III, 147 – Ungelyncht (noch)

Im Grunde geht’s in diesen Tagen immer darum, an der eigenen Wand zu scheitern. Kein Durchkommen. Überlastung ist zu spüren, wird ab morgen in ein Termine-Schinden hinauslaufen. Überschätzt hab’ ich’s doch eigentlich nicht: da war die Verheißung lockerer Termine, aber mittlerweile sitzt da eine Andere, die zwar nur vorsichtig Termine andeutet, sie aber dennoch nennt. Morgen dann doch mal klären, daß ich sie nicht einhalten kann. Sicher, andere Arbeiten kamen auch dazwischen. Und sobald man im Vorfeld schon laviert mit den Zeiten, kommt gleich die Antwort: man sei knapp an Übersetzern, ob ich nicht jemanden kenne. Nein, kenn’ ich nicht. So bleibt die ‘Schuld’ bei einem selber, weil man keinen kennt. Und kriegt einen Termin-Bonus, der aber auch nichts an der allgemeinen Situation ändert.
Fast so, wie der Pfarrer von Amatrice, der verlautbarte: Wer sich beim Bau bzw. bei der erdbebensicheren Herrichtung der Gebäude nicht an die Regeln und Vorschriften gehalten, habe gesündigt. So einfach ist das. Aber Italien ist schon ziemlich kompliziert: Gemauschel und dann explodierendes Solidaritätspathos. Jedenfalls sehr heftige Reaktionen gegen die Satire von >>>> Charlie Hebdo, die ich aber nach den Meldungen über all die Mauscheleien überhaupt nicht verkehrt finden kann, sei’s. Hab’ mich natürlich auf keine Diskussionen eingelassen, um nicht gelyncht zu werden. Denn die Struktur der italienischen Gesellschaft besteht nach wie vor aus Familienclans. Man komme ihnen nie zu nah’ in einem negativen Sinne! Pas de Spaß! (Selbst erlebt, als ich mal gegenüber einer Ex-Schwägerin etwas gegen die A. (Nachname der Familie) sagte, wobei ich Erfahrungen verallgemeinerte: nie wieder etwas von ihr gehört: gut so!)
Heute jedenfalls: stures Worte-Produzieren, egal wie. Aber es bleibt immer nur ein unfaustes “Fast”. Gesegnetes Durchlesen: ebenso mühsam. Führt dazu, daß man zuweilen in der Tür steht und hastig eine Zigarette inhalierend Maulaffen feilhält, oder wie heut’ ein Gang hinab zum Geldautomaten, weil ich plötzlich merkte, daß ich nicht mal mehr das Geld für eine Schachtel Zigaretten hatte. Ich wählte für den Hingang den Panoramaweg, um dann auf dem direkteren Weg, an dem der Tabaccaio liegt, wieder hinaufzusteigen. Völlig verdattert dann die Annäherung an den Platz vorm Palazzo Petrignani. Getrommel. Bei der Überquerung des Platzes komplette Alien-Gefühle, herzliche Verwünschungen von Trommelfell zu Trommelfell. Hinter meinem Rücken dann klatschten sämtliche Mütter, Väter, Onkel und Tanten den Kindern Beifall, die da brav ihr Stückchen vorgeführt einschließlich Fahnenhimmelfahrt.
Einziger Lichtblick: M.-L. Kam heute vorbei mit einer Packung Amsterdamer Koekjes. Später dann gegenseitiges Erzählen absurder Situationen, die sich alle um den Hof drehten. Wir schieden lachend voneinander.

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