III,72 – Ihm blitzt ein ‘Lampus’

Jetzt wo ich vom Dom zurück bin: the beehive is empty, die wie üblich auf dem Platz unterm Fenster stehenden Autos. Es hatte aber noch den ganzen Tag gesummt. Im Dom eine Diskussion über unser liebes Europa, blieb aber nur so lange, bis die drei Teilnehmer (ein italienischer Imam aus Mailand, ein Philosoph, eine Philosophin, wegen der – wie ich hörte – die vier Carabinieri den Eingang bewachten, sie habe Morddrohungen erhalten, weil sie ein Buch gegen den Negationismus geschrieben) jeweils ihre einleitenden Vorträge gehalten. Der eine nahm sich des Themas ‘Grenzen’ an, der Imam sprach von ‘kulturellen Identitäten’, von denen Religion nicht zu trennen sei, sie griff das ein wenig auf, der laizistische Staat sei eben doch nur pseudo-laizistisch. Und daß man schließlich auch begreifen müsse, warum junge Leute sich den ‘Kriminellen’ (der Imam) anschließen. Tenor insgesamt: die Begrifflichkeiten stehen alle auf sehr tönernen Füßen. Und noch ein Weilchen vorm Dom geplaudert. Bevor ich hinunterging, wieder mal mit zwar kurzer aber doch standhafter Wonne ein Sich-Aufbauen vor der Landschaft im letzten Tageslicht. Und so war auch wieder die innere Angespanntheit des Tages verflogen, die kommt morgen von selbst wieder nach dem Weckerklingeln (wird nötig sein). Zwar dieses Wort notiert heute: ‘Schofelwelt’ (‘Aus des Teufels Papieren’ zu Beginn), aber es ist wohl doch nur die Nachrichtenwelt, die es mich aufschreiben ließ. Worauf auch die Philosophin in Bezug auf das etwas abseits gelegene Amelia anspielte. Vielleicht sollte ich, jetzt in eine andere Nachrichtenwelt tauchend, die der Lektüren nämlich (die immer auch die besseren Nachrichten von dieser Welt sind), mich in Anspielung auf Hasus mal für einen kurzen Moment Lampus (für den Bruchteil einer ‘Sekunde durch Hirn’) nennen: Hasus nent gar das Vergnügen Lagerobst, das nicht am Baume, sondern durch Liegen nach dem Pflükken milde wird. Der Poet und der Stoiker sind sich vielleicht nicht so unähnlich; ieder wirft sich aus der äussern Welt in seine eigne: nur daß der Poet der wirklichen Welt mehr seine schimmernde Täuschungen anmalt und der Stoiker hingegen ihr mehr ihre fürchterlichen abzieht; wenn man das erstere nicht mehr bleiben kan, so mus man der andere werden. (Jean Paul, ‘Ernsthafter Anhang von Eugenius’ zu ‘Faustins Nachlaß’).

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