III,92 – Er baumelt mit de Beene…

Das Thermometer im Arbeitszimmer ist allerdings ein hübscher Aufhänger: 20! Im Grunde das einzige, was einer Erwähnung wert ist. Also könnte das Tagebuch sich eigentlich schon jetzt aufhängen gehen. Wie ich auf das Wort aufhängen komme, gibt ein ‘weiß ich nicht’ vor, es nicht zu wissen, schaut auch sehr schnell nach Auswegen, etwa auf die Zettel, die herumliegen, der eine mit Nummern, denen eine Kreuz voraufgeht und in sechs von zehn Fällen ein Häkchen folgt, ein anderer als Gedächtnisstütze mit den Namen der 6 Auftraggeber, die z.T. bis Montag zu bedienen sind. Aber Assoziation und Erinnerung verhalten sich wie zwei Magneten, die sich abstoßen. Heißt nichts anderes, als ‘my dear beloved daddy’ oft die Angewohnheit hatte zu behaupten, es sei besser sich aufzuhängen. Auch meine ehemals Angetraute hatte so etwas, nur daß sie meinte, aus dem Fenster hüpfen sei eine Lösung, eine verschärfte Form des ebenfalls häufigen Ausdrucks: wär’ mir doch eine Dachziegel auf den Kopf gefallen, bevor ich das und das gemacht (che mi fosse cascata una tegola in testa). Es ließe sich also Folgendes postulieren: liebe Tagebuchschreiber, stecket zunächst das Thermometer unter den Arm, die Zahl wird’s dann schon hinbiegen, denn ein Ansteigen der Zahl heißt auch immer, sich im Vergleich zu gestern zu erhöhen und sei’s in der momentanen Vorstellung eines Galgenvogels, den zu beschreiben vielleicht doch eine gewisse Leichtigkeit bescheren mag, da ja nur noch die Vorstellung eines Tages vorherrscht, der als tatsächlich Aufgehenkter schwerlich zu beschreiben wäre. Das heißt, den Hasenrücken fleißig mit Speckstücken (Sprechstücken) zu spicken, damit er zart sich durch des Mundes Kaubewegungen in den Bolus verwandelt, den hinunterzuschlucken allemal ein Friedhofsgang, den die Geschmackserinnerung gern begleitet. Spät am Nachmittag hoppelte indes die Häsin, pardon Siope, Richtung Arbeitsplatz, ging aber, sobald ich zu sprechen anfing, vielleicht auch, weil ich mich halb aufrichtete. Ein “hm” und ein “gut so” gleichzeitig. Kein Ninno indes in der letzten Woche. Bin gespannt auf seine Entschuldigungen. Die Bilder aber, welche von den vorübergehenden Dingen in uns zurück bleiben, machen, daß sie etwas der Wirklichkeit Aehnliches bekommen. (Erfahrungsseelenkunde)

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3 thoughts on “III,92 – Er baumelt mit de Beene…

  1. “Bin gespannt”. Daß dieses, lieber Herr Lampe, dasteht, beruhigt. Und daß Siope nachschauen kommt. Dennoch befreitet mir die allmähliche Verwandlung in eine, bekam ich beim Lesen Ihrer vergangenen bis heutigen Nachrichten zunehmend den Eindruck, Übersetzungsmaschine etwas Sorgen. Ließe sich nicht dort und da auch einmal “Nein” sagen und ein, sagen wir, “stehendes Wochenende” kultivieren, das auch eine stehende Wochenmitte sein könnte, alleine Ihnen und Ihren Lektüren nutzbar?

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