Hodeen. Nel giornale amerino di martedì, 23 mese di agosto 2016.


[[Casa di Schulze
Il nuovo posto di lavoro, ore 8.24
Bach, Morimur (Hillard)]


Amelialba


Morgens um sechs lesend auf den zwei Stufen zum Cortile zu sitzen, stellt sich als unmöglich heraus: Da ist es – bereits wieder noch – schlichtweg zu dunkel; Amelialba, l‘alba su Amelia, steigt grad erst hinauf. Also trank ich den ersten Latte macchiato mit Kjaerstads neuem Helden im Kaminraum; erst etwas nach halb sieben konnte ich meinen gewohnten Platz einnehmen – nicht ohne Schal um Nacken und Schultern; denn auch kühl, morgens, ist es bereits. Breitet allerdings die Sonne ihr strahlendes Gefieder… jede Feder ist aus Licht, das allerdings den Hof erst gegen Mittag erreicht, – aber w e n n, dann eben ist’s italischst Hoher Sommer.

Um Viertel vor fünf, immerhin, auf. Bis etwa Mitternacht saßen wir beisammen. Der Freund hatte zu flachen Streifen längsgeschnittene Auberginen gebraten; dazu gab es italienisches Brot, den grandiosen Prosciutto vom Samstagsmarkt, sowie, aus Paris, den Fleuron de Canard und >>>> die weitgereisten Weichkäse.
Irgendwann am Abend holte ich die Béarttexte vor, rezitierte, was ich tags zuwegegebracht… aber heute morgen ist die ganze Arbeit (war indes nicht viel) verloren: Das Programm stellt die Datei nicht mehr her. Aber vielleicht liegt irgendwo anders noch eine aktuelle Version. Jedenfalls ist‘s mir räselhaft, doch bin ich sicher, alles schnell rekonstruieren zu können, >>>> nach DTs freilich erst am Nachmittag; ich halte mich an Pläne.

Gestern abendnachts Możdżers und Danielssons, wie der Freund ihn nannte, baltischen Jazz (wobei Norwegen nun ja nicht an der Baltischen See liegt, fällt mir grade ein: „Eine von Oslos Eigenarten. Eine Straßenbahnfahrt aus dem Zentrum hinaus und man steht vor zehn Kilometern Wildnis. Von hier bis zum Nordpol gibt es sozusagen nur Wald.“ Kjaerstad, König von Europa, 52); – gestern also Jazz, heute früh denn wieder Bach. Ein paar Dinge sind nachzuschlagen, etwa daß Orchideen ihren Namen aufgrund der Ähnlichkeit ihrer Knollen mit Hoden haben – „Erotik auf Wurzelniveau“, kommentiert das Kjaerstad, sowie das Wort Stamina. Man l e r n t ja, wenn man liest. Und stellt sich, wie vorgestern bei Verga ‚amarantfarben‘, heut ein ‚Tuaregblau‘ vor und denkt sich den Odysseus auf Sardinien.

Nun aber, Freundin, an meine Contessa-Arbeit, gewissermaßen adjutanten. À jà! – ich muß vorher noch ein Gedicht korrekturlesen, das mir gestern der Verlag für die Imprimatur geschickt hat.

So lächel ich, noch unrasiert, zu Ihrem Planeten hinauf.
Ihr

U.

[Bach, Die Kunst der Fuge, Streichquartettfassung]


P.S.:
 „Stamina“ ist die >>>> great physical or mental strength that allows you to continue doing something for a long time.
 Das griechische Wort ὄρχις (orchis) bedeutet tatsächlich „Hoden“, so daß die Pflanzenart eigentlich „Hodeen“ heißen müßte; aufs Vorpubertäre desexualisiert spricht man deshalb im Deutschen von, nicht zu fassen, „Knabenkraut“. So hat es Alexander Riha in seiner Romanübersetzung auch genannt. Es lebe der Biedermeier.

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