III, 137 – Raum und/oder Räume

Noch zehn Minuten bis zur Öffnung des Pianeta Verde auf der anderen Seite des Platzes: mich wandelte eine Lust an, nämlich Gemüse zum Versaften zu kaufen, weil dieses Versaften etwas Versöhnliches hätte (so wie gestern das Messer und die Aubergine im Kopf), denn hierbei kämen aus den Fingern nicht mehr Worte wie Metallplattenexplantationen oder phytosanitäre Dringlichkeitsmaßnahmen oder Arbeitszeitänderungsschreiben, sondern einfach nur trinkbarer Saft von der Farbe einer hell klingenden Klarinette, der eine Oboe dazwischenkommt (wo wir schon bei Namen für Farben sind bzw. waren).
Richtig, es klingt nach wie vor aus den Tiefen der Räume (der Singular war zwar spontan zuerst da, aber es kann nicht davon die Rede sein, dass ich ein Fußballfeld bewohne). Gleichzeitig ein Vorwand zur Agoraphobietherapie, aber nur weil mir das plötzlich erfundene Wort gefiel. – Erledigt.
War dann zwar nicht so in dieser Farbe, eher eine Mischung aus Telemann und Monteverdi (auf jeden Fall solche Kombinationen, bei denen man zwar das Gesicht verzieht, aber dennoch nicht leugnen kann, es könne dennoch ein gewisser Reiz (suchte ich dieses Wort heute? (denn dieser Teilsatz wurde zuletzt hinzugefügt)) darin liegen), gleichzeitig abgespielt.
Und hinterher wie beim Niesen “Jesundheit!” sagen.
Ein indes durch und durch “meditativer” Tag, nicht nur beim Verlassen des Arbeitszimmers. Mittagsschlaf fiel wegen exzessiver Kopfarbeit flach, denn weil ich von Zecken gelesen, hatte ich an den Beinen plötzlich lauter Zeckenflecken, dabei bin ich im Dorf nur zweimal im Wald gewesen, hatte aber die ausgefahrenen Wege nie verlassen. Aber wahrscheinlich ist meine Schwester schuld, die mir geraten hatte, mich mit einem Antizeckenmittel an den Füßen einzusprühen. Ich bilde mir ein, kein Hypochonder zu sein (das Wort “wirklich” einzubauen, bereitet mir Schwierigkeiten: wirkliche Einbildung oder wirklicher Hypochonder?).
Es kam noch schlimmer, nämlich zum Imaginieren von Knochensägen. Veritable Amputationsphantasien.
In Wild-West-Filmen bestand die Arznei aus einer Flasche Whisky (wahrscheinlich mit e vorm y). Sicher kein schottischer wie der von gestern, dessen Torfnachgeschmack weiterhin anhielt wie etwa die Nachwirkungen eines Joints. Vielleicht auch deshalb das “Meditative” dieses Tages. Kann auch sein, daß ich mich wie auf einem Fußballfeld im Sinne eines singulären Raums ohne Ball bewegte. Wovon ich überzeugt bin: ich habe keine Zeruminalpfropf.
So daß ich mir zumindest keine Geräusche einbilde. Etwa das Geräusch der eingebildeten Säge. Auch ist es zu lange her, daß ich Filme gesehen, in denen eine solche Säge von Ärztehand betätigt wurde. Aber wie ich mir Hollywood vorstelle, wird das Bild der Säge nur einen Moment erschienen sein, während die Kamera auf dem whiskytrinkenden Patienten insistierte.
Meistens gehen Schlachten voraus.
Also lauter Leute, die in Reih’ und Glied schießend aufeinander zugehen, und meinetwegen der Lillibolero dazu, womit ich wieder das zutiefst melancholische Bild des an zwei Tagen straßauf straßab ziehenden Schützenzuges vor Augen habe. Statt auf dem sich nicht einstellen wollenden Mittagsschlaf zu insistieren, bereitete ich mir einen Kaffee vor. Aber nichts zu wollen: ich stand ganze fünf Minuten vor der Espressomaschine und wartete darauf, daß der Kaffee langsam die Hohlform fülle.
Wind nach wie vor: eine kurze Kette pendelte am Brunnen, als ich in der Tür stand.

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