III,28 – Singe den Zorn, o Göttin, des Peleiaden Achilleus

Frische Eindrücke über Filme, die man grad gesehen, sind, sofern sie besonders gewirkt haben, müßig, und jeder Kalauer über den Titel geschmacklos, wie bei dem Einen, dem nach dem Film ‘Hunger’ von Steve McQueen nur noch Pizza einfiel. Schade, daß die Akustik im diesmal gewählten Saal gleich um die Ecke fürs gesprochene Wort nicht sehr gut ist, denn es wurde die englische Originalversion gezeigt (also leicht irisch angehauchtes schnell gesprochenes Englisch), und die Untertitel zum zentralen Dialog verschwanden noch bevor man sie zu Ende gelesen. Zurück das Nachfüllen des Weinglases (Weinschlauch zwischen Unterarm und Brustkorb, um den letzten Rest herauszulocken (is’ aber noch ein voller da)). Die offen gelassenen Webseiten. Auf youtube ein Annibale Padovano, der automatisch auf einen Christopher Tye (Lawdes Deo) gefolgt war. Die Seite der >>> Nazione Indiana mit dem Beginn einer Neuübersetzung der Ilias von Daniele Ventre:
L’ira tu celebra, dea, del figlio di Pèleo, Achille,
devastatrice che inflisse agli Achei dolori infiniti,

Gerade über diese Internetzeitschrift, die ich irgendwann bei FB und mittlerweile per Newsletter abonniert hatte, war ich auf Daniele Ventre (Jahrgang 74, Lehrer für Griechisch und Latein in Neapel) aufmerksam geworden. Dauernd erschienen von ihm “isometrische” Übersetzungen griechischer und lateinischer Dichtung, die meinem Leseohr unheimlich schmeichelten. Also metrische Konsequenz, auch wenn mir die Kunst der Metrik abgeht, das Ohr indes… Und Neugier gebot vor nicht langer Zeit, seinen Roman in Versen ‘Verso Itaca’ zu bestellen (wovon ich auch nur erfahren, weil ich ihn irgendwann bei FB zum Freund erkoren, ohne ihn natürlich persönlich zu kennen). Heute angefangen. Es geht um Telègono, dem Sohn der Circe und des Odísseo (so dort), der sich auf die Suche nach dem Vater macht auf dessen Spuren, wie sie in der Odyssee beschrieben sind. Bin gespannt. Gleich zu Beginn ein Kleider-Ablegen, sich ins Meer stürzen, mit einer Hand rudern, in der anderen die Harpune, das Aufspüren eines riesigen Rochens mit giftigem Stachel, und listig wie sein Vater überwältigt er ihn. (Fast eine Reminiszenz zum Kampf mit dem Adler in D’Annunzios ‘Alcyone’). Aber seine Neuübersetzungen der Ilias und auch der Odyssee (!) werde ich wohl nicht lesen, weil ich mir da doch lieber meinen Voß bewahre. Wie könnte man eine solche Schranke beschreiben? Vielleicht, weil mit Voß eine Aneignung stattfand, die beim Lesen in einer anderen Sprache verloren ginge. Also sehr in einer MUTTER-sprachlichen Sphäre angesiedelt. Obwohl sich die beiden zitierten Verse wunderbar lesen lassen. – Keine übermäßige Arbeit fürs Wochenende. Besser so. Unten vorm Ostello schrubbte man den ganzen Nachmittag weiße angegilbte Plastikstühle dutzendweis’, bis es anfing heftig zu donnern und ich vorsichtshalber mein Modem strommäßig isolierte. Ein Regen sogleich direkt gegen die zum Platz gehenden Fensterscheiben, eindringendes Wasser, Lappen, Tücher auf die Fensterbank, Eimer und Wischtuch holen, denn das Wasser breitete sich auf dem Fußboden aus. Als es vorbei war, ein weißer Fleck Hagelkörner im Hof. Und nach wie vor ‘Hunger’-Bilder.

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