Was ist das denn, ganz zu schweigen von den Auslassungen des PHGs?

      Ihren ersten Beitrag habe ich eigentlich lediglich mit dem Hinweis geantwortet, dass Sie doch selbst anonym posten.
      Übrigens habe ich keine Wut, keinen Zorn, noch sonst ähnliches im Bauch. Ich bin eigentlich ganz entspannt, smile. Meine angebliche Hybris ist eigentlich eine Unterstellung. Sie versuchen ein wenig weh zu tun, gelle. Aber wenn ich mich “emotional ereifere” klingt das ganz anders, sagt meine Freundin, lach

      Und wünsche weiterhin einen guten Abend

    11. Ruhe Ich fürchte, das wird ein Fass ohne Boden, worein ich mich ungern ergiesse. Ich gratuliere Ihrer Freundin zu deren Toleranzvermögen, wenn sie sich Ihrem wirklichen emotionalen Eifer aussetzen darf und trinke ein gutes Glas Rotwein. Dazu Shakespeare. Das brauch’ ich jetzt dringend. Gute Nacht.

    12. @ Lieschen Müller Ich habe zwei Bücher von ANH ausgelesen, ich habe jetzt die (gelöschte) Meinung eines Amazon-Lesers gelesen, und ich habe eine ungefähre Vorstellung davon, was moich erwarten würde, würde ich mir auch noch dieses Buch vornehmen. ich habe hier Ausschnitte gelesen.
      Eine Meinung eines Schülers Kapaun:

      “Meine Meinung unterscheidet sich ein wenig von der der Feuilletons, die daran glauben, dass ein Autor dann besonders gut ist, wenn er sich intensiv mit seinem Bauchnabel befasst.

      Stattdessen ist es m.E. so, dass man eine Menge mehr oder weniger objektiver Kriterien finden kann, die alle auch durchaus richtig sind – aber trotzdem nichts über die Qualität eines Buches aussagen. Das, was ein Buch wirklich ausmacht, ist etwas schwer Fassbares, das ich einmal seine “Seele” nennen möchte. Eine der wenigen Gelegenheiten, wo das Wort wirklich angebracht ist.

      Die Seele eines Buches, das ist etwas, das sich aus Sprache und Atmosphäre, aus dem Gang der Geschichte zusammensetzt, der dazu einlädt, sich dazu zu hocken und dem Erzähler zu lauschen, bildlich gesprochen. Eigentlich ist ein Buch ein Bild, eine Malerei, nur eben mit Worten, und wer das als Autor verstanden hat, der schreibt unsterbliche Bücher…”

      Nach meiner Ansicht beschreibt ANH immer um seinen Bauchnabel, immer mit dem Duktus:

      “Jetzt werde ich euch mal zeigen, wie toll ich schreiben kann. ”

      Genau genommen interessiert ihn kein anderes Thema als sein eigenes Genie zu beweisen, wenn er vorliest, hat er einen fast beschwörenden Unterton wie ein Sektenprediger. Sie können mir nicht unterstellen, ich wüsste nichts von seinem Werk und schadroniere nur, aber ich habe eigentlich keine Lust darüber seitenlang mich auszulassen oder zu diskutieren. Sie haben hier gegen die Kommentatoren (anonym) gewettert, ich hatte nur geantwortet, sie haben immer weiter gefordert, nun lassen wir es gut sein.

      Warum soll man einen alten Lebenskünstler noch ändern wollen, er ist doch zufrieden mit sich, und für ihn sollte nur das zählen. aber wenn ich einst auf dem Sterbebett liege, wähle ich eine andere Lektüre. Da bin ich nicht gerade seine Schmeißfliege.

      Ich bin hier endgültig raus. Gute Nacht.

    13. @gast zu “gelöscht” & Gogolin Nein, ich habe die “kritische” Stimme n i c h t löschen lassen, könnte so etwas übrigens auch gar nicht. Wahrscheinlich hat der “Meiner” sie selbst wieder herausgenommen, als er merkte, welch ein Eigentor sie war.
      Prinzipiell lösche ich kritische Stimmen auch hier nur dann, wenn sie unter die Gürtellinie gehen und nichts mit dem zu Behandelnden selbst zu tun haben. Wie Sie lesen können, habe ich auch diesen ganzen Kommentarbaum stehen lassen. Was mich allerdings, es zu löschen, sehr juckt, ist der unanständige, ja >>>> miese Angriff auf PHG. Allein, daß er >>>> Calvinos Hotel geschrieben hat, macht ihn zu einem der vordersten europäischen Romanciers. Ich werde mich für diese Attacke auf meinen Sites bei Gogolin persönlich entschuldigen.

      Im übrigen, insgesamt, ist zu sagen, daß derartige Angriff gegenüber Literaten nichts Neues sind; man schaue sich nur die Angriffe an, die die Autoren des Dadas und des Surrealismus zu ertragen hatten. Auch hier stehe ich, und steht nun auch Gogolin, in einer durchaus ehrenhaften Traditionslinie.

    14. @Noch-ein-Anonymer Wo um Herrgöttinswillen nehmen Sie – oder nimmt der “Kapaun” – es her, daß meine Bücher nur um meinen Bauchnabel kreisten? Das völlig Gegenteil ist der Fall: Es wird i m m e r von anderen Personen erzählt, immer werden Figurenwelten erschaffen, ob diejenige Ansgars in den Orgelpfeifen, ob diejenige des – mir eigentlich hoch fremden – Buchhalters Dolfinger in dem nach ihm benamsten Buch, ob Achilles Borkenbrod und Ungefugger und Goltz in Thetis, ob Kingrs, Corinna Frieling und Hunderte andere in Argo, ob nun Lanmeister im Traumschiff. Woher dieser Vorwurf, woher dieser Eindruck? Womit belegen Sie dies? W e n n ich selbst auftauche, dann so gut wie immer in einer von außen gesehenen ironisierten, bisweilen sogar abfälligen Form.
      Mein Eindruck ist,m daß Sie vom Arbeisjournal her urteilen, das aber expressis verbis ein Autorendokument ist, eine Produktivitätsmitschrift; nur hier geht es – allenfalls – um mich.
      Mir geht dieser vorurteilige Vorwurf ziemlich auf die Nerven. Er ist schlichtweg dumm und wird auch nirgends von Ihnen zumindest belegt, geschweige bewiesen. – Wiederum zur Löschung bei amazon habe ich eben schon >>>> dort geschrieben. Es ist typisch, daß auch sie wieder mir angelastet wird. Dabei wäre es ein leichtes zu erfahren, daß ein Autor solche Löschungen gar nicht selbst vornehmen kann. Noch einmal: Ich halte diese Löschung für falsch, weil sie eine Art Geschichtsschönung, ja -klitterung ist.

    15. Ich melde mich noch mal Vielleicht liegt es daran, dass alles nur in einer Sprache geschrieben ist, die Charakterisierung der Personen durch die Sprache bleibt völlig aus. Es immer Ihre pathetische Sprache, in der gelöschten Rezi las ich auch diesen Vorwurf, also immer die Person ANH, die da erzählt. Vielleicht daher der Bauchnabelvorwurf, der ja in Kapauns Beitrag vor etlichen Jahren gar nicht Ihnen galt, sondern allgemein gehalten war.

      Ich lese gerade Martin Walsers Buch “Ein sterbender Mann”. Ihm gelingt es in den Briefen unterschiedliche Sprachen zu zeigen, um unterschiedliche Menschen zu charakterisieren, auch sehr ironisch, fast spottend über den Kulturbetrieb und den Darstellern dort. Nun ja, das ist vielleicht auch nur mein persönlicher Geschmack. Ich glaube auch nicht, dass sich Martin Walser für ein Genie hält. Mit dieser Erwartung geht tda doch auch kein Leser heran.
      Vielleicht servieren Ihre Fans und nicht nur Sie selbst, da dem Leser eine Behauptung aufs Tablett, wo er sich anschließend getäuscht sieht.
      Wie heißt es? Man spürt die Absicht und ist verstimmt.

      Aber zu dem Vorwurf der Löschung. Es kann auch sein, dass der Kommentator nicht die Richtlinien von Amazon eingehalten hat, und dazu gehört ganz einfach bei der Firma, dass man das Buch auch gekauft haben muss. Das überprüfen sie, und wenn nicht , löschen sie.

      Danke aber, dass Sie meine Bemerkungen offenbar nicht als einen persönlichen Angrfiff verstehen.

    16. Den Bauchnabel- Vorwurf kann ich bestätigen. Ich habe mir das Buch gekauft und auch gelesen. Mir wurde dabei klar, so nach dem ersten Drittel, dass ein falscher Ton drin ist, weil alle große Literatur vom Sterben handelt. Nur ist dieses Buch keine große Literatur. Weil es nun einmal Thomas Mann epochal gelungen ist, im Zauberberg auf eine einzigartige Weise das Thema mit einem Epochenbruch zu verknüpfen. Und den Tod des Vergil nun nochmal nachzuahmen – was bringts? Bei Broch ging es ja deshalb um die Sprache, weil die Figur Vergil selbst ein Dichter war. Meisterwerke- das gilt ja für Kafka ebenso wie für Pessoas Buchhalter – wo sie besonders meisterhaft sind, berichten immer von einer Reise und von der Würde der Vergänglichkeit. Deshalb wirkt es tatsächlich eitel und aufgesetzt, wenn ein Autor das Thema explizit ästhetisiert, statt es implizit mitschwingen zu lassen. Jeder kennt das alte Wort: Don’t tell. Show it. Der ganze Pessoa (sein Buchhalter) ist ein gewaltiger Sterberoman, ohne dass vordergründig gesiecht oder gestorben würde bei ihm. Und es ist ein gewaltiger Reiseroman, ohne dass viel von Schiffen die Rede ist. Es wird auch nichts verklärt. Weil das ganze Leben immer ein Sterben und Reisen ist. Darin zeigt sich Meisterschaft. Beim Traumschiff beginnt aber das Sterben erst am Ende einer Biografie als ästhetisiertes Phänomen einzusetzen und das empfinde ich als flach. Bei Kafka, Pessoa oder Proust stirbt der Mensch immer schon solange er lebt. Zudem wird einem mit dem Holzhammer anstatt mit der Feder klar gemacht, das Vergänglichkeit und Sterben ein Vorgang des “Bewusstseins” oder “im Bewusstsein” ist. Holzhammer statt Feder. Eitel Bauchnabel. Als Leser konnte ich auch keine Utopie eines würdigen Sterbens entdecken, weil das schönste und würdigste Sterben der gemeinsame Liebestod ist, wie zum Beipiel im Sommernachtstraum oder in vielen Erzählungen, in denen Liebespaare gemeinsam sterben. Das ist die Utopie eines würdigen Sterbens. Oder wenn einer wirklich FÜR eine Sache stirbt, FÜR eine Liebe, das wäre die wahre Utopie.

    17. Er liebt halt sein Pathos und meint dieses verwissenschaftlichen zu können.
      Ersteres ist persönlicher Geschmack – letzteres ist schwierig, wenn nicht unmöglich,
      zumal sich die Zeiten von DADA über Frankfurter Schule sicherlich zumindest peripher veränderten – was haben Internet und diese kleinen Smartphone-Viecherchen nicht schon alles simplifiziert – wo ehedem spezielles wie lexikalisches Wissen personalverortet gefragt, da nun google & wiki &c meist gründlicher, stets erreichbar & an keine voice + body mehr gebunden.

      @ Anonymuse

      Für wen oder was hätte Lanmeister sterben sollen ?

      Für Lemmy, für Bowie oder aktuellst für Willemsen ?

    18. ät Cold Exakt, der weltgewandte, polylinguale, universalitätserheischende, hochgebildete und höherkultivierte Mann taugt heutzutage eben nur noch als edles Betthäschen für halbgebildete und vierteleingebildete Schwärme

      Vogel im Käfig : flieg !

    19. Die Idee, Anonymuse, … … FÜR etwas zu sterben, halte ich nicht für poetisch und würdevoll, sondern für den zutiefst verlogenen Ausdruck ultimativer Lebens- und damit auch Liebesverachtung. Einer klerikalfaschistischen vor allem. Und einer von Leuten, deren Herz zum Leben zu klein, zum Lieben zu blutarm und zum schönen Sterben dann aber leider doch zu feige ist.

      Und was soll man angesichts der unerbittlichen Grausamkeit, die sich zettbe bei Romeo & Julia ausbreitet noch dazu sagen, wenn jemand ausgerechnet das als schöne Utopie bejubelt? Außer vielleicht, wär man Wiener: «Geh stëabm!»

    20. und vor allem@Anonymuse & brsma: Jeder und jedem, die und der in einem Hospiz sterben, wird damit ein würdiger Tod von vornherein versagt? Was sind das für M e n s c h e n, die so etwas vertreten? Wie inhuman, wie kläglich, wie gemüthlos!
      Es ist dies alles nicht zu fassen, der gesamte Kommentarstrang glüht von der (Kleinbürger)Lust am Elend anderer. Als wären wir seelisch nicht einen einzigen Schritt weitergekommen.

  4. Schärfe kann eine Diskussion in Gang bringen. Aber die gehässige Strömung, die sich hier wie Schlamm ausbreitet, macht jeden Austausch zunichte. Ich hab’ noch nie verstanden, weshalb Leute offensichtlich so eine Lust daran finden, sich auf jemanden einzuschießen – schon gar, wenn sie nicht persönlich angegriffen wurden.
    Ja, der Autor agiert und reagiert oft scharf. Zuspitzend. Aber die Lust mancher Kommentator:innen, ihn für das, wofür er künstlerisch steht und eintritt, in der hier zu lesenden Form zu attackieren, ist nicht scharf. Sondern mies.

    Das Traumschiff, übrigens, ist ein wunderbares Buch. Ein poetisches und inniges. Da ist nichts zu spüren von Scharfzüngigkeit. Nur ein langsames, bildgewaltiges Ausdehnen in eine Sphäre, die – so ging es mir beim Lesen – immer lebendiger wird, während der Körper des Erzählers an Leben verliert. Eine zärtliche, strömende Lektüre. Gelegentlich auch hart. Aber nie, nie gehässig.

    1. Die Leute wollen Alban doch nur aus seiner polyamorisierten Exklusivität heraus helfen, die sich nur noch an Betthäschen ( egal welcher Provenience, Couleur ) stillt
      und laputz Beobachtungen + Austernschlürferei

      Was sagte nicht Bloch, Ernst : Es geht um’s Brot und schlürfte Champagner und schon hatten wir den Salonrevo, der die TAZ nicht wähnen konnte, durfte

    2. sorry – aber wöre ick verleger, ich hätte w-lanmeister niemals draus gemacht und auch nicht sascha traumdeuter ( im detail ) und det halte icke für intellij(g)enz, ungefugger und goltz ist doch echt begnadet, ick hoffe det vasteht keena.

      wäre ich überhaupt fähig mehr als hundert seiten zu schreiben, so wäre ich mir selbst um so misstrauischer ( meines werkvorhabens ) – ja gut ich bin theoretisch kaum zu schlagen ( was niemand erinnern muss als paralipse )

      hey joe, why YOU did that ugly things in the times of ugliness ?

    3. er wollte dirigieren und sass noch nicht mal im graben eines orchesters – er war zuhörer … beihörer … mithörer … mitleidender in effigie

    4. sich den adonis hereinholen auf 150 cm körpergrösse, weiss nicht ob das “positiv” oder “negativ” checkt.

      lach

    5. ya gut er wollte die “punkerin” an der nase gezogen haben – das war ein statement – die frau punkerin und die crackdealer am schulhof ( crack rauchen ist teuer siehe liedermacher etabliert / wiili ) wo st die gun, alban, die nichtnazionale, nicht gleich gruppierte gun hinsichtlich libanon, syrien, türkei und kiffern ?

      sie spielen gerne mit anonymen menschärgeredichnichtfiguren und wollen gewinnen.

      das ist eben nicht nur durchschaut ( intellektuell ) sondern durchfühlt ( wenigerintellektuell )

    6. du ich wohne am stutti und was du da schilderst – zu deinen gunsten – ist erfunden.
      du meinst echt, dass du dein schickasal herumbinden kannst an erweiterungen, die dich insofern tangieren, insofern du bleibst.

      ich denke nicht dass du bliebst, und ich denke nicht dass ich dich suche dort und da und da wo du bist, zu sein scheinst, lass dich nicht mit mir ein, du verlierst.

    7. Einige Kommentare gelöscht. Es geht nicht an, daß andere Menschen als ich hier namentlich diffamiert werden; tut Ihr’s mit mir, dann bitte: Tobt Euch aus. Ich selbst kann (und muß, aus Gründen des ästhetischen Konzepts) es tragen. Aber daß Menschen mit niedergemacht werden, die meine Partei ergreifen, kann nicht toleriert sein. Im übrigen geht Euren fachistoiden Tendenzen ruhig nach, is’ ja alles anonym, schadet Euch nicht – ist aber ein Spiegel der gegenwärtigen gesellschaftlichen Dynamiken. Ich werde darauf morgen speziell eingehen.
      Die Dschungel ist nicht nur ein Kunstprojekt, sondern vor allem – politisch. Und damit ein Ort des Widerstands. Man wird eines Tages sehr genau zu lesen wissen, wo die Angepaßten und Mitläufer waren und sind und auch, wo die psychisch Erkrankten.
      ANH

    8. @nervenbündel zum Widerstand. Was in der Kunst ist, ist Widerstand. Wird sie im Netz, dann dort auch. Im übrigen hat gerade das Netz gezeigt, was an Widerstand möglich ist und wie er sich verbreiten kann; genau deshalb zensieren Diktaturen es.
      Sie reden Unfug.

      (Noch ein Unfug mehr, und ich deaktiviere vorübergehend die Kommentarfunktion.)

    9. @uglinee Meine kreative Produktivkraft macht Sie rasend; Sie haben ein Problem, nicht ich.
      Es steht aber da, schaun Sie hinauf! Sie können es nicht ändern. Schmähen können Sie’s, ja, wie man merkt, und diffamieren, was das Zeug hält – aber nicht ändern.

    10. wenn twoday morgen den eigenen servern den saft abdreht, ist es mit dem widerstand vorbei. wikileaks z.b. wäre aber ohne weiteres auch ohne das netz möglich.

    11. Wie d u m m kann jemand sein! Lesen Sie bitte mal, @nervenbündel, Donna Harraway. Kaum ein westliches Krankenhaus kommt mehr ohne das Netz aus, so gut wie kein Großkonzern… Es ist nötig, sich in der Kunst des Netzes zu bemächtigen, sonst geht sie nämlich in der Tat an der Realität völlig vorbei.
      Muß das wirklich noch diskutiert werden? Ich fasse es nicht.

    12. kann alles wieder zurückgerollt werden, ist nur infrastruktur, im großen wie im kleinen. in ägypten und syrien wurde das beispielsweise, wenn auch nur temporär, getan, die haben das netz einfach ausgeschaltet. ich rate ihnen dringend zur lektüre von ”the net delusion” von evgeny morozov. (oder gehn sie wieder in ihre bescheidene facebookkindergartengruppe zurück, sie armer ahnungsloser). (nicht nötig die comments abzuschalten, werde mich hier nicht mehr betätigen, keine lust, mich herabwürdigen zu lassen).

    13. @nervenbündel Herabwürdigen tun Sie sich schon ganz selbst. Und klar kann das Netz abgeschaltet werden; ebenso wurden (und werden derzeit auch wieder) Kunstwerke vernichtet, verboten, Künstler weggesperrt usw. Alles möglich. Das heißt aber nicht, daß es erstens nicht Kunst war, was sie schufen und schaffen, und zweitens nicht, daß diese Kunst nicht Widerstand sei. Sondern ganz im Gegenteil. Genaun deshalb wird sie ja verboten.
      Die Alternative ist also: keine Kunst mehr zu schaffen? Wer ist hier ahnungslos?
      Und bitte, es ist nicht “meine” Facebookgruppe. Ich weiß nicht, wieso Sie mir das nun schon abermals unterstellen. Ich nutze Facebook überhaupt nicht zu Diskussionen, habe mich sogar schroff dagegengestellt und deshalb schon befreundete Bekannte verloren.
      Aber ich kann eh tun, was ich will: Es wird wider mich ausgelegt werden. Auch das eine so alte Dynamik, daß es mir zum Kotzen ist.

    14. Ich habe das Traumschiff gelesen. Es hat mir nicht gefallen. Ich mag die altbackene Sprache nicht. Ich mag den Stil nicht, den alle Figuren haben, es ist ausnahmslos der Stil des Autors, sie haben keine eigene Seele. Das gestelzte Predigen, das Sendungsbewusstsein, es stößt mich ab.
      Haben Sie es bemerkt: Ich rezensiere nicht, ich bewerte nicht, ich habe meine eigene Meinung. Ich bin auch kein Stalker oder Mobber, will dem Autor nichts Böses. Ich mag nur sein Buch nicht. Der Blog hier ist hingegen amüsant. Phallstudien.

      Und was erwartet mich jetzt? Horden, die mich angreifen? Löschung gar? Weil ich nicht lobhudele? Beschimpfungen seitens des Autors, weil ich eine Schweißfliege bin?

    15. Anonyme “Meinungen” sind prinzipiell denunziativ. Zur “Meinung”, öffentlich geäußert, haben wir (nicht nur) in Deutschland die bittersten Erfahrungen.
      Nein, Sie müssen das Buch nicht mögen. Aber bevor Sie derartiges öffentlich unter einem persönlichen Angriffskommentarbaum äußern, bedenken Sie bitte, daß es eine politische Sorgfaltspflicht gibt; d.h. Sie müssen zumindest argumentieren.
      Im Taumschiff gibt es kein Sendungsbewußtsein, es wird auch nicht gepredigt, nirgendwo. Es ist der innere Monolog eines sterbenden Mannes, der überdies nicht mehr spricht. Logischerweise hat dann alles die Färbung, also auch Sprache, seiner Sicht. Übrigens ist es nicht meine Sprache, Sie müssen nur mit anderen Büchern vergleichen: etwa die Syntax, auch die Metaphorik.
      Nur hat es keinen Sinn, mein Buch zu verteidigen. Es haben andere >>>> anders gelesen; der (Link-)Hinweis möge genügen. Eines aber ist festzuhalten: eine publizierte Meinung ist nicht mehr persönliche Meinung. Wenn jemand der Meinung ist, daß Menschen anderer Hautfarbe niedriger stehen als die der eigenen, ist eben auch das eine Meinung; macht man derartiges öffentlich, hat es sich erstens zu begründen (dann kommt man zurecht in ein schweres Problem), und zweitens hat man dabei Gesicht zu zeigen: um nämlich für seine Meinung auch einzustehen. Jeder, der dies mißachtet, ist von vornherein im Unrecht.

    16. @brsma Wissen sie, ich glaube, dass Sie nicht so viel verstanden haben, von dem was ich sagte. Die Faschismuskeule rauszuholen, nur wenn mal jemand sagt, dass Für etwas sterben die wahre Utopie ist, halte ich für unqualifiziert. Oder für eine Liebe sterben, klerikalfaschistisch sei, Sie, brmsa, leben heute in einem Luxusleben hier in Mitteleuropa, weil Ihre Mütter und Großmütter in vergangenen Zeiten bei jeder Geburt ihr Leben riskiert haben. Andere haben ihr Leben gegeben bei der Invasion in der Normandie, Sie benutzen und prosperieren heute an Techniken, deren Gechichte auf etwas beruht, dass Sie offenbar nicht kennen: Hingabe. Auch des Lebens. Es kann sein, dass viele Menschen garnicht wissen, wofür sie leben und deshalb nicht wissen wofür sie sterben, es kan sein, dass Menschen auch instrumantalisiert werden, das ist möglich. Dass viele Menschen heute in Hospizen sterben, vielleicht einsam, ist schlimm genug. Aber anstatt nun dieses Thema einmal innerhalb einer Erzählung aufzugreifen, und in ein wahres Spannungsmoment zu stellen, in dem jemand sich die schmerzhafte Frage stellt, wofür er eigentlich stirbt, werden eitle Literaturhäppchen-Anleihen ausgegeben ala Mann oder Broch. Das ist Literatenbauchnabel.

    17. “eitle Literaturhäppchen-Anleihen à la Mann oder Broch”: Nett.
      Jetzt wissen wir die Richtung.

      (in dem jemand sich die schmerzhafte Frage stellt, wofür er eigentlich stirbt:
      Genau dies tut Herr Lanmeister, und er formuliert es so auch. Interessant, wie so etwas (bewußt?) überlesen wird. Vielleicht aber kommen wir jetzt wirklich einmal zu einer Diskussion des Buches.)

    18. @Anonymuse Wenn Sie eigentlich etwas anderes meinen, als das was Sie geschrieben haben, dann müssen Sie das schon kommunizieren. Aber deswegen schlagen Sie ja jetzt auch armrudernd Volten. :-p

      Sein Leben zu *riskieren* zugunsten eines anderen Lebens, das man noch über das eigene stellt, für ein Leben das man für schützenswerter hält als das eigene und für das man im Fall seiner Kinder auch *verantwortlich* ist, ist so oder so etwas völlig anderes. Denn dabei geht es eben genau NICHT darum, zu sterben, sondern Leben, wenigstens das des anderen zu *ermöglichen*. Nichts könnte von dem erbärmlichen Liebestod-Romantizismus Ihres ersten Kommentars weiter entfernt sein. Nichts könnte weiter entfernt sein von Ihrer depressiv-narzisstischen Auffassung des Lebens als einem Sterben von Anfang an. Gerade für eine Liebe LEBT man, mit jeder Körperfaser, mit jedem Herzschlag, mit jedem Feuern der Neuronen. Egal ob hier im hochprivilegierten Speckgürtel der Welt oder dort, wo die Menschen Tag für Tag gezwungen sind, widrigsten Bedingungen ihre bloße Existenz abzuringen.

      Meine Wertschätzung von Pessoa und anderen solitären Melancholikern wie Walser – notabene nicht der Altherrenliteratendarsteller sondern der Dichter: Robert nämlich – tut dabei übrigens nichts zur Sache. Denen mangelt es interessanterweise allerdings auch auffällig an dem, was sich hier in einigen Kommentaren ergießt: an der Verächtlichkeit der Wichtel und dem *Ennui* der Saturierten.

      PS: selbst bei Philemon und Baukis ist der gemeinsame Wunsch, den anderen nicht zu überdauern im Prinzip nur der beiderseitigen Angst vor dem Verlustschmerz – notabene: am Ende eines *langen erfüllten Lebens* – geschuldet (und der hoffenden Vorstellung eines vereinigenden Jenseits). Das ist nachvollziehbar, berührend, zutiefst menschlich. Und in gewisser Hinsicht zumindest äin Ansätzen eine interessante Abkehr von antiken Vorstellungen. Taugt aber ebenfalls kein bisschen als Utopie eines «Sterbens FÜR…».

    19. @brsma Tut mir leid, aber die krönende Utopie des Sterbens ist nun einmal, dass man bewusst für etwas stirbt, irgendetwas, worauf man stolz sein kann. Und auch der gemeinsame Liebestot ist natürlich nur die Hochform einer Metapher dass große Liebe eben nicht gelebt wird sondern gemeinsam gestorben wird. Auch diese große Liebe mag eine Utopie bleiben und selten erreicht aber als Utopie bleibt sie berechtigt.
      Ihre Antwort wirkt darüber hinaus wie auswendig gelernt oder wie aus einer Hochglanzillustrierten mit dem Titel “Intensiver Leben” – damit ist Ihre Weltauffassung und Ihr Sprachzugang so hochglanzpoliert und so edelperfektvoll des intensiven Lebensblutes wie ein GQ-Magazin. Ihre Rede riecht so echt nach intensivem Lieben und Leben wie ein Loft, dass man sich mit den neuestem Markenmöbelworten eingerichtet hat. Aber zu Ihren Argumenten: Ihre “Wertschätzung” für Pessoa oder Robert Walser in allen Ehren, aber es ist eben eine “Wertschätzung” und damit sind sie ein ganz guter Gegenwartsmensch, aber von Literaturdiskussionen sollten Sie sich fernhalten. Wahrscheinlich “wertschätzen” sie alles mögliche. Eine Liebe lebt man nicht, eine Liebe stirbt man, aber von einer solchen Liebe lese ich im Traumschiff nichts. Deshalb wird hier auch nicht gestorben, eher nur irgendwie geschrieben. Man kann auch einen eher durchschnittlichen und unspektakulären Helden zum Passagier eines solchen Motiv-Schiffs machen, – was war dieser Held Gregor – ein Schlitzohr, ein undurchsichtiger Unternehmer, Vergewaltigungskind? Vielleicht früher mal ein etwas korrupter Geschäfts-Haudegen? Oder ein eher unengagierter Vater und Ehemann? Bitteschön. Aber solche Menschen würden ganz anders sprechen und reden. Dann darf die Sprache, die ja dann seine eigene Sprache ist, nicht in eitelfalsch poetisierenden Stilblumen schwelgen oder sich an literarzitatischem Edeltrödel wie Feenseenschwalbe oder 144-Steine Brettspiel die Grammatik wärmen. Also ist der Held des Buches nur eine Pappfigur innerhalb einer Kulisse, die dem Autor als Ausstellungsraum dient. Er ist und war nie ein Mittelstandunternhemer. So ging es mir als Leser. Ich kann zwischen einem durchschnittlich heruntergekommenen Geschäftsmann in falscher Edelsprache und sagen wir mal einer Frau Iltis unterscheiden, so wie es Thomas Mann gekonnt hat – aber in diesem Buch spricht ein mental abgehalfterte Geschäftsmann die falsche Edeltrödelsprache eines geborgten Literaturtons.

    20. @ Anonymuse Sie scheinen mir eine Vorliebe dafür zu haben, Leute in Schubladen zu stecken. Eine ziemliche Anmaßung, einemKommentator (brsma), der in intelligenten Sätzen und sicher im Umgang mit der deutschen Sprache zu argumentieren versteht, auch eine gewisse literarische Bildung deutlich zu haben scheint, die Fernhaltung von Literaturdiskussionen zu empfehlen, wenn man sich im Gegenzug Ihren Umgang mit Sprache, Grammatik, Rechtschreibung, Hintergrundwissen und überzeugender Argumentation vor Augen führt.
      “Die krönende Utopie des Sterbens ist nun einmal, daß man bewußt für etwas stirbt”
      Sagt wer? Gott? Ist das allgemeingültig? Oder vielleicht einfach eine Meinung, Ihre Meinung, die dann auch etwas vorsichtiger formuliert werden darf.
      Und auch “Hochform der Metapher von der großen Liebe, die nicht gelebt, sondern gemeinsam gestorben wird”… hm, hm. Eine interessante Formulierung. Große Liebe wird gemeinsam gestorben, was aber wiederum die Hochform der Metapher für den Begriff “gemeinsamer Liebestod” ist.
      Ein Fremdwort macht noch keinen sinnvollen Satz, fällt mir hier nur ein. Zum Glück sagen Sie es ja hinterher einfacher: Eine Liebe stirbt man.
      Eine große Behauptung.
      Warum?
      Würde mich ehrlich interessieren.
      Zum “Traumschiff” und dem Umgang mit Sprache und sozialem Sprachgestus, möchte ich Sie etwas fragen:
      Träumen Sie umgangssprachlich?
      Sind Ihre Bilder im Traum in Ihrer Alltagssprache formuliert?
      Ist Goethes Sprachgewalt zulässig, wenn er dem Wahnsinn eines einfachen Mädchens im Kerker (Gretchen) damit Ausdruck verleiht? Dürfte nach Ihrer Theorie Gretchen in solcher Verzweiflung noch sprechen können und dann noch so geschliffen, im Versmaß gar?
      Natürlich darf Goethe sie sprechen lassen, sonst erführen wir ihr Inneres nicht. In dem Moment nimmt der Autor eine mittelnde Position ein.
      Bei Goethe stellte das niemand in Frage. Oder? Sie?
      Aber ein heutiger Autor darf sich nicht bestimmter ästhetischer Formen bedienen?
      Oder wie? Erklären Sie mir das. Bitte.

    21. @anonymuse
      Gerade die Stellen, die Sie hier ansprechen, las ich als gefühlsduselige Schwärmerei, die gut zu den Ausbrüchen und plötzlichen Aversionen gegen den Hoteldirektor, diesen Dr. … (Komme gerade nicht auf seinen Namen) passten. Diese Hochs und Tiefs, die den im Zustand zunehmender Demenz befindlichen Lanmeister erst plausibel machen.

    22. zum Thema Der große Meister Goethe hat einen Theatertext geschrieben, in einer Zeit, in der Text-Gestaltung und Sprache dem Umstand angepasst waren, von einer Bühne gesprochen, Handlung und Emotionen zu pointieren und so zu dichten, weil Bühnensprache für den Zuschauer gemacht ist. Sie soll keine Figur charakterisieren. Die Dramensprache für die Bühne ist ein ganz anderes Thema und tut hier nichts zur Sache.
      Es ist so. Der Roman hat ein sehr gutes Ausgangsmotiv. Diese Kreuzfahrtschiffe. Und jeder weiß, dass auf diesen Schiffen doch zum überwiegenden Teil ältere Leute mitreisen, zum Teil internationaler Herkunft. Auch, dass der Autor seinen Helden in einem Zwischenreich reisen lässt, wo man nicht genau weiß, ob er vielleicht einfach nur in einem Pflegeheim ist. Das ist ein schmerzliches und zugleich sehr großes Motiv. Aber der Autor verschludert es. Es tun sich alle Möglichkeiten auf. Er hätte einen Epochenroman schreiben können. Er hätte die Menschen, die er träumt oder denen er begegnet, in die europäische Geschichte einordnen können. Zum Beispiel einen Normandie-Veteranen, zum Beispiel einen russischen Kriegsteilnehmer, dann wäre das Vergewaltigungsmotiv zusammen mit einem Kriegsmotiv europäisch epochal geworden. Alte Menschen mit gelebten Biografien, mit Fragen, mit Lügen, mit Lebenslügen und Lebenswahrheiten. Die Frage, warum er eigentlich auf die Welt kam, (gewaltsam) wie er gelebt hat und so weiter hätte sich mit der Veteranengeschichte einer anderen Figur spiegeln können, die schon einmal dem Tode sehr nahe war. Das hätte man ebenso mit Komik oder mit Tragik aufladen können. Das wäre die Chance der Traumkonstruktion gewesen. Diehochkonzentrierte Versammlung von gelebtem Leben, auf solchen Schiffen. (Oder in Pflegeheimen) Dafür, dass hier ein Traum imaginiert wird, wäre alles möglich gewesen. Der Autor hätte sogar plausibel machen können, dass er sich plötzlich in den Träumen eines anderen Passagier befindet. Oder sogar in deren Erinnerungen. Aber das Motiv wurde verschludert. Alles bleibt oberflächlich. Alle Menschen, denen er begegnet, bleiben blass und wirken wie Staffage. Und was die Traumsprache betrifft, ich kenne niemand, der in seinen Träumen sprachlich träumt. Man träumt Bilder oder Geschehen, die man hinterher zumeist unbeholfen, wenn überhaupt sprachlich erinnert.
      Das alles hätte sein können, und ebenso leicht und tief gestaltet werden können, auch wenn ich hier als Kritikerin so eine typische Hätte Wenn und Aber Figur abgebe, muss ich sagen, ich bin gerdezu schmerzlich erschüttert, wie ein Autor die Größe seines Ausgangsmotivs nicht erkennt und deshalb verschludert an die eindimensionale Erzählung von jemanden, der ein wenig tattert, der ein wenig dämmert und stottert und sich oberflächlich in eine ukrainische Pianistin verguckt. Und das alles noch in einer – meiner persönlichen Meinung nach – zum Charakter nicht passenden Sprache.

    23. Ach, @anonymuse Ich denke nicht, dass ich mich weiterhin auf Ihr apodiktisch aufgeblasenes ad-hominem-Palaver einlassen möchte, dafür ist mir meine Zeit zu kostbar und die Potenz Ihrer Argumente im Gegensatz zu Ihren Ressentiments zu homöopathisch. Wenn man sich auf diese Art Freunde macht, möchte ich die Ihren nicht haben.

      Oder kürzer, mit Robert Walser: «Niemand ist berechtigt, sich mir gegenüber zu benehmen, als kennte er mich.»

      Voilà.

    24. @Anonymuse zu den Argumenten.

      (Ich antworte erst jetztt, weil ich seit gestern früh
      nicht mehr ins Netz kam; auch jetzt habe ich nur
      wenig Zeit, bin noch auf dem Land, werde abends
      erst fahren.)

      Sie haben recht. Alles dies, was Ihnen fehlt, hätte ich machen können, gar keine Frage. Falsch ist, daß ich es nicht gesehen hätte. Aber es – gerade dies – interessiert(e) mich nicht. Den Epochenroman habe ich mit Anderswelt vorgelegt; ein Autor, der auf sich hält, vermeidet Wiederholungen – weil sie Masche würden.
      Des weiteren irren Sie und irren sich nicht: Lanmeisters Sprache im Traumschiff soll nicht die Person Lanmeisters, die er “im Leben” gewesen ist, charakterisieren, sondern sie charakterisiert die Person Lanmeister, die er als Schweigender ist und zunehmend wird, je näher er seinem Tod kommt. Nur deshalb auch entwickelt er Gefühle, die er zuvor nie zugelassen hat und, wie seine Geschichte zeigt, zulassen nicht konnte. Daß dies geschieht, können Sie gerne als Wunder ansehen, aufgrund einer Art Erscheinung, die ihm bringt, was er dann – von mir aus mit Absicht unscharf gefaßt – “Bewußtsein” nennt. Es geschieht ihm erstmal in Barcelona, und fortan nehmen die Erscheinungen zu, die nicht grundlos alle religiös fundiert sind.
      Es handelt sich bei Traumschiff nicht um einen realistischen Roman; wenn Sie solch einen erwarteten, ist dies das falsche Buch. Es wäre im übrigen einfach gewesen, einen solchen zu schreiben. Aber das, was ich hier das Utopische nenne, ist gerade, daß Lanmeister zu einer Sprache findet, die er soziobiografisch eigentlich nicht haben kann. Wer das nicht akzeptieren möchte, als künstlerische Vereinbarung, wer also realistische Konzepte lesen will, kann mit Traumschiff nicht wahmwerden. Es ist, als riefen Sie in Mozarts Notte: Aber jeder sieht den Cherubino doch! wenn alle übereins kommen, damit die Geschichte funktioniert, daß man ihn eben nicht sieht. Eine übrigens sehr einfache Form der Spielverderberei. Jedenfalls daß Lanmeister zunehmend sensibel wird, ist genau von diesem “Wunder” der Sprachfindung abhängig. Mit ihm beginnt die Erzählung des Romans (“Ich habe es seit Barcelona”) und beginnt mit dem, sagen wir, Engel, der “die Botschaft” überbringt – er erscheint nicht grundlos in Begleitung einer Walküre.
      Soviel dazu. Es gab in der Geschichte der Literatur immer wieder Personen, die eine nicht ihren Determinanten entsprechende Sprache sprachen, und es wird sie immer wieder geben. Ich entschied mich, sie in einer Person wie Lanmeister zur Welt kommen zu lassen, weil ich eben nicht einen Intellektuellen und/oder Gebildeten und auch nicht einen “guten Menschen” zur Handlungsperson machen wollte; es wäre mir anders billig erschienen.
      Ebensowenig möchte ich, daß die Schicksale meiner Figuren zu Allegorien werden und das Leiden der Figur dadurch ein abstraktes – wie Ihr Vorschlag nahelegt. Und ich will mich nicht, wie Thomas Mann im Falle Frau Igels tat, über meine Figuren erheben. Dennoch ist Lanmeisters Sprache in keiner Weise meiner, sondern ich muß geradezu sagen, daß sie sich aus ihm – während ich schrieb – herausentwickelt hat; meine Lektorin sprach immer wieder von einem “Lanmeister-Sound”.
      Es ist übrigens gar nicht heraus, daß das Buch einen Traum imaginiert – schon deshalb nicht, weil die Beschreibungen der Orte und Gegenstände ausgesprochen realistisch sind; ich habe die Fahrt ja nicht grundlos selbst gemacht. Für ein allegorisch zu verstehendes Buch wäre das nicht nötig gewesen. Vielmehr spielt das Buch selbst in einem Grenzbereich, sagen wir unscharfen Raum. Und darüber hinaus kann niemand von uns mit Gewißheit sagen, was in einer Person wie Lanmeister, zumal sie schweigt, eigentlich vor sich geht. Wir wissen ihre tatsächliche Sprache nicht, können allenfalls aus medizinischen, im weiten Sinn elektronisch ermittelten Daten spekulieren und aus (ausbleibenden) Reaktionen. Also wir nehmen an, daß solche Personen gar nicht mehr gegenwärtig sind. Wir sagen: Wenn die Hirnströme das und das indizieren, ist es auch so. Hier sagt das Buch ebenso Nein!, wie es Bücher gibt, die aus der Sicht von Toten geschrieben wurden (und werden). Es ist genau dies der poetische Raum.
      Zum Abschluß ein Weiteres: Die unterlaufenden Motive im Buch hängen eng ineinander, sind miteinander handwerklich verfugt; die 144 Spielsteine hängen mit der Legende von Guf zusammen, diese mit den Psalmen wie mit Johannes 14, im Buch zitiert ebenfalls nicht grundlos von dem Moslem Samir. Und bei alledem wäre es mir unlauter erschienen, aus der Person Lanmeisters nichts als eine allegorische Puppe zu machen. Es ist nicht so, daß ein Autor seine Personen bewegen kann, wie er will; es ist vielmehr umgekehrt: Sie geben ihm vor, was er zu schreiben hat. Andernfalls wird das Buch schlecht. Mir ging es in meiner, gut, Utopie, nicht um eine Welterlösungs-, nicht einmal -erklärungsgeschichte, sondern schlichtweg um einen, dem in den letzten drei Wochen die Gnade zuteil wird, sich zu verändern. Daß dies “unrealistisch” sei, lasse ich gerne dahingestellt. Darüber hinaus ging es mir – und geht’s mir fast immer – um erfahrene Schönheit.

      Und finden Sie nicht selbst, daß der folgende Satz von Ihnen eine beklemmende Arroganz gegenüber alten Menschen verströmt?:

      die eindimensionale Erzählung von jemanden, der ein wenig tattert, der ein wenig dämmert und stottert und sich oberflächlich in eine ukrainische Pianistin verguckt.
    25. Warum unterscheiden Sie eigentlich noch zwischen realistischer und nichtrealistischer Literatur. Ich kenne nur ergreifende und nichtergreifende Bücher. Ist Ihr gutes Recht, zu sagen, Sie haben dieses oder jenes nicht gewollt, und vielleicht wollten Sie nur ein Kunstmärchen schreiben, in dem sich Wunder ereignen, aber mich lässt das alles seltsam kalt. Auch das nur eine (meine) Meinung. Wo sich Wunder ereignen, muss es vorher einen wunden Punkt in der Geschichte geben. Wo eine Gnade erscheint, muss vorher ein Grund gerichtet sein. Den lese ich nicht. Auch nicht in der Figur. Sein biografischer Hintergrund bleibt blässlich. Dass jemand alt ist und stirbt, macht allein noch keinen wunden Punkt für eine sprachlich geführte Literatur. Das Wunder bleibt behauptet. Auch nichtrealistische oder phantastische Literatur, was auch immer der Unterschied besagen soll, muss Figuren, Handlungen und Motive so in sich begründen, dass der nachfolgende Handlungsverlauf an einen wunden Punkt gebunden bleibt, den der Leser deutlich spürt. In Ihrer Antwort bemühen Sie schwere Wortgewichte wie Gnade oder Wunder, Cherubine, Bibelzitate, schwere Wortgewichte, christliche Wortgewichte die ohne Welterlösungsutopien oder Menschen, die FÜR eine Sache gestorben sind, nicht exisiteren würden. Aber diese, so sagen Sie, interessieren Sie nicht. Dafür handwerkliche Verfugungen oder eben ein Wunder. Eben deshalb gerät das, meiner Meinung nach, zu Edeltrödel. Sie bedienen sich aus mythischen Motivkreisen, wollen aber mit deren inneren Wesens-Gründen nichts zu tun haben. Ein nichtguter Mensch wird am Ende durch Todesnähe geläutert, gehört zu den gängigsten Motiven von Erzählung und ist damit zunächst keineswegs unbillig. Entweder hat die Figur sich nicht für Ihren Autor interessiert oder umgekehrt. Aber vielleicht verstehe ich nichts von Literatur und die Kritiken sind ja auch überwiegend freundlich. Also werden die Leser bald kommen.

    26. @Anonymuse, abschließend. Dazu muß ich, glaube ich, gar nichts mehr schreiben; Ihre Argumentation wiederlegt sich selbst in ihren ideologischen Vorannahmen. Ich denke auch deshalb, daß Sie bereits mit einem Ressentiment an die Lekture gegangen sind; insofern kann ich schreiben, was immer ich will, es wird Ihr Urteil nicht erreichen. Tatsächlich gibt es andere Menschen als Sie, die ganze Passagen dieses Romanes sogar lieben, wenn nicht sogar ihn ganz.
      Lassen wir es also dabei; letztendlich wird ohnedies die Literaturgeschichte entscheiden, ob Sie recht haben oder ich es habe oder ob keine/r von uns beiden.

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