III,69 – 龙 [lóng]

Die Barockmusik (Torrelli) hatte dann doch keine Chance gestern abend, ich um so weniger, weil’s unten auf dem Platz anfing zu wuseln. Auch Nachbarschaftsgesichter darunter. Also gesellte ich mich, ob nun ‘mio malgrado’ oder nicht, spielte keine Rolle mehr. War dann einfach da. E. als professioneller Pop- und Jazzkonzertorganisator machte den DJ, und da seine Partnerin (ein allen Himmeln entgegenstehendes Wort (aber was soll’s, sie haben eine Tochter, die Luna heißt)), die wohl für die Logistik dieser Tanzwoche zuständig ist, eine Chilenin ist, ging’s sehr in lateinamerikanische Rhythmen. Anders als bei lokalen Platzveranstaltungen, bei denen die Leut’ um einen leeren Platz herumstehen und der Musik zuhören, bis etwa einer (“einer wie ich”) die Initiative ergreift und tänzelnd die Leere durchquert wie im letzten Jahr oder vor zwei Jahren, kam es gestern bald zu einem Tanzgewimmel, in dem auch “einer wie ich” sehr bald tanzend sich dem Untergang weihte. Zuweilen halt dieser Spaß. Hat seine Ursache in einsamen Abenden im Landhaus, wo ich mich tanzen sehen konnte im großen Fenster und es fast schon pflegte: ‘Io ballo da sola’. Zwar ist die Endung inkorrekt, aber nicht der Sinn dieses mit ihr in Pesaro gesehenen Films (recht muffig roch die Matratze in der Unterkunft dort). Mutatis mutandis. Irgendwann baute sich vor mir eine sehr kleine Chinesin auf, fing an Drachengesichter zu schneiden, sich auch dementsprechend zu bewegen, so daß ich mitspielte, ebenfalls Grimassen schnitt und selber versuchte, mich in entsprechenden Verrenkungen aufzubauen. Mich im nachhinein von außen zu beschauen, ist allemal müßig. Lachen mußt’ indessen ich auch beim Zerreißen heut’ meiner alten Karteikarten, als mir die Notiz unterlief “Peter Lang: Sonne, Mond und Sterne in der deutschen Literatur seit dem Mittelalter” (aus der ‘Zeit’ vom 13.8.81 notiert). Auf der Rückseite die Notiz: “PRACHT – scheinbarkeit, f.” Allerdings nicht von meiner Hand (nur soviel: aus Götzes frühneuhochdeutschem Wörterbuch). So in des Tages verregneter Schwebe bleibend…

III,68 <<<<

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahren Sie mehr darüber, wie Ihre Kommentardaten verarbeitet werden .